Traditionelle Autoritäten aus Kamerun besuchen in dieser Woche das Museum Fünf Kontinente in München. Die Vertreter der Fang-Beti informieren sich über die während der deutschen Kolonialzeit nach München gebrachten Kulturgüter.
Die Majestäten Guy Tsala Ndzomo, Jeacque Nsame, Bruno Mvondo, Frederic Vincent Endezoumou Mvoua, Jude Sylvain Mboum Nzambi und Pie Abanda werden die Dauerausstellung sowie Depots besuchen und mit Museumsvertreter:innen über den zukünftigen Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sprechen. In einem öffentlichen Podiumsgespräch heute, 24. Juni, diskutieren Forscher:innen aus Kamerun und Deutschland sowie traditionelle kulturelle Autoritäten ihre Perspektiven auf Kameruner Kulturgut, das in der Kolonialzeit nach Deutschland gebracht wurde.
Das Museum Fünf Kontinente führt seit mehreren Jahren einen offenen Dialog mit diversen kamerunischen Vertreter:innen. Derzeit erforscht das Museum in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Kameruns (Musée Nationale du Cameroun) die Provenienz seiner Bestände aus der Kulturregion Fang-Beti. Das Forschungsprojekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Im Zentrum des Interesses in München und Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, steht die fast fünf Meter lange Skulpturengruppe Dzom So'o. Das beeindruckende Kunstwerk repräsentiert die Ausbildung und Initiation von jungen Männern der Fang-Beti-Elite in der Zeit um 1900 und kam über den Kolonialoffizier Hans Dominik sowie den Kunsthandel 1922 nach München. Das So'o-Ritual wurde um 1907 von der deutschen Kolonialverwaltung verboten, da es mit Widerstandsaktivitäten in Verbindung gebracht wurde. Von den Fang-Beti-Vertreter:innen wird der Dzom So'o als bedeutendes Kulturgut betrachtet, das sowohl kulturgeschichtliche wie auch spirituelle und politische Bedeutung hat. Zuletzt war der Dzom So'o in der Sonderausstellung „Der Kolonialismus in den Dingen“ (November 2024 – Mai 2025) am Museum Fünf Kontinente zu sehen.
Die Delegation umfasst auch Vertreter:innen der Regierung und staatlicher Kultureinrichtungen Kameruns. Das Museum Fünf Kontinente freut sich auf das Wiedersehen mit dem Direktor des Nationalmuseums von Kamerun, Prof. Dr. Hugues Heumen Tshana, der Direktorin der Denkmalbehörde, Frau Marie Edjoa Akoa, sowie der Direktorin des Nationalarchivs, Prof. Dr. Esther Olembe, und Prince Legrand de Bangua Tchatchouang, Leiter des Kamerunhauses in Berlin. Sie hatten München bereits im Oktober 2023 besucht. Als Vertreter des Ministeriums für Kunst und Kultur sowie des Außenministeriums nehmen Herr Blaise Jacques Nkene und Herr Basile Kenmogne an der Reise teil.
Im Anschluss an den Besuch in München reisen die Mitglieder der Delegation an weitere deutsche Museen.
Öffentliches Podiumsgespräch: Dienstag, 24. Juni 2025, 19 Uhr im Vortragssaal des Museums Fünf Kontinente
Weitere Informationen unter: https://www.museum-fuenf-kontinente.de/veranstaltungen/
Zum geförderten Projekt Provenienz Jaunde? Die „Djom“-Figurengruppe und weitere Bestände aus der Kulturregion Fang-Beti (Kamerun) am Museum Fünf Kontinente