Papua-neuguineischer Schnitzer betrachtet Kunstwerk aus Holz.
Koloniale Kontexte

Kunsthandwerker aus Papua-Neuguinea im Übersee-Museum Bremen

Schnitzer aus New Ireland gaben Impulse für die Arbeit in den Sammlungen.

Im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts Ethnografisches Sammeln zur deutschen Kolonialzeit in „Neumecklenburg“ – ein kooperatives Forschungsprojekt mit New Ireland/Papua-Neuguinea konnte das Übersee-Museum Bremen im Spätsommer dieses Jahres drei Gäste aus New Ireland begrüßen. New Ireland ist eine Insel sowie eine Provinz in Papua-Neuguinea und weist eine große kulturelle Vielfalt mit mehr als 20 Sprachgruppen auf. In deutschen Museen ist New Ireland, das in der Kolonialzeit „Neumecklenburg“ genannt wurde, vor allem durch seine Schnitzkunst und hier besonders durch Malanggane vertreten. Diese Holzarbeiten waren in der Kolonialzeit bei westlichen Sammlern äußerst begehrt. In New Ireland ist entsprechendes historisches Kulturgut nicht mehr vorhanden, die Schnitztraditionen leben aber fort. Das Übersee-Museum verwahrt 716 Objekte mit der Herkunftsangabe New Ireland. Es handelt sich dabei fast durchweg um Stücke, die aus der Zeit vor 1918 stammen.

Die Initiative zu dem Besuch war von dem Schnitzer Adam Kaminiel ausgegangen. Er hatte im Zusammenhang mit einem vorhergehenden Projekt durch den Kontakt mit dem Übersee-Museum von der Vielzahl der Stücke aus New Ireland in Bremen erfahren. Kaminiel äußerte den Wunsch, die Schnitzarbeiten seiner historischen Vorgänger zu sehen und Fotografien von den Objekten zu erhalten. Damit bot sich dem Museum die Chance, mehr über die Stücke zu erfahren und so auch Hinweise für die Provenienzrecherche zu erhalten. Kaminiel und sein „Lehrling“ Tony Lupai, die beide aus dem Ort Madina im Gebiet der Naliksprachgruppe an der Ostküste der Insel stammen, wurden eingeladen, begleitet von dem britischen Linguisten Prof. Craig Volker, der ebenfalls in Madina lebt und in die dortige Community aufgenommen ist.

In den vier Wochen ihres Aufenthalts in Bremen zeigte sich, dass Kaminiel und Lupai spontan die Bedeutung von Objekten erläutern konnten. Es gelang auch, die Zugehörigkeit von Einzelstücken zueinander zu erkennen, wodurch sich Provenienzinformationen auf andere Stücke übertragen lassen. Ebenso konnten die Gäste den Museumskolleg:innen den Gebrauch von Stücken „vorführen“, was einen Schluss auf mögliche Souvenirs zulässt. All dies war äußerst hilfreich, da viele Objekte in den Inventaren z.B. lediglich als „Hausteil“ oder „Schnitzarbeit“ aufgeführt sind. Die Projektbearbeiterin und die studentische Mitarbeiterin wurden in die Grundlagen der Malanggan-Schnitzkunst und -Symbolik eingeführt.

Aufbauend auf diesen neuen Erkenntnissen hofft das Übersee-Museum durch weitere Forschung mehr Transparenz in die Provenienzen seiner Sammlung zu bringen.

Mit freundlicher Unterstützung von Bettina von Briskorn

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Adam Kaminiel im Magazin des Übersee-Museums.