Dr. Jorge Feuchtwanger (Erbe) und Dr. Mathias Weniger (Leitung Provenienzforschung des Bayerischen Nationalmuseums) mit einem der restituierten Silberobjekte.
NS-Raubgut

Restitution von fünf Silberobjekten an jüdische Erben im Bayerischen Nationalmuseum in München

Der Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, Dr. Frank Matthias Kammel, hat am vergangenen Freitag fünf Silberobjekte aus dem ursprünglichen Eigentum von Therese Lippmann, Olga Maier und Dr. Karl Sonnenthal, an deren Erben übergeben.

Die Stücke stam­men aus der so ge­nann­ten NS-Sil­be­r­ab­ga­be: Als Ju­den ver­folg­te deut­sche Staats­bür­ger:in­nen wur­den im Fe­bru­ar 1939 durch ei­ne staat­li­che Ver­ord­nung ge­zwun­gen, ih­ren Schmuck und al­le Ob­jek­te aus Edel­me­tall ge­gen ei­ne ge­rin­ge Ent­schä­di­gung ab­zu­lie­fern. Aus die­sen Be­stän­den er­warb das Baye­ri­sche Na­tio­nal­mu­se­um in den Jah­ren 1939 und 1940 vom Städ­ti­schen Leihamt Mün­chen ins­ge­samt 322 Sil­ber­ob­jek­te. Zwei Drit­tel von ih­nen wur­den bis 1969 an die ur­sprüng­li­chen Ei­gen­tü­mer:in­nen oder ih­re Er­bin­nen und Er­ben zu­rück­ge­ge­ben.

2019 be­gann das Baye­ri­sche Na­tio­nal­mu­se­um mit der sys­te­ma­ti­schen For­schung nach den recht­mä­ßi­gen Be­sit­zer:in­nen der 112 Stücke, die in den Samm­lun­gen ver­blie­ben wa­ren. Die Su­che nach den Nach­kom­men von 65 jü­di­schen Fa­mi­li­en und Ein­zel­per­so­nen wird seit 2021 durch das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te und das Baye­ri­sche Staats­mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst fi­nan­zi­ell ge­för­dert. Fast die Hälf­te der Fäl­le ist nun re­sti­tu­iert oder zur Re­sti­tu­ti­on frei­ge­ge­ben.

Nun wur­den fünf Ob­jek­te an die Nach­kom­men von vier Ge­schä­dig­ten über­reicht. Un­ter den Emp­fän­gern ist Dr. Jor­ge Feucht­wan­ger, des­sen Ur­groß­va­ter Max She­ma­ja Feucht­wan­ger seit 1925 ers­ter Vor­sit­zen­der der Münch­ner or­tho­do­xen Ge­mein­de Ohel Ja­kob war, de­ren Na­me auf die heu­ti­ge Syn­ago­ge am Ja­kobs­platz über­ging. Sein Ur­groß­on­kel Hein­rich Lipp­mann war der ers­te jü­di­sche Front­sol­dat aus Bay­ern, der im Ers­ten Welt­krieg ge­fal­len ist. Ent­fern­ter ver­wandt ist der Schrift­stel­ler Li­on Feucht­wan­ger, der in der un­mit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft des Na­tio­nal­mu­se­ums sei­ne Kind­heit ver­brach­te.

Die Schick­sa­le der Ge­schä­dig­ten ste­hen bei­spiel­haft für die stu­fen­wei­se Ent­rech­tung der Münch­ner Ju­den. Die von Is­rael über Süd­afri­ka und Groß­bri­tan­ni­en bis in die USA ver­streu­ten Nach­kom­men von Ol­ga Mai­er ha­ben sich ent­schie­den, zwei Leuch­ter zur Er­in­ne­rung an die ver­folg­ten Ver­wand­ten dem Jü­di­schen Mu­se­um Mün­chen zu über­ge­ben. 

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Dr. Jorge Feuchtwanger (Erbe) und Dr. Mathias Weniger (Leitung Provenienzforschung des Bayerischen Nationalmuseums) mit einem der restituierten Silberobjekte.