Help Desk für Anfragen zu NS-Raubgut
Am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, Außenstelle Berlin, steht seit dem 1. Januar 2020 eine Kontakt- und Informationsstelle (Help Desk) für Anfragen zum Thema Kulturgutraub der NS-Zeit zur Verfügung. Sie wurde insbesondere für die Opfer der verfolgungsbedingten Entziehung von Kulturgut während der nationalsozialistischen Herrschaft und ihre Nachkommen eingerichtet.
Der Help Desk bietet allgemeine Beratung und Hilfestellung bei Fragen zu Entziehung, Provenienzforschung sowie gerechten und fairen Lösungen. Dieser niederschwellige Anlaufpunkt, der erste und einzige in Deutschland, wendet sich insbesondere an Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt außerhalb Deutschlands haben und sich Unterstützung wünschen, sei es sprachlich oder im Umgang mit Kulturinstitutionen. Der Help Desk steht bei ersten Schritten unterstützend zur Seite und vermittelt weiterführende Kontakte und Informationen. Auch Institutionen, heutige Besitzer:innen von möglichem NS-Raubgut und der Kunsthandel können sich hier unverbindlich und allgemein zu Lösungsmöglichkeiten beraten lassen. Eine Rechtsberatung kann der Help Desk nicht leisten.
Fragen zum Help Desk für Anfragen zu NS-Raubgut
Bietet der Help Desk Archivrecherchen im Namen von Anspruchsteller:innen an?
Der Help Desk kann bei einleitenden Online-Recherchen und kleineren Archivrecherchen im Raum Berlin behilflich sein. Für umfangreichere Recherchen und Archivalien andernorts kann der Help Desk den Kontakt zu spezialisierten Forscher:innen herstellen.
Stellt der Help Desk lediglich einen anfänglichen Kontakt her oder wird der Help Desk im Namen des/der Anspruchsteller:in intervenieren, wenn ein Museum beispielsweise auf die Anfrage des/der Anspruchsteller:in nicht reagiert?
Der Help Desk identifiziert Beteiligte, Entscheidungsbefugte und andere Kontakte, die bei einem Anspruch zuständig sind. Sollte ein Dialog zum Erliegen kommen, wird der Help Desk konstruktiv mit allen Beteiligten zusammenarbeiten, um weitere Gespräche im Hinblick auf gerechte und faire Lösungen zu befördern.
Befasst sich der Help Desk nur mit Kulturgütern, die in Deutschland verfolgungsbedingt entzogen wurden oder kann er auch bei Ansprüchen auf Kulturgut, das in anderen Ländern entzogen wurde, behilflich sein?
Das Hauptanliegen des Help Desk ist Kulturgut, das sich gegenwärtig in deutschen Institutionen befindet und möglicherweise Gegenstand eines Restitutionsanspruchs ist. Darüber hinaus kann der Help Desk jedoch bei generellen Fragen zur Entziehung von Kunst und Kulturgut im Einflussbereich des nationalsozialistischen Regimes von 1933 bis 1945 konsultiert werden.
Mit welcher Art von Kulturgut befasst sich der Help Desk? Gibt es Besitzansprüche, mit denen er sich nicht befasst?
Kulturgüter beinhalten Gegenstände der schönen und angewandten Künste, Haushaltsgegenstände und Bücher sowie andere Arten von entzogenen Gegenständen, die in Institutionen bewahrt werden. Der Help Desk befasst sich nicht mit Immobilien, Tierhaltung, Angelegenheiten der Staatsbürgerschaft und Sozialversicherung, Versicherungen oder Unternehmenswerten.
Kann der Help Desk bei Ansprüchen auf Kulturgut behilflich sein, das in der sowjetisch besetzten Zone bzw. in der DDR entzogen wurde?
Die Aufgaben des Help Desk zielen auf Opfer nationalsozialistischer Entziehungen und deren Nachfahr:innen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste hat jedoch Mitarbeiter:innen, die sich mit Kulturgut befassen, das unter der sowjetischen Besatzung und in der DDR entzogen wurde.
Welche finanzielle Unterstützung steht Anspruchsteller:innen zur Verfügung, um ihre Forschungskosten zu decken?
Anspruchsteller:innen können beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste Gelder beantragen, um nach ihrem entzogenen Kulturgut zu forschen. Für jene, die keinen Wohnsitz in Deutschland haben, kann dies in einer Kooperation mit einem/einer Forscher:in, Vertreter:in oder einer Institution mit Sitz in Deutschland geschehen.
Kann der Help Desk eine/n freiberuflich tätige/n Provenienzforscher:in empfehlen?
Der Help Desk kann eine Auswahl von freiberuflichen Provenienzforscher:innen anbieten, die Mitglied des Arbeitskreises für Provenienzforschung sind.
Abgesehen von der Zusammenarbeit mit einem/einer fachkundigen Provenienzforscher:in. Wie kann eine Familie mit der Suche nach ihren entzogenen Kulturgütern beginnen?
Nationalsozialistische Beschlagnahmungen umfassen Dinge von den einfachsten Haushaltsgegenständen bis hin zu einzigartigen und hochrangigen Kunstwerken. Ein einmaliges Objekt ist leichter zu verfolgen als eines, von dem mehrere oder sogar zahlreiche hergestellt wurden. Die Dokumentation zu Objekten kann Fotografien von Innenräumen enthalten, Briefe mit Hinweisen auf spezifische Gegenstände, Unterlagen aus Nachkriegsverfahren zur Wiedergutmachung, Presseartikel usw. Zusammen mit genealogischen Informationen und Adressen ehemaliger Wohnungen können sie eine nützliche Grundlage für weitere Forschungen ergeben.
Gibt es eine Wertgrenze, die erreicht werden muss, bevor der Help Desk bei einem Anspruch behilflich ist, oder berät der Help Desk auch bei Kulturgut von geringem Wert wie ein paar hundert Euro oder weniger?
Der Help Desk bietet Beratung ohne Rücksicht auf den materiellen Wert an.
Gibt es ein Verzeichnis von Museen in Deutschland, insbesondere kleinere, die Gegenstände erhalten haben, die Familien am Ort entzogen wurden?
Die deutsche Museumslandschaft ist extensiv und variiert aufgrund der Kulturhoheit der Länder stark in der Verwaltungsstruktur. Museen aller Art und jeglicher Größe erhielten seit 1933 bis heute Gegenstände durch zahlreiche Kanäle. Eine Spurenverfolgung von entzogenen Objekten kann ein komplexes Unternehmen sein, das oftmals spezielle Fachkenntnis erfordert.
Bietet der Help Desk Übersetzungsdienste an?
Der Help Desk kann in begrenztem Umfang Übersetzungen anbieten, sofern es der Arbeitsumfang erlaubt. Er kann keine beglaubigten Übersetzungen anfertigen. Er kann jedoch eine/n Übersetzer:in für umfangreichere oder spezialisierte Aufgaben vermitteln.