Recherche zur Provenienz von 18 Objekten aus Benin
Das Übersee-Museum Bremen (ÜM) hat in seiner Sammlung 18 Objekte, die dem ehemaligen Königreich Benin zuzuschreiben sind. Bisher fehlte eine lückenlose Rekonstruktion der jeweiligen Provenienzketten. Der Umstand, dass nicht alle Benin-Objekte, die heute in europäischen Museumssammlungen vertreten sind, aus der britischen Strafexpedition von 1897 stammen, sondern vereinzelt bereits vorher, vermehrt aber auch danach für den Verkauf produziert wurden, erschwert den Sachverhalt.
Innerhalb des Projekts sollten die einzelnen Provenienzketten rekonstruiert werden, mit dem Ziel, die akuten Verdachtsmomente zu belegen und auch die anderen Objekte auf einen möglichen Unrechtskontext zu überprüfen. Damit wird eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für eine Rückgabe geschaffen, falls Nigeria eine Rückforderung stellt.
Das Projekt ordnet sich in die „Erklärung zum Umgang mit den in deutschen Museen und Einrichtungen befindlichen Benin-Bronzen“ vom 29. April 2021 ein. Es versteht sich auf Basis dieser Erklärung als einen Beitragenden zur „Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit“ und unterstreicht diese Aufarbeitung als „eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe und ein zentrales kulturpolitisches Handlungsfeld“.
Die beschriebenen Objekte waren in der Vergangenheit bereits Gegenstand einer Studie, die sich mit der Sammlungsgeschichte der afrikanischen Bestände des Übersee-Museums auseinandersetzt. Die Recherchen beschränkten sich hierfür jedoch weitgehend auf die Archivalien des Übersee-Museums selbst, weshalb die Suche in auswärtigen Museen und Archiven weiter geführt werden musste.
Zwar lässt sich die Provenienz in der Regel nicht zum Ursprung zurückverfolgen, doch wird aus den Quellen deutlich, dass generell nur eine verschwindend geringe Zahl von Objekten Benin vor 1897 verlassen hatte bzw. in den Handel gelangte. Auch eine Anfertigung der in Bremen befindlichen Objekte nach der Eroberung 1897 ist in der Mehrheit der Fälle unwahrscheinlich, da sie entweder bereits sehr kurz nach diesem Zeitpunkt erworben wurden oder von einer Machart sind, die nach der Zerstörung der Stadt Benin lange Jahre nicht mehr gepflegt wurde, oder als Objekte sakralen Ursprungs nicht für den Handel beabsichtigt gewesen sein können.
(c) Übersee-Museum Bremen
- Das Lüderitz-Museum des Ludwig Roselius. Kritische Überprüfung eines NS-Bestandes im Übersee-Museum Bremen
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- Unpacking a colonial missionary collection: Tracking the provenance and shifts in the meanings, values and uses of legbawo, dzokawo and other items assembled by the missionary Carl Spiess among the Ewe on behalf of the Städtisches Museum für Natur-,