Enthüllung einer Gedenktafel neben einer Skulptur, acht Personen sind anwesend
NS-Raubgut

Gerechte und faire Lösung in der Hamburger Kunsthalle

Nachkommen des Sammlers Georg Tillmann verzichten auf Rückgabe von zwei Kaminfiguren des Künstlers G. H. Wolff.

Die Nachkommen des Sammlers Georg Tillmann haben von der berechtigten Rückgabe zweier Kaminfiguren des Künstlers G. H. Wolff abgesehen. Die zwei großen Skulpturen aus Kalkstein bleiben auf Wunsch der Familie in der Hamburger Kunsthalle. Nun erinnert eine Gedenktafel an das Schicksal des verfolgten jüdischen Sammlers.

Die Herkunftsgeschichte der beiden Kaminfiguren konnte von 2021 bis 2024 im Rahmen eines Provenienzforschungsprojekts der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen und der Hamburger Kunsthalle, unterstützt durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, erforscht werden. Die Skulpturen stammen aus dem Eigentum des Hamburgers Georg Tillmann (1882 –1941). Der Bankier, Sammler und Mäzen  hatte sie bei dem Künstler Gustav Heinrich Wolff 1925 in Auftrag gegeben.

Wie die Forschung unter der Leitung von Dr. Ute Haug ergab, haben die Skulpturen unter Unrechtsumständen den Besitz Tillmanns verlassen und sind in die Hamburger Kunsthalle gelangt. Die Familie Tillman* sah jedoch von einem berechtigten Rückgabeverfahren ab und wünschte sich einen Verbleib in der Hamburger Kunsthalle. In Gedenken an Georg Tillmann wird eine Gedenktafel neben den über zwei Meter großen Kaminfiguren im Hubertus-Wald-Forum der Kunsthalle auf die Herkunftsgeschichte verweisen.

Georg Tillmann verließ Hamburg 1932 mit seiner Ehefrau Dorothy (1891 - 1944) auf Grund der für jüdische Bürger:innen zunehmend schwierigen politischen Lage und emigrierte nach Amsterdam. Sein Vermögen, Haus und Grundstück in Hamburg, Schöne Aussicht 29, wurden vor 1940 beschlagnahmt. 1940 emigrierte Tillmann in die USA. Alice Sauerlandt  übernahm zwischen Sommer 1934 und Mai 1936 die beiden Skulpturen ohne Tillmanns Wissen und Erlaubnis aus dessen Haus. Alice Sauerlandt war die Ehefrau von Max Sauerlandt, der ab 1919  das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg leitete. Georg Tillmann, der erst im Nachhinein hiervon erfuhr, habe ihr angeblich die Skulpturen zur Verfügung gestellt. 1958 verkaufte Alice Sauerlandt die Skulpturen, die sich schon seit 1936 als Leihgabe von ihr in der Hamburger Kunsthalle befanden, an die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen (heute Stiftung Hamburger Kunstsammlungen). Seither befinden sich die Skulpturen als Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen in der Hamburger Kunsthalle.

Die Klärung der Herkunftsgeschichte der Skulpturen erfolgte im Rahmen eines  Forschungsprojektes, bei dem die Provenienzen der Kunstwerke mit ungeklärter bzw. bedenklicher Herkunft aus dem Eigentum der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen erforscht werden. Seit 1956 unterstützt die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen die Hamburger Kunsthalle, indem die von ihr erworbenen Werke in den Bestand der Kunsthalle als Dauerleihgaben der Stiftung aufgenommen werden. 

Zu den geförderten Projekten in Hamburg

[*Die Schreibweisen der Nachnamen unterscheiden sich: Georg Tillmann / Hugo Tillman]

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Die Präsentation der Gedenktafel mit (v.l.n.r.): Dr. Nadine Bauer (Projektmitarbeiterin), Hugo Tillman (Nachfahre von Georg Tillmann), Arndt Klippgen (Stiftung Hamburger Kunstsammlungen), Dr. Uwe Hartmann (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste), Prof. Dr. Alexander Klar (Direktor Hamburger Kunsthalle), Dr. Bernd Kundrun (Stiftung Hamburger Kunstsammlungen), Dr. Helga Huskamp (Geschäftsführerin Hamburger Kunsthalle) und Markus Pitz (Behörde für Kultur u. Medien Hamburg).