Autogramm Marta Baruch
NS-Raubgut

Stadtbibliothek Hannover gibt NS-Raubgut zurück

Die Erben von Marta Galley, geb. Baruch, erhalten eine Broschüre aus der Sammlung der Göttinger Buchhändlerin zurück.

Seit 2017 sucht die Stadtbibliothek Hannover im Rahmen der Provenienzforschung in ihren Beständen nach NS-Raubgut. Zentrales Ziel der von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste geförderten Arbeit ist es, die in der Zeit des Nationalsozialismus geraubten Bücher an ihre rechtmäßigen Eigentümer:innen zurückzugeben.

So konnte im August 2023 eine Broschüre aus der Sammlung der Göttinger Buchhändlerin Marta Galley, geb. Baruch, restituiert werden: Galleys Großneffe Robbert Baruch reiste eigens aus den Niederlanden an, um den Band entgegenzunehmen.

Die Stadtbibliothek hatte Marta Galleys Broschüre 1946 aus dem Archiv des NSDAP-Gaus Südhannover-Braunschweig übernommen. In dem Band fand sich das Autogramm „Marta Baruch“. Aufgrund eines Schriftvergleichs mit einem handgeschriebenen Brief Marta Galleys aus dem Jahr 1939 konnte sie als Eigentümerin der Broschüre identifiziert werden.

Marta Baruch, geboren 1907 in Göttingen, war gelernte Buchhändlerin. Von den Nationalsozialisten als Jüdin verfolgt, flüchtete sie mit ihrer Familie 1933 in die Niederlande. Baruchs Eltern Abraham und Bertha, geb. Jacobsohn, sowie ihre Schwester Hella wurden im Frühjahr 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Hella wurde dort im April 1943, ihre Eltern wurden im Mai 1943 ermordet. Marta Baruchs Geschwister Siegfried (Friedl), Kurt und Johanne (Hanna) überlebten die Shoah. Ihr selbst gelang gemeinsam mit ihrem Ehemann Horst Galley und ihrem Sohn die Flucht in die USA. Dort beging Marta 1959 Suizid; ihr Ehemann starb im Jahr darauf.

Die in der Stadtbibliothek aufgefundene Broschüre wurde höchstwahrscheinlich im Zuge von Martas Flucht aus Deutschland 1933 von den NS-Behörden beschlagnahmt und gelangte so in das NSDAP-Gauarchiv und später in die Stadtbibliothek Hannover.

Dem Wunsch ihrer Erben entsprechend, übernimmt Robbert Baruch, der ein Enkel von Martas Schwester Hanna ist, die Broschüre seiner Großtante stellvertretend für die Familie.

Marta Galleys restituierte Broschüre „Leonard Nelson: Vom Bildungswahn. Ein Wort an die proletarische Jugend. Rede, gehalten vor den Jungsozialisten in Hannover am 20. Mai 1922, Leipzig: Der Neue Geist Verlag 1923“ finden Sie in der Datenbank Looted Cultural Assets.

 

Weitere Informationen zur Provenienzforschung der Stadtbibliothek Hannover finden sich unter: www.hannover.de/stadtbibliothek/Provenienzforschung 
Projekte an der Stadtbibliothek Hannover:

Stadtbibliothek Hannover - eine Wissenschaftliche Stadtbibliothek und ihre zweifelhaften Erwerbungen in der Zeit 1933 bis 1945 (Oktober 2020 bis Februar 2025)
Zweifelhafte Provenienzen im Bestand der Stadtbibliothek Hannover (August 2017 bis Juli 2018)

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Restitution der Broschüre von Marta Galley, geb. Baruch an ihren Erben. V.l.n.r.: Dr. Kay Schweigmann-Greve (Justiziar der Landeshauptstadt Hannover), Jenka Fuchs (Provenienzforscherin der Stadtbibliothek), Robbert Baruch (Marta Galleys Großneffe), Jennifer Rohde (stellv. Direktorin der Stadtbibliothek Hannover), Hannover 2023.