Der Stiftungsrat des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste beschloss 2017, dass für den Bereich SBZ/DDR noch keine antragsbasierte Provenienzforschung wie im Bereich NS-Raubgut (oder ab 2019 im Bereich Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten) durchgeführt werden solle – sondern zunächst Grundlagenforschung, um ermittelte (oder vermeintliche) Entzugsfälle überhaupt richtig einordnen zu können, um deren Häufigkeit, Planmäßigkeit und Motivation zu erkennen.
Um diese Grundlagenforschung gezielt und unabhängig von der Zufälligkeit eingehender Anträge durchführen zu können, entschied man sich für die Form sogenannter Kooperationsprojekte. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste findet hierfür wissenschaftliche Partner, die zur Bearbeitung einer bestimmten Forschungslücke besondere Sachkenntnis versprechen, bereits thematische Vorarbeit geleistet haben, über spezielle Quellen verfügen oder einen besonderen Zugang zur Forschungsaufgabe haben. Daraufhin entwickeln beide gemeinsam ein Projekt, das einen vorher klar definierten Wissensmangel im Forschungsbereich abdeckt.
Die Kooperationen zur Grundlagenforschung selbst sind also noch keine Projekte der Provenienzforschung oder einer vertiefenden Bestandsprüfung. Stattdessen sollen alle diese Pilotprojekte Strukturen organisierter Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR herausarbeiten (Methoden, Akteur:innen, Betroffene, Objektgruppen, Ziele), Übersichtsdarstellungen und Fallstudien liefern, die Archivsituation ermitteln (Umfang, Standorte, Möglichkeiten/Schwierigkeiten der Recherche), wichtige Aktenbestände erschließen und allgemein eine Basis zur Einordnung späterer Provenienzforschung schaffen helfen.
Für alle Fragen möglicher Projektförderung zur Grundlagenforschung SBZ/DDR steht der Fachbereich „Kulturgutverluste im 20. Jahrhundert in Europa“ als Ansprechpartner zur Verfügung.