Die Stücke stammen aus der so genannten NS-Silberabgabe: Als Juden verfolgte deutsche Staatsbürger:innen wurden im Februar 1939 durch eine staatliche Verordnung gezwungen, ihren Schmuck und alle Objekte aus Edelmetall gegen eine geringe Entschädigung abzuliefern. Aus diesen Beständen erwarb das Bayerische Nationalmuseum in den Jahren 1939 und 1940 vom Städtischen Leihamt München insgesamt 322 Silberobjekte. Zwei Drittel von ihnen wurden bis 1969 an die ursprünglichen Eigentümer:innen oder ihre Erbinnen und Erben zurückgegeben.
2019 begann das Bayerische Nationalmuseum mit der systematischen Forschung nach den rechtmäßigen Besitzer:innen der 112 Stücke, die in den Sammlungen verblieben waren. Die Suche nach den Nachkommen von 65 jüdischen Familien und Einzelpersonen wird seit 2021 durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst finanziell gefördert. Fast die Hälfte der Fälle ist nun restituiert oder zur Restitution freigegeben.
Nun wurden fünf Objekte an die Nachkommen von vier Geschädigten überreicht. Unter den Empfängern ist Dr. Jorge Feuchtwanger, dessen Urgroßvater Max Shemaja Feuchtwanger seit 1925 erster Vorsitzender der Münchner orthodoxen Gemeinde Ohel Jakob war, deren Name auf die heutige Synagoge am Jakobsplatz überging. Sein Urgroßonkel Heinrich Lippmann war der erste jüdische Frontsoldat aus Bayern, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Entfernter verwandt ist der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der in der unmittelbaren Nachbarschaft des Nationalmuseums seine Kindheit verbrachte.
Die Schicksale der Geschädigten stehen beispielhaft für die stufenweise Entrechtung der Münchner Juden. Die von Israel über Südafrika und Großbritannien bis in die USA verstreuten Nachkommen von Olga Maier haben sich entschieden, zwei Leuchter zur Erinnerung an die verfolgten Verwandten dem Jüdischen Museum München zu übergeben.