Das Kunstmuseum Bonn restituiert die Gouache „Blick in Ebene“ (1918) von Paul Adolf Seehaus an die Erbengemeinschaft der ursprünglichen Eigentümerin. Das Werk wurde der jüdischen Sammlerin Louise Koppel-Stadler mit hoher Wahrscheinlichkeit während der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig entzogen und gelangte 1951 über den Kunsthandel in die Sammlung des Kunstmuseums Bonn. Im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekts am Kunstmuseum wurde 2021 eine möglicherweise problematische Provenienz festgestellt und das Werk in die Lost Art-Datenbank eingetragen. Dort identifizierten es 2023 die Erben und wandten sich an das Kunstmuseum Bonn.
Marie Louise Stadler, geb. Lehmann, verw. Koppel (1887 - 1973), war eine jüdische Sammlerin. Nach Erkenntnissen der Provenienzforschung befand sich die Gouache „Blick in Ebene“ (1918) von Paul Adolf Seehaus seit mindestens 1919 in ihrer Sammlung in Köln, aus der es unter anderem 1926 zu einer Ausstellung an die Berliner Nationalgalerie verliehen wurde.
1929 zog Marie Louise Koppel nach Berlin, musste allerdings bereits im Oktober 1933 von dort über die Schweiz nach Paris fliehen. Ihre teils bei der Mutter in Köln, teils in Berlin verbliebene Wohnungseinrichtung samt nicht näher bezeichneten Kunstwerken wurde konfisziert, verkauft und galt seither als verschollen.
Nur wenige Werke konnte Louise Koppel mit nach Paris nehmen. 1942 wurden auch diese beschlagnahmt und verkauft. „Blick in Ebene“ gelangte auf ungeklärtem Weg in die Düsseldorfer Galerie Alex Vömel, die es 1951 an die Städtischen Kunstsammlungen Bonn verkaufte.
Paul Adolf Seehaus (1891-1919) war der einzige Schüler von August Macke und zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Rheinischen Expressionisten. „Blick in Ebene“ gehört zu den eindrucksvollen Landschaftsdarstellungen des Künstlers.
Im Verlauf des Forschungsprojekts Provenienzrecherche zu den Nachkriegserwerbungen des Kunstmuseum Bonn wurde das Aquarell gemeinsam mit zwei weiteren Werken aus der Sammlung in die Lost Art-Datenbank eingetragen. Das Projekt wurde ermöglicht durch die Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste. Die Forschung hatte eine deutliche Provenienzlücke aufgezeigt, die in Verbindung mit weiteren Hinweisen auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug zwischen 1933 und 1945 hindeutete. Die Erbengemeinschaft trat an das Kunstmuseum heran, nachdem sie das Werk in der Datenbank identifiziert hatte.
Die feierliche Übergabe findet am 31. Januar 2025 im Kunstmuseum Bonn statt. Bei der Übergabe werden Erben von Marie Louise Stadler und ihr Rechtsanwalt Dr. Hannes Hartung anwesend sein.