„Aufarbeitung historischen Unrechts“

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste feiert sein zehnjähriges Bestehen als zentrale Fördereinrichtung für die Provenienzforschung.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste zieht im zehnten Jahr seines Bestehens eine Erfolgsbilanz. Gegründet am 1. Januar 2015, hat sich die Stiftung als zentrale Förderinstitution für die Provenienzforschung in Deutschland und als Ansprechpartnerin für Fragen des Kulturgutentzugs etabliert. Mehr als 400 Projekte zur Provenienzforschung mit einer Gesamtfördersumme von fast 60 Millionen Euro konnten mit Unterstützung des Zentrums realisiert werden. Ziel ist es dabei, zu klären, ob Kulturgüter zum Beispiel aufgrund von Verfolgung entzogen wurden und damit Rückgaben an die rechtmäßigen Eigentümer:innen zu ermöglichen. Die Stiftung feierte ihr Jubiläum am Dienstag (10. Dezember) mit einer Festveranstaltung in Magdeburg, ihrem Sitz.

Zum Jubiläum gratuliert auch Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien: „Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste leistet seit fast zehn Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der ‚Washingtoner Prinzipien‘, zu denen sich die Bundesrepublik Deutschland 1998 bekannt hat. Als zentrale Anlaufstelle unterstützt es Museen, Archive und Bibliotheken dabei, NS-Raubgut in ihren Sammlungen aufzuspüren. Diese akribische Arbeit hat bereits zahlreiche Restitutionen ermöglicht. Die Provenienzforschung stärkt zugleich die Erinnerungskultur unseres Landes, indem sie geschehenes Unrecht deutlich macht, anerkennt und benennt. Für dieses wichtige Engagement danke ich dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und seinem Team von ganzem Herzen.“

Bund, Länder und Kommunen haben das Zentrum 2015 gegründet, um die Provenienzforschung vor allem an Einrichtungen wie Museen, Universitäten, Bibliotheken oder Archiven in Deutschland zu fördern. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt auf Projekten zu „NS-Raubgut“, also Kulturgütern, die insbesondere verfolgten jüdischen Bürger:innen abgepresst oder gestohlen wurden. Die vom Zentrum betriebene Datenbank „Lost Art“ (www.lostart.de) ist heute eines der wichtigsten Instrumente, um in der NS-Zeit geraubte Objekte zu identifizieren und Restitutionen zu ermöglichen. So lassen sich zahlreiche Rückgaben auf Lost Art zurückführen.

Neben Provenienzforschung zu NS-Raubgut fördert das Zentrum auch Forschung zu Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Seit 2019 werden Projekte zur Erforschung der Herkunft von Kulturgütern und menschlichen Überresten aus einstigen Kolonialgebieten finanziert. Zu Kulturgutverlusten in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR sowie zu Kriegsverlusten im Zuge des Zweiten Weltkriegs unterstützt die Stiftung Grundlagenforschung.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort auch die Mittel für seine Projektförderung. Die Ergebnisse der Projekte werden in der Datenbank Proveana unter www.proveana.de dokumentiert.

Gilbert Lupfer, Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, betont: „Indem Provenienzforscher:innen die Biografien von Objekten erforschen, bringen sie auch deren einstige Besitzer:innen in Erinnerung – Menschen, die Verfolgung erleiden mussten und oftmals ihr Leben verloren. Das gilt für die Verfolgten des Nationalsozialismus, es gilt aber auch für die Opfer von Unterdrückung in der DDR oder in den einstigen Kolonialgebieten. Provenienzforschung ist unabdingbar für eine lebendige Gedenkkultur und die Aufarbeitung historischen Unrechts. Auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen darf sie nicht zur Disposition stehen.“

Rainer Robra, Staatsminister und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, erklärt: „Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste setzt Maßstäbe für unseren Umgang mit der Vergangenheit. Es wird auf sehr konkrete Art und Weise deutlich, wie man aus der Geschichte lernen kann. Ich freue mich sehr, dass Magdeburg und Sachsen-Anhalt in diesem Zusammenhang bereits seit geraumer Zeit eine Schlüsselrolle spielen.“.

Weitere Zahlen, Fakten und Daten zum Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finden Sie in unserem Faktenblatt.

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Vorstand Gilbert Lupfer und Staatsministerin Claudia Roth

Die Fotos der Veranstaltung zum Herunterladen finden Sie unter unseren Pressebilder im Download-Kit 2.