Die Herzog August Bibliothek (HAB) hat ein mehrbändiges pharmazeutisches Werk des Apothekers und Alchemisten Johann Rudolph Glauber (1604-1670) an die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ als rechtmäßige Besitzerin zurückgegeben. Die Restitution wurde im Herbst 2022, fast 90 Jahre nach der Beschlagnahme durch die Gestapo 1935, vollzogen.
Zur Ergänzung der historischen Sammlungen hatte die HAB das Stück im Jahr 2000 in einem Antiquariat erworben. Die Provenienz wurde in dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekt „NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969“ aufgearbeitet. Vertreter der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ haben entschieden, den Band als Depositum in der HAB zu belassen, um ihn für die wissenschaftliche Benutzung vor Ort zugänglich zu halten. Der Druck soll außerdem digitalisiert werden.
Schon bei der ersten Erschließung des Bandes für den Bibliothekskatalog wurde neben dem Exlibris des Aufklärers Friedrich Nicolai (1733-1811) ein deutlich lesbarer Stempel auf dem Titelblatt bemerkt, der das Stück als Eigentum der Großen National-Mutterloge ausweist. Dieser Verdacht wurde im 2020 begonnenen NS-Raubgut-Projekt aufgegriffen. Nach ersten Recherchen zur Geschichte der Loge stellte sich heraus, dass der Band tatsächlich als NS-Raubgut einzustufen ist. Die Freimaurer-Großloge als ehemalige Besitzerin des Bandes wurde während der NS-Zeit verboten und ihr gesamter Besitz eingezogen, darunter auch der in der HAB identifizierte Band. Mit den Vertretern der Großloge wurde eine gemeinsame Lösung erarbeitet, die dem historischen Entzugskontext ebenso wie der Bedeutung des Bandes für die Sammlung der HAB Rechnung trägt.
Die NS-Raubgut-Forschung an der HAB wird derzeit im Nachfolgeprojekt „NS-Raubgut unter den Zugängen der Herzog August Bibliothek 1933–1969“, ebenfalls gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, fortgeführt.