Symbolbild Provenienzforschung
NS-Raubgut

Klassik Stiftung Weimar restituiert 41 Autographen an Erben

Umfangreichster Fall von NS-Raubgut im Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs

Die Klassik Stiftung Weimar hat 39 Briefe und ein Gedichtmanuskript sowie eine Einlegemappe mit handschriftlichen Anmerkungen des Sammlers Beno Kaufmann identifiziert und an dessen Erben restituiert. Es ist der bisher umfangreichste Fall von NS-Raubgut im Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs.

Das Goethe- und Schiller-Archiv sowie die Thüringische Landesbibliothek Weimar (heute Teil der Klassik Stiftung Weimar) hatten die Handschriften 1942 über einen Berliner Händler erworben. Recherchen haben ergeben, dass Beno Kaufmanns Sammlungen durch die NS-Finanzbehörden in Dresden beschlagnahmt worden waren, also NS-Raubgut sind.

Der Sammler Beno Berl Kaufmann wurde am 10. März 1862 in Krakau/Österreich geboren, lebte später in Berlin und ab etwa 1923 in Dresden. Er sammelte Münzen sowie Bücher, Grafiken und Handschriften. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde er als Jude verfolgt und am 19. Juni 1942 im Alter von 80 Jahren mit der Diagnose „Senile Demenz“ in die Israelitische Heil- und Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn bei Koblenz zwangsverbracht. Am 27. Juli 1942 wurde Beno Kaufmann in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er am 12. August 1942 unter ungeklärten Umständen starb.

Die Erbensuche gestaltete sich zunächst schwierig. Beno Kaufmann hatte keine Kinder, aber fünf Geschwister, vier Nichten und drei Neffen. Mehrere Familienmitglieder wurden im Holocaust ermordet, anderen gelang die Flucht. Schließlich konnten in den USA zwei Familien gefunden werden, die von zwei Brüdern Beno Kaufmanns abstammen. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten die Nachfahren nichts voneinander und nur wenig über die Geschichte ihrer Familie. Sie nahmen sich Zeit, um sich kennenzulernen und gemeinsam über den Umgang mit den in Weimar aufgefundenen Objekten zu beraten.

Neben der Klassik Stiftung Weimar identifizierten auch die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. und das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar Handschriften aus der Sammlung von Beno Kaufmann in ihren Beständen. Unter der Federführung der Klassik Stiftung Weimar kam es schließlich zu einer gemeinsamen Restitution an die Erbengemeinschaft. Insgesamt konnten 66 Objekte restituiert werden. Ein Brief und eine Einlegemappe wurden der Familie auf Wunsch zugesandt. Die restlichen Objekte wurden von den jeweiligen Einrichtungen angekauft und befinden sich jetzt rechtmäßig in deren Sammlungen.

Mehr zu diesem Restitutionsfall gibt es im Blog der Klassik Stiftung zu lesen.