NS-Raubgut

Museumsstiftung Post und Telekommunikation übergibt Buch an Jüdisches Museum Frankfurt

Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation (MSPT) hat im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts ein Buch aus dem vormaligen Besitz des Frankfurter Justizrats Dr. Ludwig Heilbrunn entdeckt. Nach der Aufarbeitung seiner Geschichte wurde das Buch an das Jüdische Museum Frankfurt übergeben, das über eine umfangreiche Sammlung zur Familie Heilbrunn verfügt. Am Dienstag, 20. April, um 19 Uhr findet nun die offizielle Übergabeveranstaltung mit einem Gespräch statt.

Seit 2015 be­treibt die Mu­se­ums­s­tif­tung Post und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on Pro­ve­ni­enz­for­schung in ih­ren Samm­lungs­be­stän­den. Von 2018 bis 2020 un­ter­such­te Pro­ve­ni­enz­for­scher Pe­ter Hirschmil­ler die Samm­lung auf NS-ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­ge­nes Kul­tur­gut. Da­bei fiel ihm der „Hand­lungs-Ad­dreß-Ka­len­der von Frank­furt (Main) auf das Jahr 1807“ in die Hän­de. Die­ser um­fasst nicht nur die Adres­sen der di­ver­sen Frank­fur­ter Han­dels­fir­men, son­dern auch In­for­ma­tio­nen über Markt­zei­ten und jü­di­sche Fei­er­ta­ge, Post- und Ku­rier­rou­ten oder Por­to­prei­se. Ein kunst­vol­les Ex­li­bris auf der In­nen­sei­te des Buch­de­ckels wies das Buch als Be­sitz des jü­di­schen Frank­fur­ter Jus­tiz­rats Dr. Lud­wig Heil­brunn aus. Heil­brunn war auch als Po­li­ti­ker, Au­tor und Mä­zen tä­tig und spiel­te im Frank­fur­ter Ge­sell­schafts­le­ben ei­ne be­deu­ten­de Rol­le.

Nach dem No­vem­ber­po­grom im Jah­re 1938 war ihm mit knapp 70 Jah­ren die Flucht nach Groß­bri­tan­ni­en ge­glückt, wo er iso­liert und ver­armt leb­te. Der Grund­be­sitz der Fa­mi­lie wur­de 1938/39 zwangs­ver­äu­ßert, auch Tei­le der wert­vol­len Pri­vat­bi­blio­thek Lud­wig Heil­brunns gin­gen ver­lo­ren. „Ich selbst le­be als Bett­ler in Lon­don“, schrieb Heil­brunn 1945 an sei­nen Sohn Ru­dolf. 1949 kehr­te er nach Deutsch­land zu­rück, zog je­doch bis zu sei­nem Le­bens­en­de 1951 nicht mehr nach Frank­furt.

Beim Be­mü­hen um ei­ne Re­sti­tu­ti­on des Ka­len­ders und der Su­che nach mög­li­chen Er­ben stell­te sich her­aus, dass bei­de Söh­ne Heil­brunns, Ru­dolf und Ro­bert, im Jah­re 1939 emi­griert wa­ren. Wäh­rend sich Ro­bert in die USA ret­te­te und dort blieb, kehr­te Ru­dolf in den 1960er Jah­ren in die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu­rück und leb­te bis zu sei­nem Tod 1998 in Kai­sers­lau­tern. Er blieb kin­der­los und ver­mach­te sein Fa­mi­li­en­ar­chiv und Tei­le sei­ner Bi­blio­thek dem Jü­di­schen Mu­se­um Frank­furt. Im März 2021 wur­de der Ka­len­der des­halb eben­falls an das Jü­di­sche Mu­se­um Frank­furt über­ge­ben.

An­läss­lich des 120. Ge­burts­tags von Ru­dolf M. Heil­brunn fin­det am Diens­tag, 20. April, 19 Uhr im Jü­di­schen Mu­se­um „Ein Abend für Ru­dolf Heil­brunn“ statt. Das öf­fent­li­che Ge­spräch mit Pro­ve­ni­enz­for­scher Pe­ter Hirschmil­ler, der Kus­to­din für Zeit­ge­schich­te des Jü­di­schen Mu­se­ums Hei­ke Drum­mer und Dr. Co­rin­na En­gel, Lei­te­rin der Öf­fent­lich­keits­ar­beit des Mu­se­ums für Kom­mu­ni­ka­ti­on Frank­furt, wird als Li­ve­stream über­tra­gen:
Fa­ce­book: htt­ps://www.fa­ce­book.com/jue­di­sches­mu­se­umffm
You­tu­be: htt­ps://www.you­tu­be.com/watch?v=eM­drqje89lk

Pro­jekt­be­schrei­bung