Tuschemalerei von Ernst Ludwig Kirchner "Die Panama Girls"
NS-Raubgut

Lothar-Günther Buchheim und der Kunstmarkt

Buchheim Museum Bernried zeigt Ausstellung zu Forschungsergebnissen.

Das Buchheim Museum Bernried stellt den Sammler und Händler Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) in der Studio-Ausstellung „Lothar-Günther Buchheim und der Kunstmarkt“ als Akteur des Kunstmarktes vor. Vom 16. März 2024 an wird eine Auswahl von rund zwei Dutzend unikalen Arbeiten auf Papier aus dem laufenden, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekt „Zeichnungen & Aquarelle der ‚Brücke‘-Künstler“, in Beziehung zu ihren Erwerbungsorten gesetzt.

Namentlich in Erscheinung treten auf diese Weise die Auktionshäuser Stuttgarter Kunstkabinett, Klipstein & Kornfeld in Bern, die Münchener Auktionshäuser Neumeister, Karl & Faber und Wolfgang Ketterer sowie das Auktionshaus Hauswedell & Nolte, Hamburg. Ab spätestens 1952 ersteigerte Buchheim dort u. a. Arbeiten von Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff.

Stellvertretend für Erwerbungen aus Künstlerbesitz zeigt die Ausstellung zwei Zeichnungen von Fritz Bleyl, zu dessen Sohn Wolfgang Bleyl Buchheim Kontakt gesucht hatte. Auch der Münchener Händler Günther Franke findet am Beispiel der „Kopfstützenden Frau“ von Emil Nolde als Vermittler Erwähnung. Das „Bildnis von Hugo Robinson“ von Karl Schmidt-Rottluff muss Buchheim wiederum aus einer privaten Quelle, von der Sammlerin Käte Bernard-Robinson, erworben haben.

Ohne ein Inventarbuch der Sammlung waren all diese Erwerbungskontexte bei Projektbeginn noch unbekannt. Mit Hilfe der in der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim überlieferten Auktionskataloge und den darin handschriftlich hinterlassenen Notizen sowie einigen wenigen Rechnungsunterlagen aus dem Archiv der Buchheims ließen sich erste Provenienzketten rekonstruieren, die dank der Unterstützung der jeweiligen Auktionshäuser und durch ergänzende Quellenrecherchen weiter ausgebaut werden konnten.

Ein Fokus des Projekts lag auf der  Klärung der Herkunft von „Liegendes Mädchen“, 1911, von Erich Heckel aus der Sammlung des Erfurter Industriellen Alfred Hess (1879–1931), das den Sammlerstempel von Hess am Blattrand trägt. Im Zuge der Verfolgung von Hess‘ Frau Tekla und seines Sohnes Hans durch das NS-Regime als Juden wurden Teile der Sammlung  entzogen. Andere Sammlungsteile konnten von der Familie ins Ausland gerettet werden oder wurden bereits nach dem Krieg restituiert. Es galt nun zu klären, welcher Gruppe dieses Aquarell zuzuordnen sei. Ausgehend von den Recherchen zu Buchheim als häufigem Bieter auf Auktionen konnte festgestellt werden,  dass es sich bei der als „Schlafende“ in der 25. Auktion im Stuttgarter Kunstkabinett am 27.11.1956 angebotenen Arbeit um ebendieses Blatt gehandelt haben musste. Das Archiv Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer bestätigte dann nicht nur, dass Buchheim das Aquarell dort erworben, sondern auch, dass Tekla Hess selbst die Arbeit 1956 zum Verkauf eingeliefert hatte. Der Anfangsverdacht, dass es sich um NS-Raubkunst handeln könnte, wurde somit entkräftet.

Alle Ergebnisse des laufenden Projektes sind online veröffentlicht unter: https://sammlung.buchheimmuseum.de/projekt/provenienz-bruecke.php

Die im Grafikkabinett neben und unter den Exponaten angebrachten QR-Codes ermöglichen einen direkten Zugriff auf die Ergebnisse in Wort und Bild sowie werkbezogene Literatur- und Ausstellungsreferenzen.

Zur Ausstellung: https://www.buchheimmuseum.de/aktuell/2024/kunstmarkt