FAQ: Häufig gestellte Fragen
Ist das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste eine staatliche Einrichtung?
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wurde 2015 von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden gegründet, ist aber eine Stiftung bürgerlichen Rechts und damit keine staatliche Einrichtung oder Behörde. Das Zentrum wird jedoch von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort auch die Mittel für seine Projektförderung.
Wofür ist das Zentrum zuständig?
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft von Kultur- und anderen Sammlungsgütern. Dabei befasst es sich schwerpunktmäßig mit sogenanntem verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Mithilfe der vom Zentrum unterstützten Provenienzforschung soll geklärt werden, ob Objekte zum Beispiel jüdischen Bürger:innen im Nationalsozialismus geraubt wurden. Diese Klärung ist die Voraussetzung für Rückgaben oder andere gerechte und faire Lösungen.
In kolonialen Kontexten werden unter anderem auch Projekte gefördert, die der Herkunft von menschlichen Überresten in deutschen Sammlungen nachgehen. Insgesamt widmet sich die Stiftung vier großen Themenkomplexen: der Erforschung von NS-Raubgut, der Herkunft von Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR sowie kriegsbedingt verlagertem Kulturgut des Zweiten Weltkriegs.
Forscht das Zentrum selbst?
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste ist eine Förderinstitution. Als solche finanziert, ermöglicht, unterstützt und vernetzt die Stiftung Forschungsprojekte, regt Grundlagenforschung an, bringt Publikationen heraus, veranstaltet Tagungen und engagiert sich in der Weiterbildung. Eigene Provenienzforschung betreibt sie jedoch nicht.
Welche Art der Forschung wird unterstützt?
Das Zentrum fördert die Provenienzforschung im Bereich „NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut“ für öffentliche und privat getragene Einrichtungen sowie für Privatpersonen und im Bereich „Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ für öffentliche und privat getragene gemeinnützige Einrichtungen. Dabei können jeweils langfristige und kurzfristige Projekte beantragt werden sowie sogenannte Erstchecks.
In den Bereichen „Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR“ und „Kriegsbedingt verlagertes Kulturgut“ („Kriegsverluste“) werden Projekte der Grundlagenforschung gefördert, eine systematische Bestandsuntersuchung in Sammlungen kann derzeit nicht gefördert werden.
Zur Förderung im Bereich NS-Raubgut
Zur Förderung im Bereich „Koloniale Kontexte“
Ist das Zentrum für Restitutionen zuständig?
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert Provenienzforschung, damit die Herkunft von Kulturgütern und anderen Sammlungsbeständen geklärt werden kann. Damit werden die Grundlagen dafür geschaffen, dass geraubte Kulturgüter – und in kolonialen Kontexten auch menschliche Überreste – zurückgegeben werden können. Insofern ist die Forschungsförderung des Zentrums nicht neutral. Die Entscheidung, ob eine Restitution letztendlich erfolgt, beziehungsweise die Suche nach einer anderen gerechten und fairen Lösung, liegt jedoch bei den Besitzer:innen der Objekte oder Sammlungsbestände, also bei den jeweiligen Trägern von Institutionen oder bei Privatpersonen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste als Förderinstitution kann und darf keine Entscheidungen bezüglich Restitutionen fällen.
Bei Meinungsverschiedenheiten über die Rückgabe von Kulturgütern kann die unabhängige „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz“ angerufen werden.
Was ist die Lost Art-Datenbank?
Die Lost Art-Datenbank dokumentiert Kulturgüter, die den Verfolgten der NS-Diktatur, insbesondere jüdischen Eigentümer:innen, zwischen 1933 und 1945 entzogen wurden („NS-Raubgut“), oder für die ein derartiger Verlust nicht auszuschließen ist. Mithilfe der Veröffentlichung von Such- und Fundmeldungen sollen frühere Eigentümer:innen bzw. deren Erb:innen mit heutigen Besitzer:innen zusammengeführt und beim Finden einer gerechten und fairen Lösung unterstützt werden.
Die Lost Art-Datenbank enthält außerdem Meldungen zu Kulturgütern, die aufgrund der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges verbracht wurden („Kriegsverluste“). Ihre Publikation soll der Unterstützung völkerrechtskonformer Lösungen dienen.
Institutionen und Privatpersonen, die in ihren Beständen Kulturgut gefunden haben, das möglicherweise oder sicher NS-Raubgut ist, können dies als Fundmeldung in Lost Art einstellen. Dasselbe gilt für Kriegsverluste. Umgekehrt können Institutionen oder Privatpersonen auch Suchmeldungen nach NS-Raubgut oder Kriegsverlusten auf Lost Art veröffentlichen.
Was ist Proveana?
Proveana ist die Forschungsdatenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste und dokumentiert insbesondere die Ergebnisse der Forschungsprojekte, die das Zentrum gefördert hat. Die Datenbank umfasst die vier Forschungskontexte, denen sich das Zentrum widmet: NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut („NS-Raubgut“), kriegsbedingt verlagertes Kulturgut („Kriegsverluste“), Kulturgutentziehungen in Sowjetischer Besatzungszone und DDR sowie Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Proveana ist ein Angebot für Betroffene und ihre Nachkommen, für Wissenschaftler:innen, Kunsthandel, Medien und für politisch Verantwortliche.
Was ist der Help Desk?
Der Help Desk für Anfragen zu NS-Raubgut ist eine Kontakt- und Informationsstelle für Anfragen zum Thema Kulturgutraub in der NS-Zeit und wurde insbesondere für die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft und ihre Nachkommen eingerichtet. Er bietet allgemeine Beratung und Hilfestellung bei Fragen zu Entziehung, Provenienzforschung sowie gerechten und fairen Lösungen. Der Help Desk ist in der Außenstelle des Zentrums in Berlin angesiedelt und wendet sich vor allem an Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt außerhalb Deutschlands haben und sich Unterstützung wünschen.