Titelblatt mit Stempel aus: Johann Rudolph Glauber, Pharmacopaeae Spagyricae, Amsterdam 1668 (Ausschnitt)
NS-Raubgut

Herzog August Bibliothek restituiert historischen Druck an die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“

Die Her­zog Au­gust Bi­blio­thek (HAB) hat ein mehr­bän­di­ges phar­ma­zeu­ti­sches Werk des Apo­the­kers und Al­che­mis­ten Jo­hann Ru­dolph Glau­ber (1604-1670) an die Große Na­tio­nal-Mut­ter­lo­ge „Zu den drei Welt­ku­geln“ als recht­mä­ßi­ge Be­sit­ze­rin zu­rück­ge­ge­ben.

Die Her­zog Au­gust Bi­blio­thek (HAB) hat ein mehr­bän­di­ges phar­ma­zeu­ti­sches Werk des Apo­the­kers und Al­che­mis­ten Jo­hann Ru­dolph Glau­ber (1604-1670) an die Große Na­tio­nal-Mut­ter­lo­ge „Zu den drei Welt­ku­geln“ als recht­mä­ßi­ge Be­sit­ze­rin zu­rück­ge­ge­ben. Die Re­sti­tu­ti­on wur­de im Herbst 2022, fast 90 Jah­re nach der Be­schlag­nah­me durch die Ge­sta­po 1935, voll­zo­gen.

Zur Er­gän­zung der his­to­ri­schen Samm­lun­gen hat­te die HAB das Stück im Jahr 2000 in ei­nem An­ti­qua­ri­at er­wor­ben. Die Pro­ve­ni­enz wur­de in dem vom Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te ge­för­der­ten For­schungs­pro­jekt „NS-Raub­gut un­ter den an­ti­qua­ri­schen Er­wer­bun­gen der Her­zog Au­gust Bi­blio­thek seit 1969“ auf­ge­ar­bei­tet. Ver­tre­ter der Großen Na­tio­nal-Mut­ter­lo­ge „Zu den drei Welt­ku­geln“ ha­ben ent­schie­den, den Band als De­po­si­tum in der HAB zu be­las­sen, um ihn für die wis­sen­schaft­li­che Be­nut­zung vor Ort zu­gäng­lich zu hal­ten. Der Druck soll au­ßer­dem di­gi­ta­li­siert wer­den.

Schon bei der ers­ten Er­schlie­ßung des Ban­des für den Bi­blio­theks­ka­ta­log wur­de ne­ben dem Ex­li­bris des Auf­klä­rers Fried­rich Ni­co­lai (1733-1811) ein deut­lich les­ba­rer Stem­pel auf dem Ti­tel­blatt be­merkt, der das Stück als Ei­gen­tum der Großen Na­tio­nal-Mut­ter­lo­ge aus­weist. Die­ser Ver­dacht wur­de im 2020 be­gon­ne­nen NS-Raub­gut-Pro­jekt auf­ge­grif­fen. Nach ers­ten Re­cher­chen zur Ge­schich­te der Lo­ge stell­te sich her­aus, dass der Band tat­säch­lich als NS-Raub­gut ein­zu­stu­fen ist. Die Frei­mau­rer-Groß­lo­ge als ehe­ma­li­ge Be­sit­ze­rin des Ban­des wur­de wäh­rend der NS-Zeit ver­bo­ten und ihr ge­sam­ter Be­sitz ein­ge­zo­gen, dar­un­ter auch der in der HAB iden­ti­fi­zier­te Band. Mit den Ver­tre­tern der Groß­lo­ge wur­de ei­ne ge­mein­sa­me Lö­sung er­ar­bei­tet, die dem his­to­ri­schen Ent­zugs­kon­text eben­so wie der Be­deu­tung des Ban­des für die Samm­lung der HAB Rech­nung trägt.

Die NS-Raub­gut-For­schung an der HAB wird der­zeit im Nach­fol­ge­pro­jekt „NS-Raub­gut un­ter den Zu­gän­gen der Her­zog Au­gust Bi­blio­thek 1933–1969“, eben­falls ge­för­dert vom Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te, fort­ge­führt.