Koloniale Kontexte

SPK gibt menschliche Überreste und Grabbeigaben an Hawai´i zurück

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat vier iwi kūpuna (menschliche Überreste hawaiianischer Abstammung) sowie sieben moepū (Grabbeigaben) an Hui Iwi Kuamo'o übergeben, eine Organisation der hawaiianischen First Nations, die das Office of Hawaiian Affairs (OHA) vertritt.

Die menschlichen Überreste befanden sich seit 2011 in der Obhut des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Grabbeigaben waren rund 135 Jahre Teil der Sammlung des Ethnologischen Museums.

Ende 2021 hatte der Stiftungsrat der SPK beschlossen, sowohl menschliche Überreste als auch Grabbeigaben nach Hawai’i zu repatriieren. In einem ersten Schritt wurden 32 iwi kūpuna bereits am 11. Februar 2022 an Hui Iwi Kuamo'o restituiert, deren Mitglieder nach Berlin reisten, um die Ahnen in ihre Heimat zu begleiten. Nach einer privaten Zeremonie fand im Museum dazu eine feierliche öffentliche Übergabezeremonie statt. In einer zweiten Übergabe folgten nun weitere menschliche Überreste und die Grabbeigaben, unter anderem ein Speer, zwei Kalebassen und eine Steinscheibe.

Aufgrund der Inschriften „Sandwich-Inseln“ und „Hawaii“ sind die drei Schädel und die Schädelkalotte eindeutig dem pazifischen Archipel zuzuordnen und konnten nun zurückgegeben werden. Trotz gründlicher Provenienzrecherche war es jedoch nicht möglich, die menschlichen Überreste einer bestimmten Stätte oder Grabhöhle zuzuordnen.

Auch bei den Grabbeigaben, die Teil der Sammlung des Ethologischen Museums waren, sprachen die Umstände der Aneignung für die Rückgabe. Sie stammen aus der Sammlung von Eduard Arning, der sie nach seinen Angaben um 1885 in Hawaiʻi aus Grabhöhlen entnommen hat. Arning berichtet in seinen Aufzeichnungen, dass er die Höhlen heimlich betrat und ausdrücklich vermied, von Hawaiianern gesehen zu werden, die sein Vorgehen sicherlich missbilligt hätten. Grabstätten sind überall und zu allen Zeiten besonders geschützte Orte, die insbesondere für die Angehörigen der Bestatteten eine hohe Bedeutung besitzen. Mit der heimlichen Entnahme der Objekte aus diesen Bestattungskontexten ist ein Unrechtskontext gegeben, der eine Rückführung der Objekte nach Hawaiʻi gebietet.

Die Rückführung der iwi kupuna und der Grabbeigaben aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin ist Teil einer größeren Initiative des Büros für hawaiianische Angelegenheiten zur Repatriierung von menschlichen Überresten aus internationalen Sammlungen. Unter der Leitung von Halealoha Ayau vom Hui Iwi Kuamo'o werden zwei kleine Teams eingesetzt, um im Auftrag des OHA insgesamt 53 iwi und sieben moepū zurückzuführen.

Die von den Communities finanzierten Rückführungen bieten auch die Möglichkeit, die nächste Generation der First Nations Hawai´is im Umgang mit iwi kupuna und ihrer Rückführung zu schulen.