Wie anhand von Beispielen gezeigt wird, steht die Forschung zu Judaica und Alltagsgegenständen vor besonderen Herausforderungen. Ritualgegenstände aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, Kerzenleuchter, Besamindosen, aber auch Medaillons sind Massenware. Wenn sie nicht aus Edelmetall bestehen, haben sie keine Punze, keine Marke des Herstellers, oft tragen sie keine Inschriften. Selbst bei Gegenständen mit Inschriften, aber ohne gesicherten Herkunftsort ist es schwer, Besitzer:innen zu identifizieren.
Dennoch gelang es anhand von Inschriften, Notizen, Exlibris und Stempeln, zu einigen Büchern die ehemaligen Besitzer zu identifizieren. Neben Restitutionen an die jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main und München konnte ein Buch nach England vermittelt werden. Die Empfängerin ist die Enkelin des ehemaligen Besitzers. Einen Tag vor ihrer Abreise mit einem Kindertransport im Juli 1939 hatte sie sich von ihrem Großvater verabschiedet, ein Abschied für immer. Ihr Großvater wurde später deportiert und ermordet. Umso größer war die Freude, als die über 90-Jährige im Oktober 2020 das Gebetbuch in den Händen halten konnte.
Einiges konnte ermittelt werden, zu manchen Exponaten gibt es neue Erkenntnisse. „Wenn wir uns in diesem Projekt leider von etwas verabschieden mussten, so war es die Idee, dass alle Fälle aufgeklärt werden würden“, so Museumsleiterin Dr. Kathrin Pieren. „Viele Fragen bleiben auch nach Abschluss offen. Anhand einer lückenlosen Dokumentation der Recherchen in der Sammlungsdatenbank und dem transparenten Umgang mit offenen Fragen sowie mit der Pflege der Netzwerke hoffen wir aber, in Zukunft weitere Fälle zu lösen und Objekte ihren rechtmäßigen Besitzer:innen zurückgeben zu können, das sind wir ihnen schuldig.“
Die Broschüre kann zum Preis von 6 Euro zzgl. Versand beim Jüdischen Museum Westfalen bestellt werden. Mehr Infos unter: https://www.jmw-dorsten.de/