Zeichnung mit zwei Frauen
NS-Raubgut

Restitution einer Pechstein-Zeichnung aus dem Brücke-Museum

Das Land Berlin gibt das Werk „Zwei Tänzerinnen“ an die Erben nach Dr. Hans Heymann zurück.

Das Land Berlin gibt Max Pechsteins Zeichnung „Zwei Tänzerinnen“ (1910) an die Erben nach Dr. Hans Heymann zurück. Das Werk befand sich seit 1971 im Brücke-Museum und gehörte einst zur bedeutenden Pechstein-Sammlung des jüdischen Ökonomen und Kunstförderers Hans Heymann. In der NS-Zeit wurde seine Sammlung beschlagnahmt, darunter auch die Zeichnung. Angekauft wurde die Arbeit aus dem Berliner Kunsthandel. Die Erforschung der Provenienz erfolgte am Brücke-Museum ab Ende 2018 mithilfe der Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste sowie der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Der aus Königsberg stammende Kunstliebhaber und -förderer Dr. Hans Heymann (1885–1949) war Gründer einer Versicherungsgesellschaft, ein Erneuerer des Versicherungswesens und der internationalen Banken- und Währungsreform und Berater für das Auswärtige Amt der Weimarer Republik. Angeregt von seinem älteren Bruder, dem Schriftsteller Walther Heymann (1882—1915) baute er – im engen Austausch mit dem Künstler – ab 1909 eine der bedeutendsten frühen Sammlungen von Kunstwerken des expressionistischen Künstlers Max Pechstein auf. Teile dieser Sammlung wurden 1916 in der von seinem Bruder Walther Heymann verfassten Publikation zu Max Pechstein veröffentlicht.

Hans Heymann wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und flüchtete 1936 mit seiner Familie nach New York. Das in Berlin eingelagerte Umzugsgut der Familie, darunter die große Pechstein-Sammlung, wurde beschlagnahmt. Die 41 Gemälde aus der Sammlung wurden 1942 an die Dienststelle Reichsleiter Rosenberg übergeben und sind bis heute unauffindbar. Mehrere beschlagnahmte Zeichnungen aus der Sammlung Heymann sind in der Nachkriegszeit im Kunsthandel aufgetaucht, der Großteil ist allerdings ebenfalls verschollen. Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Hans Heymann die Suche nach seiner Sammlung mit Unterstützung von Max Pechstein auf, der persönlich Anfragen an die Alliierten Stellen richtete. Über drei Generationen hinweg versuchen die Familien Heymann und Pechstein gemeinsam, die Sammlung zu rekonstruieren. Trotz erheblicher Bemühungen gilt der Großteil der Sammlung nach wie vor als vermisst.

Im Brücke-Museum wird die Zeichnung als Leihgabe der Nachfahren in der Ausstellung „Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke“ ab 1. September zu sehen sein. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Arbeit der Provenienzforschung am Brücke-Museum, wobei der Fokus auf den Biografien der früheren Eigentümer:innen liegt. Dazu gehören neben Hans Heymann sein Bruder, der Schriftsteller Walther Heymann, die Kunsthistorikerin Rosa Schapire, der Kunstkritiker Max Osborn, die Sammlerin Rosy Fischer, die Salonière Elsa Glaser, der Bankier Hugo Simon und der Kunsthändler Victor Wallerstein. Die Ausstellung möchte an diese Persönlichkeiten erinnern und ihr Engagement für die Künstler der Brücke und der deutschen Moderne ehren.

Zugleich erscheint in der Reihe Brücke-Archiv die Publikation „Provenienzforschung zur Brücke-Kunst“, die einen Text zur Herkunftsgeschichte der Pechstein-Zeichnung und der Sammlung Heymann enthält.

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