Gemälde mit Segelschiffen
NS-Raubgut

SPK restituiert fünf Werke aus der Gemäldegalerie

Die Kunstwerke gehen zurück an die Erben der Inhaber der Galerie Matthiesen.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat fünf Werke an die Nachkommen der Inhaber der Galerie Matthiesen zurückgegeben; ein weiteres Gemälde, das einst im Besitz der Familie war, verbleibt in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.

1935 hatte die Dresdner Bank rund 4.400 Kunstwerke an den Preußischen Staat verkauft, der diese an die Museen übergab. Seit 2018 untersucht das Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, ob sich unter den davon heute noch im Bestand der Museen erhaltenen Werken NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut befindet. Ein Konvolut von Gemälden stammt aus der Galerie Matthiesen. Mit den Nachkommen der Inhaber der Galerie konnte die SPK nun eine faire und gerechte Lösung finden, die die historischen Hintergründe angemessen berücksichtigt.

Der jüdische Kunsthändler Franz Zatzenstein-Matthiesen hatte für seine Berliner Galerie in den 1920er Jahren Kredite aufgenommen. 1933 flüchtete er in die Schweiz. Im darauffolgenden Jahr übereignete er der Bank zur Tilgung von Restschulden Kunstwerke aus seinem Galeriebestand. Diese gelangten im Zuge des Dresdner-Bank-Geschäftes 1935 in die Staatlichen Museen zu Berlin. Die nun mit den Erbinnen und Erben getroffene Vereinbarung berücksichtigt einerseits den durch die Verfolgung erlittenen Schaden, andererseits die Tatsache, dass es um Verbindlichkeiten aus der Zeit vor 1933 ging, die der Galerist auch ohne die Verfolgung hätte tilgen müssen, wenn auch zu wesentlich günstigeren Bedingungen. 

Die Berliner Galerie Matthiesen GmbH wurde 1923 von Franz Zatzenstein-Matthiesen gegründet. Sie zählte große Museen zu ihrem Kundenkreis und war fest im internationalen Kunsthandel etabliert. Dennoch geriet die Galerie im Zuge der Weltwirtschaftskrise in  Schwierigkeiten. Bereits in den 1920er Jahren hatte Zatzenstein-Matthiesen für die Galerie Kredite bei der Danat-Bank aufgenommen, die 1932 in der Dresdner Bank aufging. Die Rückzahlung der Kredite wurde für die Galerie zur Herausforderung. 1932 wurde eine Vereinbarung zwischen der Bank und der Galerie geschlossen, die die bestehenden Verbindlichkeiten regelte. Dabei wurde ein Teil der Schulden getilgt. Für die Restschuld wurde ein Zahlungsplan bis 1938 erstellt.

Nach einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo emigrierte Franz Zatzenstein-Matthiesen im April 1933 nach Zürich, blieb aber zunächst Geschäftsführer der Galerie. 1934 konnten die zwei Jahre zuvor vereinbarten Ratenzahlungen an die Dresdner Bank nicht mehr geleistet werden. 1934 wurde daher eine neue Vereinbarung zwischen der Galerie Matthiesen und der Dresdner Bank getroffen: Die Restschulden wurden durch die Übereignung von elf Gemälden aus dem Warenbestand der Galerie getilgt. Diese waren dann unter den 1935 über den Preußischen Staat an die Staatlichen Museen zu Berlin verkauften Kunstwerken. Sechs von ihnen wurden im Zuge der Recherchen in der Gemäldegalerie identifiziert, die übrigen sind entweder Kriegsverlust oder wurden bereits in den 1930er Jahren weiterveräußert.

Durch die verfrühte Ablöse des Gesamtkredits entstand der Galerie wohl erheblicher Schaden. Da die Tilgung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so erfolgt wäre, wenn Franz Zatzenstein-Matthiesen nicht durch die Verfolgung zur Emigration gezwungen gewesen wäre, haben die Erben der Inhaber der Galerie Matthiesen und die SPK sich auf eine faire und gerechte Lösung geeinigt. 

Die Nachfahren der Inhaber der Galerie erhalten:

  • Anton van Dyck, Nachfolge: Porträt eines Mannes in Ritterrüstung (um 1619);
  • zwei ehemals Jan van de Capelle zugeschriebe holländische Werke: Segelschiffe / Ruhige See mit Einmastern und Staatenjacht (18. Jh.) und Marine / Segelschiffe auf der Merwede vor Dordrecht (2. H. 17. Jh.);
  • Giovanni Battista Tiepolo, Kopie: Christus auf dem Weg zum Kalvarienberg;
  • Niederländisch, ehemals Ambrosius Benson zugeschrieben: Bildnis eines Mannes / Bildnis Melanchton (1546 / 1555).

Im Bestand der Gemäldegalerie verbleibt: Versuchung des Hl. Antonius aus dem Umkreis von Jan (Wellens) de Cock.

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Die Versuchung des Heiligen Anthonius, Jan de Cock, Umkreis, Eichenholz, 33,8 x 47,1 cm, Kat. Nr. 2136