Ausstellungen
Kontakt
NS-Raubgut
Eine Frage der Herkunft. Drei Bremer Sammler und die Wege ihrer Bilder im Nationalsozialismus.
Deutschland, Bremen, Kunsthalle Bremen
Beginn:
22. Oktober 2014
Ende:
4. Januar 2015
KuratorInnen: Dorothee Hansen, Brigitte Reuter
NS-Raubgut
Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des MKG
Deutschland, Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Beginn:
1. Oktober 2014
Ende:
31. Dezember 2021
Kuratorin: Silke Reuther
"Die systematische Erforschung des Vorlebens der Dinge ist seit Jahren ein Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Arbeit des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG). Nun gibt das MKG einen Einblick in seine Aktivitäten zur Provenienzforschung. Die ... mehr anzeigen Ausstellung versteht sich als Momentaufnahme in einem Prozess kontinuierlicher Aufarbeitung und zeichnet die vielfältigen Biografien von rund 100 recherchierten Exponaten nach. Dazu gehören Kunstgegenstände mit gesicherten Provenienznachweisen aber auch solche, deren Herkunftsgeschichten ungeklärt sind oder für die noch Forschungsbedarf besteht. Die Exponate sind nicht nach kunstgeschichtlichen oder thematischen Aspekten, sondern nach ihrer Herkunft geordnet. So treten Netzwerke und Beziehungen, die Bedingungen des Kunsthandels und die Vorlieben einzelner Privatsammler zutage. Forschungsdokumente wie Auktionskataloge, Inventarbücher oder Kunstzeitschriften machen die recherchierten Wege für den Betrachter nachvollziehbar. Ein Parcours führt von der Präsentation zu weiteren Objekten in den Dauerausstellungen des MKG. Der aktuelle Forschungsauftrag ermöglicht eine proaktive, systematische Recherche und konzentriert sich zunächst auf Kunstwerke, die während und nach der Zeit des Nationalsozialismus erworben wurden. Die Ausstellung und der begleitende Katalog sollen Transparenz über den Stand der Recherchen schaffen, aber auch den Blick für die eigene Geschichte und die Erwerbungskultur vergangener Epochen sensibilisieren. Damit rücken auch der Umgang mit außereuropäischen oder antiken Kulturgütern, die heutige Erwerbungspraxis der Museen und der weitere Forschungs- und Handlungsbedarf ins Bewusstsein. Das MKG möchte diese wichtige wissenschaftliche Disziplin ergebnisunabhängig vorstellen und ihre Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen." (Quelle: Website des MKG Hamburg zur Ausstellung, letzter Zugriff 18.11.2020) weniger anzeigen
"Die systematische Erforschung des Vorlebens der Dinge ist seit Jahren ein Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Arbeit des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG). Nun gibt das MKG einen Einblick in seine Aktivitäten zur Provenienzforschung. Die ... mehr anzeigen Ausstellung versteht sich als Momentaufnahme in einem Prozess kontinuierlicher Aufarbeitung und zeichnet die vielfältigen Biografien von rund 100 recherchierten Exponaten nach. Dazu gehören Kunstgegenstände mit gesicherten Provenienznachweisen aber auch solche, deren Herkunftsgeschichten ungeklärt sind oder für die noch Forschungsbedarf besteht. Die Exponate sind nicht nach kunstgeschichtlichen oder thematischen Aspekten, sondern nach ihrer Herkunft geordnet. So treten Netzwerke und Beziehungen, die Bedingungen des Kunsthandels und die Vorlieben einzelner Privatsammler zutage. Forschungsdokumente wie Auktionskataloge, Inventarbücher oder Kunstzeitschriften machen die recherchierten Wege für den Betrachter nachvollziehbar. Ein Parcours führt von der Präsentation zu weiteren Objekten in den Dauerausstellungen des MKG. Der aktuelle Forschungsauftrag ermöglicht eine proaktive, systematische Recherche und konzentriert sich zunächst auf Kunstwerke, die während und nach der Zeit des Nationalsozialismus erworben wurden. Die Ausstellung und der begleitende Katalog sollen Transparenz über den Stand der Recherchen schaffen, aber auch den Blick für die eigene Geschichte und die Erwerbungskultur vergangener Epochen sensibilisieren. Damit rücken auch der Umgang mit außereuropäischen oder antiken Kulturgütern, die heutige Erwerbungspraxis der Museen und der weitere Forschungs- und Handlungsbedarf ins Bewusstsein. Das MKG möchte diese wichtige wissenschaftliche Disziplin ergebnisunabhängig vorstellen und ihre Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen." (Quelle: Website des MKG Hamburg zur Ausstellung, letzter Zugriff 18.11.2020) weniger anzeigen
NS-Raubgut
Wiesbaden schafft die Wende
Deutschland, Wiesbaden, Museum Wiesbaden
Beginn:
19. September 2014
Ende:
7. November 2014
"Das Museum Wiesbaden ist – auch im internationalen Vergleich – eines der wenigen Häuser, in denen die Herkunft von Kunstwerken durch intensive Provenienzforschung untersucht wird. Diese nimmt im Sinne der Washingtoner Erklärung die Museumsbestände genau unter die Lupe und spürt dem
... mehr anzeigen
„verfolgungsbedingten Verlust“ von Kunstwerken nach, von denen sich ihre jüdischen Besitzer während der Zeit des Nationalsozialismus trennen mussten. Zu den weiteren Herausforderungen zählt, die rechtmäßigen Eigentümer der Kunstwerke zu finden sowie faire, gerechte Lösungen zu vereinbaren – idealerweise durch die unmittelbare Rückgabe oder den Erwerb zu einem angemessenen Preis.
Beim Gemälde „Die Labung“ (Hans von Marées, um 1880) konnte das Museum Wiesbaden nachweisen, dass es aus der Sammlung des jüdischen Unternehmers Max Silberberg stammte und im Jahr 1935 bei einer Auktion veräußert wurde. Die daraufhin unmittelbar verständigten Erben Silberbergs stimmten einem Kaufangebot des Museums Wiesbaden zu, damit das Kunstwerk in der Sammlung der Landeshauptstadt verbleiben kann. Weil es zur Finanzierung des Kaufpreises auf Unterstützung angewiesen war, beauftragte Museumsdirektor Dr. Alexander Klar unsere Agentur mit der Entwicklung einer Fundraising-Kampagne.
Wir drehten „Die Labung“ um und präsentierten nur die Rückseite des Gemäldes – und zwar so lange, bis die Wiesbadener Bürgerschaft die erforderliche Summe in einer großen Gemeinschaftsaktion aufgebracht hatte und „Die Labung“ offiziell in den Besitz des Museums übergehen konnte.
Bei der Kampagne „Wiesbaden schafft die Wende!“ ging es nicht alleine darum, ein Gemälde zu wenden, sondern auch darum, nach über siebzig Jahren NS-Unrecht in Recht zu wenden. Die handschriftlichen Notizen und Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes sind im übrigen wichtige Indizien bei der Spurensuche, so macht unsere Kampagne zugleich auch auf die Provenienzforschung im Museum Wiesbaden aufmerksam.
Am 7. November 2014, nach Ablauf der siebenwöchigen Kampagne, konnte Staatsminister Boris Rhein stolz verkünden: „Die Wende ist geschafft!“. Unter großem Interesse in- und ausländischer Medienvertreter wurde das Bild „Die Labung“ wieder auf seine Vorderseite gewendet.
Die Aktion „Wiesbaden schafft die Wende!“ wurde für den Deutschen PR-Preis nominiert." (Quelle: Website der Kreativagentur Q, letzter Zugriff 10.05.2022)
weniger anzeigen
Beim Gemälde „Die Labung“ (Hans von Marées, um 1880) konnte das Museum Wiesbaden nachweisen, dass es aus der Sammlung des jüdischen Unternehmers Max Silberberg stammte und im Jahr 1935 bei einer Auktion veräußert wurde. Die daraufhin unmittelbar verständigten Erben Silberbergs stimmten einem Kaufangebot des Museums Wiesbaden zu, damit das Kunstwerk in der Sammlung der Landeshauptstadt verbleiben kann. Weil es zur Finanzierung des Kaufpreises auf Unterstützung angewiesen war, beauftragte Museumsdirektor Dr. Alexander Klar unsere Agentur mit der Entwicklung einer Fundraising-Kampagne.
Wir drehten „Die Labung“ um und präsentierten nur die Rückseite des Gemäldes – und zwar so lange, bis die Wiesbadener Bürgerschaft die erforderliche Summe in einer großen Gemeinschaftsaktion aufgebracht hatte und „Die Labung“ offiziell in den Besitz des Museums übergehen konnte.
Bei der Kampagne „Wiesbaden schafft die Wende!“ ging es nicht alleine darum, ein Gemälde zu wenden, sondern auch darum, nach über siebzig Jahren NS-Unrecht in Recht zu wenden. Die handschriftlichen Notizen und Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes sind im übrigen wichtige Indizien bei der Spurensuche, so macht unsere Kampagne zugleich auch auf die Provenienzforschung im Museum Wiesbaden aufmerksam.
Am 7. November 2014, nach Ablauf der siebenwöchigen Kampagne, konnte Staatsminister Boris Rhein stolz verkünden: „Die Wende ist geschafft!“. Unter großem Interesse in- und ausländischer Medienvertreter wurde das Bild „Die Labung“ wieder auf seine Vorderseite gewendet.
Die Aktion „Wiesbaden schafft die Wende!“ wurde für den Deutschen PR-Preis nominiert." (Quelle: Website der Kreativagentur Q, letzter Zugriff 10.05.2022)
weniger anzeigen
NS-Raubgut
Zwischen den Seiten – eine Spurensuche. Forschungen zur Herkunft von Büchern der Fachbibliothek Kunstwissenschaften der LMU München
Deutschland, München
Beginn:
30. Juni 2014
Ende:
17. Oktober 2014
Kurator:in: Meike Hopp, Christian Fuhrmeister
"Studierende der Kunstgeschichte an der LMU München haben im Rahmen eines Seminars die Provenienz von Büchern in der Fachbibliothek Kunstwissenschaften untersucht. Wann und wo wurden sie veröffentlicht? Wer waren die ... mehr anzeigen vormaligen Besitzer der Bände und wie gelangten die Exemplare schließlich in den Besitz der Universitätsbibliothek der LMU München?
Die Studierenden stießen dabei auf vielfältige Spuren der Vergangenheit, auf liebevolle Widmungen etwa und kunstvolle Exlibris, aber beispielsweise auch auf Stempel der Gauleitung Wien der NSDAP. Sie sind den Spuren gefolgt, und mitunter konnten sie verschlungene, ja sogar schicksalhafte Wege nachzeichnen.
Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen haben die Studierenden nun in der Ausstellung „Zwischen den Seiten – eine Spurensuche. Forschungen zur Herkunft von Büchern der Fachbibliothek Kunstwissenschaften der LMU München” zusammengefasst." (Quelle: Website zur Ausstellung, letzter Zugriff 10.05.2022) weniger anzeigen
"Studierende der Kunstgeschichte an der LMU München haben im Rahmen eines Seminars die Provenienz von Büchern in der Fachbibliothek Kunstwissenschaften untersucht. Wann und wo wurden sie veröffentlicht? Wer waren die ... mehr anzeigen vormaligen Besitzer der Bände und wie gelangten die Exemplare schließlich in den Besitz der Universitätsbibliothek der LMU München?
Die Studierenden stießen dabei auf vielfältige Spuren der Vergangenheit, auf liebevolle Widmungen etwa und kunstvolle Exlibris, aber beispielsweise auch auf Stempel der Gauleitung Wien der NSDAP. Sie sind den Spuren gefolgt, und mitunter konnten sie verschlungene, ja sogar schicksalhafte Wege nachzeichnen.
Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen haben die Studierenden nun in der Ausstellung „Zwischen den Seiten – eine Spurensuche. Forschungen zur Herkunft von Büchern der Fachbibliothek Kunstwissenschaften der LMU München” zusammengefasst." (Quelle: Website zur Ausstellung, letzter Zugriff 10.05.2022) weniger anzeigen
NS-Raubgut
Bauen und Zeigen. Aus Geschichte und Gegenwart der Kunsthalle Karlsruhe
Deutschland, Karlsruhe, Kunsthalle Karlsruhe
Beginn:
5. Juni 2014
Ende:
21. September 2014
Kuratorinnen: Regine Heß, Pia-Müller-Tamm, Tessa Rosebrock
NS-Raubgut
Monuments Men - Intervention in der Dauerausstellung
Deutschland, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Beginn:
7. Februar 2014
Ende:
25. März 2014
Kuratorin: Tessa Rosebrock
NS-Raubgut
Anna Artaker: Rekonstruktion der Rothschild`schen Gemäldesammlung in Wien
Österreich, Wien, Arbeiterkammer Wien
Beginn:
13. November 2013
Ende:
30. April 2014
Kurator:innen: Daniel Baumann, Yilmaz Dziewior, Kerstin Engholm, Maren Lübbke-Tidow
"Die Künstlerin Anna Artaker setzt sich in ihrem Projekt [...] für die AK-Kunstprojekte mit dem Standort der Wiener Arbeiterkammer auseinander. Sie zeigt Reproduktionen hochkarätiger Gemälde aus ... mehr anzeigen dem 17. und 18. Jahrhundert - unter anderem von Franz Hals, Jacob van Ruisdal, François Boucher, Jean-Honoré Fragonard und Francesco Guardi - die sich im Besitz des österreichischen Zweigs der Familie Rothschild befanden." [Quelle: Digitalisat zur Ausstellung, letzter Zugriff 18.05.2022)
weniger anzeigen
"Die Künstlerin Anna Artaker setzt sich in ihrem Projekt [...] für die AK-Kunstprojekte mit dem Standort der Wiener Arbeiterkammer auseinander. Sie zeigt Reproduktionen hochkarätiger Gemälde aus ... mehr anzeigen dem 17. und 18. Jahrhundert - unter anderem von Franz Hals, Jacob van Ruisdal, François Boucher, Jean-Honoré Fragonard und Francesco Guardi - die sich im Besitz des österreichischen Zweigs der Familie Rothschild befanden." [Quelle: Digitalisat zur Ausstellung, letzter Zugriff 18.05.2022)
weniger anzeigen
NS-Raubgut
Alfred Flechtheim. Kunsthändler der Avantgarde
Beginn:
9. Oktober 2013
Ende:
30. November 2015
"Von Oktober 2013 bis März 2014 werden die Museen gemeinsam und unter demselben Titel "Alfred Flechtheim.com Kunsthändler der Avantgarde" Werke mit Flechtheim Provenienz aus ihren Sammlungen in insgesamt 14 Ausstellungen bzw. Werkpräsentationen vorstellen. Die präsentierten
... mehr anzeigen
Kunstwerke (Gemälde, Graphiken und Skulpturen) erhalten ein einheitliches grafisches Signet und eine Dokumentation zu ihrer Herkunft und Historie. Ergänzend wird eine Biografie zu Alfred Flechtheim gezeigt." (Quelle: Website Alfred Flechtheim, Kunsthändler der Avantgarde, letzter Zugriff: 16.12.2020).
weniger anzeigen
NS-Raubgut
Von Buddha bis Picasso. Der Sammler Eduard von der Heydt
Schweiz, Zürich, Museum Rietberg
Beginn:
20. April 2013
Ende:
18. August 2013
"Die Ausstellung über den Gründungssammler des Museums Rietberg zeichnete die Entstehung der Weltkunst-Sammlung von der Heydts anhand seiner Lebens- und Wohnstationen und auf der Grundlage seiner ersten umfassenden Biografie auf." (Quelle: Website zur Ausstellung, letzter Zugriff
... mehr anzeigen
19.05.2022)
weniger anzeigen
NS-Raubgut
Raubgut - Geraubte Bücher aus der NS-Zeit
Deutschland, Gießen, Universitätsbibliothek Gießen
Beginn:
20. September 2012
Ende:
15. Februar 2013
"Seit Ende der 90er Jahre – ausgelöst durch die 1998 auf einer internationalen Konferenz inPlakat RaubgutausstellungWashington verabschiedeten Principles with respect to Nazi-confiscated art – hat in den Museen, Archiven und Bibliotheken in Deutschland eine systematische Suche nach
... mehr anzeigen
„Raubgut“ in den eigenen Beständen begonnen. Der Begriff „Raubgut“ erinnert daran, dass mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten das Deutsche Reich kein Rechtsstaat mehr war: ganze Bevölkerungsteile wurden systematisch verfolgt und entrechtet. Ihre Angehörigen konnten daher auch bei Vermögenstransaktionen nicht mehr gleichberechtigt handeln. Unter „Raubgut“ werden daher hier alle unrechtmäßigen – auch die vordergründig legalen, d.h. mit den Nazi-Gesetzen konformen – Sammlungserweiterungen von 1933 bis 1945 verstanden, sei es, weil die Objekte von ihren Besitzern unter Zwang veräußert werden mussten oder weil sie von Behörden beschlagnahmt oder enteignet wurden.
Auch in den Beständen der Universitätsbibliothek Gießen befindet sich Raubgut. Dieses zu ermitteln und nach Möglichkeit den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben, war das Ziel, das 2012, im Jubiläumsjahr der Bibliothek, erreicht werden sollte. Die gefundenen Bücher und ihre Herkunft sind im Online-Katalog und über die Lost-Art-Datenbank recherchierbar, die von der Koordinierungsstelle für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste betreut wird, eine von Bund und allen Ländern finanzierte Einrichtung beim Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
Da die Bibliothek 1944 durch einen Bombenangriff fast völlig zerstört wurde und 90% ihrer Bestände und nahezu alle Akten verbrannten, ist die Quellenlage äußerst dürftig. Die Suche nach verdächtigen Besitz- oder Lieferantenvermerken in den noch erhaltenen Büchern bedeutete das zeitintensive Durchsehen von über neunhundert Regalmetern, auf die die damaligen Bestände heute verteilt sind.
Den größten Fund an „Raubgut“ stellt die Bibliothek des Gießener Rabbiners Dr. David Sander dar: 130 Bände theologischer Fachliteratur sind seit 2003 identifiziert worden. David Sander lebte bis zu seinem Tod 1939 in der Landgrafenstraße 8 in Gießen. Seine Witwe Johanna und seine Tochter Bertha wurden im September 1942 deportiert. Nur Johanna Sander überlebte den Holocaust und siedelte nach dem Krieg nach zwei Jahren in Gießen nach Südfrankreich über, wo ihre 1938 geflohene Tochter Flora lebte. Die erneuten Recherchen zur Vorbereitung der Ausstellung brachten für den Fall Sander eine überraschende Erkenntnis:
Die Sander-Bibliothek ist vermutlich Ende 1941 über den „Reichsbund Deutsche Familie“ in die UB Gießen gelangt. Die „Verwertung erfolgte mit Einverständnis der NSDAP“, so die handschriftliche Chronik der UB. Es ist denkbar, dass Johanna Sander durch finanzielle Repressalien des NS-Regimes gezwungen, die Bibliothek ihres Mannes vermutlich weit unter Wert „abgeben“ musste. Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Bücher erst 1942 nach der Deportation in die Bibliothek gelangt waren.
Die Sander-Bände sind in der UB Gießen separiert und können zu wissenschaftlichen Zwecken eingesehen werden. Der Provenienznachweis, d.h. der Hinweis auf den früheren Besitzer David Sander, ist über den Online-Katalog zu finden.
Bereits 2009 hat die UB Nachkommen der Familie Sander kontaktiert. Die Angehörigen verzichten aber auf eine Restitution und möchten ihre Anonymität wahren. Für die Stolpersteine für Bertha und Johanna Sander und Flora Michaelis, geb. Sander in der Landgrafenstraße 8 hat die UB Gießen vor drei Jahren die Patenschaft übernommen.
Über die „Reichstauschstelle“, die Preußische Staatsbibliothek und andere, teilweise nicht mehr zu klärende Wege gelangten weitere Bücher in die UB und die Durchsicht ergab außerordentliche Vorbesitzer:
Leo Baeck, Ludwig Marcuse, Hannah Karminski, Ernst Samuel, Heinz Hartmann u.a.
Einige Bände von jüdischen Gemeinden aus Dresden, Berlin, Prag und Troppau konnten ebenfalls identifiziert werden. Auch Bücher christlicher Organisationen wie der Berliner „Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden“ und der „Apologetischen Centrale“ fanden sich in den Regalen.
Außerdem finden sich Spuren von Bibliotheken unterschiedlicher „missliebiger“ Organisationen:
Die Gleichschaltung der freien Gewerkschaften ging in Gießen einher mit der Stürmung des Gewerkschaftshauses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Schanzenstraße 18. Die dort untergebrachte Bibliothek wurde der UB Gießen 1935 von der Nachfolgeorganisation „Die Deutsche Arbeitsfront“ durch Vermittlung eines Bibliothekars übergeben. Die Bände wurden in den Bestand eingearbeitet, sind aber 1944 fast alle verbrannt. Lediglich einige wenige Bände, die vermutlich als Dubletten im unzerstörten Keller des Verwaltungsgebäudes dem Brand entgingen, wurden später in den Bestand aufgenommen und konnten identifiziert werden.
Die Spur einer Bibliothek, die sich kurzzeitig in der UB Gießen befand, verliert sich leider gänzlich: 1933 löste sich die Gießener Freimaurerloge „Ludewig zur Treue“ auf Druck der NSDAP auf und schenkte der Universitätsbibliothek Gießen ihre 850 Bände zählende Bibliothek. In beiderseitigem Interesse hoffte man, die einzigartige Sammlung von Freimaurerliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts am Ort erhalten zu können. Diese Hoffnung war trügerisch: Die Bibliothek wurde von der „Gestapo“ wieder abgeholt und wie das Mobiliar und die Museumsgegenstände aus dem Logengebäude nach Berlin abtransportiert. Recherchen der nach dem Krieg wiedergegründeten Gießener Loge nach dem Verbleib ihres Besitzes waren bislang erfolglos.
Geraubte Bücher aufzufinden, zu sammeln und zurückzugeben war bereits 1945 für die amerikanische Militärregierung ein wichtiges Anliegen. Das „Offenbach Archival Depot (OAD)“ war ein solcher „collecting point“. Die UB Gießen schickte 1946/47 Bände „unklarer Herkunft“ nach Offenbach und erhielt auch Kisten mit Büchern, deren Herkunft sich nicht mehr genau klären ließ, nach der Auflösung des OAD im Jahr 1949 von dort. Die Bücher wurden sukzessive in den Bestand aufgenommen. Bei diesen Bänden konnten noch einige wenige Provenienzen geklärt werden.
Insgesamt konnten bislang über 800 Bücher im Bestand als mutmaßliches „Raubgut“ identifiziert werden. Um Restitution, d.h. die Rückgabe der Bücher an die früheren Besitzer bzw. deren Erben, wird sich die Universitätsbibliothek Gießen weiter bemühen." (Quelle: Website zur Ausstellung, letzter Zugriff 19.05.2022 weniger anzeigen
Auch in den Beständen der Universitätsbibliothek Gießen befindet sich Raubgut. Dieses zu ermitteln und nach Möglichkeit den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben, war das Ziel, das 2012, im Jubiläumsjahr der Bibliothek, erreicht werden sollte. Die gefundenen Bücher und ihre Herkunft sind im Online-Katalog und über die Lost-Art-Datenbank recherchierbar, die von der Koordinierungsstelle für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste betreut wird, eine von Bund und allen Ländern finanzierte Einrichtung beim Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
Da die Bibliothek 1944 durch einen Bombenangriff fast völlig zerstört wurde und 90% ihrer Bestände und nahezu alle Akten verbrannten, ist die Quellenlage äußerst dürftig. Die Suche nach verdächtigen Besitz- oder Lieferantenvermerken in den noch erhaltenen Büchern bedeutete das zeitintensive Durchsehen von über neunhundert Regalmetern, auf die die damaligen Bestände heute verteilt sind.
Den größten Fund an „Raubgut“ stellt die Bibliothek des Gießener Rabbiners Dr. David Sander dar: 130 Bände theologischer Fachliteratur sind seit 2003 identifiziert worden. David Sander lebte bis zu seinem Tod 1939 in der Landgrafenstraße 8 in Gießen. Seine Witwe Johanna und seine Tochter Bertha wurden im September 1942 deportiert. Nur Johanna Sander überlebte den Holocaust und siedelte nach dem Krieg nach zwei Jahren in Gießen nach Südfrankreich über, wo ihre 1938 geflohene Tochter Flora lebte. Die erneuten Recherchen zur Vorbereitung der Ausstellung brachten für den Fall Sander eine überraschende Erkenntnis:
Die Sander-Bibliothek ist vermutlich Ende 1941 über den „Reichsbund Deutsche Familie“ in die UB Gießen gelangt. Die „Verwertung erfolgte mit Einverständnis der NSDAP“, so die handschriftliche Chronik der UB. Es ist denkbar, dass Johanna Sander durch finanzielle Repressalien des NS-Regimes gezwungen, die Bibliothek ihres Mannes vermutlich weit unter Wert „abgeben“ musste. Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Bücher erst 1942 nach der Deportation in die Bibliothek gelangt waren.
Die Sander-Bände sind in der UB Gießen separiert und können zu wissenschaftlichen Zwecken eingesehen werden. Der Provenienznachweis, d.h. der Hinweis auf den früheren Besitzer David Sander, ist über den Online-Katalog zu finden.
Bereits 2009 hat die UB Nachkommen der Familie Sander kontaktiert. Die Angehörigen verzichten aber auf eine Restitution und möchten ihre Anonymität wahren. Für die Stolpersteine für Bertha und Johanna Sander und Flora Michaelis, geb. Sander in der Landgrafenstraße 8 hat die UB Gießen vor drei Jahren die Patenschaft übernommen.
Über die „Reichstauschstelle“, die Preußische Staatsbibliothek und andere, teilweise nicht mehr zu klärende Wege gelangten weitere Bücher in die UB und die Durchsicht ergab außerordentliche Vorbesitzer:
Leo Baeck, Ludwig Marcuse, Hannah Karminski, Ernst Samuel, Heinz Hartmann u.a.
Einige Bände von jüdischen Gemeinden aus Dresden, Berlin, Prag und Troppau konnten ebenfalls identifiziert werden. Auch Bücher christlicher Organisationen wie der Berliner „Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden“ und der „Apologetischen Centrale“ fanden sich in den Regalen.
Außerdem finden sich Spuren von Bibliotheken unterschiedlicher „missliebiger“ Organisationen:
Die Gleichschaltung der freien Gewerkschaften ging in Gießen einher mit der Stürmung des Gewerkschaftshauses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Schanzenstraße 18. Die dort untergebrachte Bibliothek wurde der UB Gießen 1935 von der Nachfolgeorganisation „Die Deutsche Arbeitsfront“ durch Vermittlung eines Bibliothekars übergeben. Die Bände wurden in den Bestand eingearbeitet, sind aber 1944 fast alle verbrannt. Lediglich einige wenige Bände, die vermutlich als Dubletten im unzerstörten Keller des Verwaltungsgebäudes dem Brand entgingen, wurden später in den Bestand aufgenommen und konnten identifiziert werden.
Die Spur einer Bibliothek, die sich kurzzeitig in der UB Gießen befand, verliert sich leider gänzlich: 1933 löste sich die Gießener Freimaurerloge „Ludewig zur Treue“ auf Druck der NSDAP auf und schenkte der Universitätsbibliothek Gießen ihre 850 Bände zählende Bibliothek. In beiderseitigem Interesse hoffte man, die einzigartige Sammlung von Freimaurerliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts am Ort erhalten zu können. Diese Hoffnung war trügerisch: Die Bibliothek wurde von der „Gestapo“ wieder abgeholt und wie das Mobiliar und die Museumsgegenstände aus dem Logengebäude nach Berlin abtransportiert. Recherchen der nach dem Krieg wiedergegründeten Gießener Loge nach dem Verbleib ihres Besitzes waren bislang erfolglos.
Geraubte Bücher aufzufinden, zu sammeln und zurückzugeben war bereits 1945 für die amerikanische Militärregierung ein wichtiges Anliegen. Das „Offenbach Archival Depot (OAD)“ war ein solcher „collecting point“. Die UB Gießen schickte 1946/47 Bände „unklarer Herkunft“ nach Offenbach und erhielt auch Kisten mit Büchern, deren Herkunft sich nicht mehr genau klären ließ, nach der Auflösung des OAD im Jahr 1949 von dort. Die Bücher wurden sukzessive in den Bestand aufgenommen. Bei diesen Bänden konnten noch einige wenige Provenienzen geklärt werden.
Insgesamt konnten bislang über 800 Bücher im Bestand als mutmaßliches „Raubgut“ identifiziert werden. Um Restitution, d.h. die Rückgabe der Bücher an die früheren Besitzer bzw. deren Erben, wird sich die Universitätsbibliothek Gießen weiter bemühen." (Quelle: Website zur Ausstellung, letzter Zugriff 19.05.2022 weniger anzeigen