Exlibris mit Berliner Kulisse und Namen Ida Marie und Hanns Sternheim
NS-Raubgut

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg erhält Hans Sternheims geraubte Bücher

Erbin bestimmt SUB Hamburg als Restitutionsempfängerin.

Zum ersten Mal hat die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg als Restitutionsempfängerin für NS-Raubgut einen Band aus der Sammlung Hans Sternheim bekommen. 1939 hatte der als Jude verfolgte Buchdruckereibesitzer Hans Sternheim unter Druck seine Büchersammlung verkaufen müssen. Nun ist ein weiteres Buch daraus aufgetaucht – und als NS-Raubgut restituiert worden.

2019 gab die Stabi Hamburg sechs Bücher an Sternheims Enkelin Ingrid Mertens zurück. In einer großzügigen Geste schenkte sie damals der Bibliothek die restituierten Bücher ihres Großvaters. Darüber hinaus legte Ingrid Mertens fest, dass die SUB auch in Zukunft Empfängerin für alle Sternheim-Restitutionen sein sollte. Die Bücher sind an einem kleinen Exlibris zu erkennen, das vor  dem Berliner Lustgarten mit Blick auf das Alte Museum und das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. die Namen „Ida Marie und Hanns Sternheim“ zeigt.

Hans Sternheim war ein Berliner Buchdruckereibesitzer, er liebte und sammelte Bücher – und er war ein Patenkind von Theodor Fontane, einem Freund seiner Eltern. 1939 hatte er sich unter dem Druck der NS-Verfolgung von großen Teilen seiner wertvollen Bibliothek trennen müssen, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Die Stabi erwarb 1939 eine Reihe von Büchern, die auf diesen Notverkauf zurückgingen und damit NS-Raubgut darstellen. 1942 wurde Hans Sternheim zusammen mit seiner Frau Ida Marie nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die fast 90-jährige Erbin Ingrid Mertens, die als Kind noch mit ihren Großeltern zusammengelebt hatte, erklärte anlässlich der Rückgabe der Bücher 2019: „Ich möchte diese Bände und auch alle eventuell in Zukunft noch auftauchenden Bücher von Hans Sternheim der Bibliothek als Geschenk überlassen.“ Die Sternheim-Bände sind seitdem durch Einleger in den Büchern und Einträge im Bibliothekskatalog für alle Nutzer:innen als NS-Raubgut zu erkennen.

2022 starb Frau Mertens in Berlin. Im Sommer 2023 bekam die SUB eine Anfrage der Bibliothek der TU München, die eine Rembrandt-Biographie aus Hans Sternheims Sammlung in ihren Beständen entdeckt hatte. Es stellte sich heraus, dass der schmale Band aus derselben Quelle kam wie die Bücher der SUB. Die Münchener Kolleg:innen wollten das Buch gern als NS-Raubgut an die rechtmäßigen Erben Hans Sternheims zurückgeben. Rasch wurde ein Kontakt zu Ingrid Mertens‘ Nachlassverwalter hergestellt und noch einmal die Bestätigung eingeholt, dass die SUB dieses und alle zukünftig gefundenen Bücher der Privatbibliothek Sternheims erhalten solle.

 

Weitere Infos finden Sie auf dem Blog der SUB Hamburg: https://blog.sub.uni-hamburg.de/

Sollten Ihnen im Rahmen Ihrer Tätigkeit der Provenienzforschung jemals Bücher mit diesem Exlibris (siehe Foto) unterkommen, so wenden Sie sich gern an Anneke de Rudder von  der Arbeitsstelle Provenienzforschung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg unter nsraubgut@sub.uni-hamburg.de

1 von 5
Exlibris von Ida Mari und Hanns Sternheim, im Hintergrund ist der Berliner Lustgarten mit Blick auf das Alte Museum und das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. zu sehen.