Rokoko-Schrank und Straminplatte von Klara Berliner restituiert
Das Kulturdezernat der Landeshauptstadt Hannover hatte im März 2014 einen wertvollen Rokoko-Schrank aus dem Museum August Kestner auf der Lost Art-Datenbank als NS-Raubgut aus dem Besitz der jüdischen Fabrikantentochter Klara Berliners gemeldet, um die rechtmäßigen Erbinnen und Erben zu finden. Allerdings führte diese Meldung zu keinem Erfolg. Erst die Recherchen der städtischen Stelle für Provenienzforschung in den Museen für Kulturgeschichte machten es möglich, die Erbgemeinschaft Klara Berliners und den Manfred Berliner Trust in Berkeley ausfindig zu machen, der deren finanzielle und rechtliche Angelegenheiten regelt.
Drei Delegierte der Erbengemeinschaft und des MBT reisten aus Kalifornien nach Hannover, um gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Belit Onay, eine Vereinbarung nach den Washingtoner Prinzipien zur zukünftigen Nutzung des Rokoko-Schranks und einer unvollendeten Handarbeit aus dem Historischen Museum, die Klara Berliner ebenfalls NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde, zu unterzeichnen.
Nach der Restitutionsveranstaltung konnte im Vortragssaal eine kleine Ausstellung mit den beiden Objekten, einer Grammophon-Schallplatte von Klara Berliners Cousin Hans Berliner aus der Fabrik ihres Vaters und einem Buch von ihrem Onkel Hermann Berliner besichtigt werden.
Klara Berliner war die Tochter des Fabrikanten Joseph Berliner, geboren 1858, und seiner Frau Therese Wild (1864-1934). Joseph Berliner, Bruder des berühmten Erfinders Emil Berliner (1851-1929), gründete die erste Telefonfabrik in Europa und die erste Schaltplatten-Fabrik auf europäischem Boden, die Deutschen Grammophon GmbH in Hannover. Nach dem Tod ihres Vaters im Mai 1938 wurde Klara Berliner seine Alleinerbin. Im März 1943 wurde sie gezwungen, einen so genannten "Heimeinkaufsvertrag" zu unterzeichnen, mit dem sie vollständig enteignet wurde. Anschließend wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Dezember desselben Jahres an einer Lungenentzündung starb.