Titelblatt des Begleithefts zur Ausstellung
NS-Raubgut

Ausstellung „Bücher. Eine Frage der Herkunft“ eröffnet

Görlitzer Schatzkammer zeigt Auswahl von Büchern aus 450 Jahren

Die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften (OLB) hat in der Schatzkammer des Barockhauses Görlitz die Ausstellung „Bücher. Eine Frage der Herkunft“ eröffnet. Darin zeigt sie bis Ende Februar 2025 eine Auswahl von Büchern aus 450 Jahren mit den unterschiedlichsten Eigentumsnachweisen, die das Thema Provenienzforschung anschaulich illustrieren.

In der Bibliothek mit ihrer bis in das 12. Jahrhundert zurückreichenden Beständen finden sich in und auf den Büchern und Manuskripten wohl tausende verschiedene Besitzmarkierungen, wie handschriftliche Einträge, Exlibris oder Stempel. Sie richtig zu lesen, zu entschlüsseln und bestimmten Personen oder Sammlungen zuzuordnen, ist eine mitunter sehr aufwändige Aufgabe. Vielfach entfaltet sich durch die Recherche ein interessantes Panorama der Zeit- und Personengeschichte. Die Bestände waren bisher kaum untersucht, ihre Sichtung und Verzeichnung steht noch ganz am Anfang.

Im Juni 2023 begann ein Forschungsprojekt zur systematischen Überprüfung der Bestände der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften wegen NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Es galt, Buchzugänge aus der Zeit von 1933 bis 1945 zu ermitteln, deren Vorbesitzer in der Zeit des Nationalsozialismus aus rassistischen, politischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen verfolgt und enteignet wurden. Darüber hinaus wurde der Zeitraum auf die Nachkriegsjahre bis 1950 erweitert. Um Ersatzbeschaffungen für die Kriegsverluste durch Auslagerung beiderseits der Neiße bemüht, beteiligte sich die Bibliothek am Dublettentausch. Die Tauschobjekte stammten teilweise aus gesperrten und beschlagnahmten Privat- und Vereinsbibliotheken.

Bisher wurden 6.600 Bände aus dem historischen Altbestand und 900 Erwerbungen aus der Nachkriegszeit überprüft. Ziel des Projektes ist eine möglichst lückenlose Herkunft für diese Bücher nachzuweisen. Etwa 1.000 Titel mussten als Verdachtsfälle einer genaueren Untersuchung unterzogen werden. Dabei fanden sich bisher 14 Fälle, deren Erwerb durch Schenkung oder Tausch als unrechtmäßig eingestuft wurde. Bei den meisten Tauschobjekten reichten die Merkmale allerdings nicht aus, um eine eindeutige Zuordnung vornehmen zu können. Daher bleibt eine Zahl von Verdachtsfällen offen. Teil der Arbeit ist die Dokumentation und Aufbereitung als Beitrag zu dieser Ausstellung.

Das Projekt „Provenienzrecherchen in den Beständen der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften Görlitz“ wurde durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördert.

Die Ausstellung ist zwischen dem 28. August 2024 und 28. Februar 2025 im Barockhaus Görlitz zu sehen.

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