Sammlung Schriften, Museum Fünf Kontinente München
NS-Raubgut

Bund restituiert NS-Raubkunst aus der Sammlung Arthur und Eugen Goldschmidt

Nach NS-verfolgungsbedingtem Entzug erwarb Adolf Hitlers „Sonderauftrag Linz“ das Landschaftsgemälde von Carl Blechen.

Die Kunstverwaltung des Bundes hat das Gemälde „Das Mühlental bei Amalfi“ von Carl Blechen an den Restitutionsberechtigten nach Edgar Moor (1912-1994) zurückgegeben. Das Werk war  um 1830 nach einer Italienreise des Künstlers entstanden. Es basiert auf einer Naturstudie aus Blechens Amalfi-Skizzenbuch. Bis 1941/42 befand sich das Gemälde im Eigentum von Edgar Moor, Neffe und Erbe der Brüder Arthur und Eugen Goldschmidt (1882-1938 und 1878-1938) aus Berlin. Provenienzrecherchen der Kunstverwaltung des Bundes und des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten OFP-Projektes am Brandenburgischen Landeshauptarchiv ergaben, dass der NS-Staat Edgar Moor mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Gemälde auf Grundlage der „11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ im November 1942 entzog. Im Rahmen des Projektes werden die Akten der ehemaligen „Vermögensverwertungsstelle“ beim Oberfinanzpräsidenten (OFP) Berlin-Brandenburg digitalisiert und ausgewertet.

Die Brüder Arthur und Eugen Goldschmidt besaßen eine große Kunstsammlung, die Gemälde, Grafiken, Skulpturen und kunsthandwerkliche Objekte umfasste. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft waren sie in der NS-Zeit  antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Infolge der Novemberpogrome 1938 nahmen sie sich das Leben. Ihr Neffe und Erbe Edgar Moor, ebenfalls jüdischer Herkunft, emigrierte im selben Jahr von Berlin nach Johannesburg, von wo aus er in die Vereinigten Staaten gelangte. Die Kunstsammlung verblieb in der Berliner Wohnung seiner Onkel, wo sie im Juli 1942 von der Gestapo beschlagnahmt  wurde. In der Folge gelangte das Gemälde Blechens höchstwahrscheinlich über die „Vermögensverwertungsstelle“ beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg und den Berliner Kunsthändler Hans W. Lange  Im September 1944 in die Sammlung von Hitlers „Sonderauftrag Linz“.

Das Gemälde lagerte daraufhin im sogenannten „Führerbau“ in München, aus dem es vermutlich Ende April 1945 gestohlen wurde. 1946 übergab die Münchner Kriminalpolizei das Werk an den Central Collecting Point (CCP) in München, wo es die Inventarnummer 20037 erhielt. Zuletzt wurde es als Leihgabe des Bundes von der Stiftung Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz in Cottbus gezeigt.

Die ausführlichen Ergebnisse der Provenienzforschung zu dem Gemälde „Das Mühlental bei Amalfi“ von Carl Blechen (um 1830. Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm, Münchener-Nr.: 20037; Linz-Nr.: 3904) sind in der Provenienzdatenbank des Bundes  veröffentlicht:  https://kunstverwaltung.bund.de/