Der Museumsverband Rheinland-Pfalz e. V. hat erstmals die Überprüfung von Sammlungen kleiner und mittelgroßer Museen in Rheinland-Pfalz auf NS-Raubgut begonnen. Seit Mitte November werden in der Reihenfolge ihrer Nennung das Roentgen-Museum Neuwied, das Stadtmuseum Bad Dürkheim, das Eifelmuseum Mayen und das Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz) auf verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter untersucht.
Das Erstcheck-Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste über einen Zeitraum von sechs Monaten mit der maximalen Fördersumme von 40.000 Euro finanziert, sodass den Museen selbst keine Kosten entstehen. Die Organisation und Koordination erfolgt durch den Museumsverband Rheinland-Pfalz. Dafür steht eine vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes auf zwei Jahre geförderte Koordinierungsstelle für Provenienzforschung zur Verfügung.
Die Stelle verfolgt das Ziel, die rheinland-pfälzischen Museen für das Thema der Provenienz von NS-Raubgut zu sensibilisieren. Der Bedarf an der Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte ist groß, oft fehlen den Häusern allerdings die personellen und finanziellen Mittel, um mögliche Unrechtskontexte in ihren Sammlungen eigenständig aufzuarbeiten.
Die vier Museen vereint eine lange Sammlungsgeschichte, die bis ins 19. oder frühe 20. Jahrhundert reicht. Bei allen liegen Verdachtsmomente vor: Während im Eifelmuseum Mayen eine Sammlung von Judaica unbekannter Provenienz genauer untersucht werden soll, steht im Roentgen-Museum Neuwied ein bedeutendes Möbel des Kunstschreiners Georg Rudolph Gambs im Fokus. Das Erkenbert-Museum verwahrt eine Reihe von Objekten, bei denen Verdachtsmomente auf NS-Raubgut bestehen; dazu zählt etwa ein Drittel der bedeutenden Sammlung Frankenthaler Porzellans aus dem 18. Jahrhundert, dessen Herkunft bislang ungeklärt ist. Das Stadtmuseum in Bad Dürkheim wiederum sieht sich gleich mit zwei Verdachtsmomenten konfrontiert, die mit ehemaligen jüdischen Bürgern der Stadt in Zusammenhang stehen. Diesen Verdachtsmomenten soll im Rahmen des Projekts nachgegangen werden.
Weitere Informationen: htps://www.museumsverband-rlp.de/themen/erstcheck-ns-raubgut