Untersuchung der Sammlung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Bundesland:
Sachsen-Anhalt
Ansprechpartner:
Anne-Katrin Ziesak

PositionProjektleiterin

E-MailAnne-Katrin.Ziesak@luthermuseen.de

Patrick Bormann

PositionProjektbearbeiter

E-MailPatrick.Bormann@Luthermuseen.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:

Beschreibung:

Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt wurde 1997 gegründet. ln ihrer Obhut befinden sich fünf Museen: Luthers Geburtshaus und Luthers Sterbehaus in Eisleben, Luthers Elternhaus in Mansfeld sowie das Lutherhaus und das Melanchthonhaus in Wittenberg. Die Häuser in Wittenberg und Eisleben gehören seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wichtigstes Museum der Stiftung ist das Lutherhaus in Wittenberg, der authentische Lebensmittelpunkt des Reformators. Es wurde 1883 als Museum gegründet und erhielt den Namen Lutherhalle, den es bis 1997 trug. Dort befindet sich eine bedeutende Sammlung von materiellen Zeugnissen der Reformation und ihrer Rezeption, die seit der Gründung stetig erweitert wird.

Der während der NS-Zeit amtierende Direktor, Prof. Dr. Oskar Thulin (18981971), professionalisierte die Lutherhalle und ihre Ausstellungen. Die Sammlung erfuhr unter ihm einigen Zuwachs. Thulin war ein Anhänger des Nationalsozialismus, Mitglied der NSDAP (Eintritt: 01.04.1933) und der SA (Eintritt: 01.10.1933) sowie Stadtrat in Wittenberg für die NSDAP. Vom NS-Regime und seinem um Luther betriebenen Führerkult versprach sich Thulin eine Aufwertung seines Museums. Die Feiern zum 450. Geburtstag des Reformators 1933 und zum 500. Bibeljubiläum 1934 nutzte er, um öffentlichkeitswirksame ,,Events" in Szene zu setzen.

Neben Thulins Unterstützung des Regimes hat eine erste Auswertung der Inventarbücher aus den Jahren 1933 bis 1945 weitere Verdachtsmomente hervorgebracht, denn unter den dort angegebenen Verkäufern befinden sich mit dem Berliner Antiquariat J. A. Stargardt, dem Berliner Antiquariat Gsellius und dem Würzburger Antiquariat Helmut Tenner drei Antiquariate, die bereits im Kontext Raubgut auffällig geworden sind.

In dem aktuellen Projekt sollen daher die Zugänge aus den Jahren 1933 bis 1945 systematisch auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug untersucht werden. Insgesamt angeschafft worden sind in den Jahren 1933 bis 1945 nach bisherigem Wissensstand folgende Objekte:

7 Handschriften (4 davon unbedenklich)

177 Historische Drucke aus dem 16.18. Jahrhundert

27 Gemälde (10 davon unbedenklich)

2 Plastiken

2 Objekte Kunsthandwerk

10 Numismatica

1.393 Titel Sekundärliteratur/Arbeitsbibliothek

Aufgrund ihrer Bedeutung und der genannten Verdachtsmomente sollen die Handschriften und die historischen Drucke prioritär geprüft werden.

Das Projekt und seine Ergebnisse sollen öffentlich dokumentiert und sichtbar gemacht werden. Start und Ergebnis des Projekts sollen durch eine Pressemeldung begleitet werden, der Abschluss auch durch eine Veranstaltung. Informationen über das Projekt werden auf der Webseite der Stiftung Luthergedenkstätten veröffentlicht und über Social Media bekannt gemacht. Zudem ist ein Vortrag im Rahmen einer öffentlichen Vortragsreihe des Museums geplant. Forschungsdaten zu Verdachts- und Restitutionsfällen werden in den Datenbanken „Lost Art und „Looted Cultural Assets bereitgestellt.

© Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt