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Stiftung Preußischer Kulturbesitz restituiert drei Werke aus der Sammlung Littmann

Die Stif­tung Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz (SPK) hat drei Wer­ke aus der Neu­en Na­tio­nal­ga­le­rie der Staat­li­chen Mu­se­en zu Ber­lin an die Er­ben des Rechts­an­wal­tes Is­mar Litt­mann re­sti­tu­iert.

Litt­mann war 1934 an den Fol­gen ei­ner Ver­let­zung ge­stor­ben, die er sich bei ei­nem Sui­zid­ver­such auf­grund sei­ner Ver­fol­gung durch die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten zu­ge­zo­gen hat­te.

Bei den Wer­ken han­delt es sich um „Die Ru­hen­de“ (1911) von Max Pech­stein, „Selbst­bild­nis“ (1925) von Wil­helm Schmid und „Dop­pel­bild­nis (Rab­bi S. und Toch­ter)“ (1925) von Car­lo Men­se. Letz­te­res ver­bleibt dank ei­ner Schen­kung der Er­ben in der Neu­en Na­tio­nal­ga­le­rie, wo sei­ne Ge­schich­te in der Ob­jekt­be­schrei­bung er­läu­tert wird. Die Wer­ke ge­hör­ten zu ei­nem Kon­vo­lut von über 4000 Kunst­wer­ken, die der Staat Preu­ßen 1935 von der Dresd­ner Bank an­kauf­te und kurz dar­auf an die Staat­li­chen Mu­se­en zu Ber­lin übergab. Seit 2018 er­forscht die SPK in ei­nem ei­ge­nen Pro­ve­ni­enz­for­schungs­pro­jekt am Zen­tralar­chiv der Staat­li­chen Mu­se­en zu Ber­lin die­sen Be­stand, der ei­ner Viel­zahl von Vor­be­sit­zern zu­zu­ord­nen ist.

Is­mar Litt­mann (1878-1934), ein deut­scher Rechts­an­walt und No­tar aus Bres­lau, bau­te in den 1920er Jah­ren ei­ne um­fang­rei­che Kunst­samm­lung mit da­mals zeit­ge­nös­si­schen Künst­lern wie Lo­vis Co­rinth, Max Pech­stein, Erich He­ckel oder Max Lie­ber­mann auf. Den Er­werb von Kunst­wer­ken fi­nan­zier­te er vor al­lem durch Kre­di­te, wo­bei er Kunst­wer­ke als Kre­dit­si­cher­hei­ten ver­wen­de­te. Bis 1933 - auch in Zei­ten der Welt­wirt­schafts­kri­se - konn­te Litt­mann die Kre­di­te be­die­nen und er­hielt bei er­folg­rei­cher Til­gung die als Si­cher­hei­ten ver­wen­de­ten Ge­mäl­de zur frei­en Ver­fü­gung zu­rück.

Sei­ne be­ruf­li­che, fi­nan­zi­el­le und per­sön­li­che Si­tua­ti­on ver­schlech­ter­te sich ab dem Ein­set­zen ers­ter Ver­fol­gungs­maß­nah­men ge­gen jü­di­sche Rechts­an­wäl­te und No­ta­re mas­siv. En­de 1933 un­ter­nahm Is­mar Litt­mann aus Ver­zweif­lung ei­nen Sui­zid­ver­such, den er zwar über­leb­te, an des­sen Fol­gen er aber am 23. Sep­tem­ber 1934 ver­starb.

Mit sei­nem Tod ver­lor sei­ne Fa­mi­lie je­de Mög­lich­keit, ih­ren Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten und ge­riet end­gül­tig in wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten. Vor die­sem Hin­ter­grund sa­hen sich sei­ne Wit­we, Kä­the Litt­mann, und sein Sohn, Hans Litt­mann, im Fe­bru­ar 1935 zur Ver­äu­ße­rung großer Tei­le der Kunst­samm­lung im Rah­men ei­ner Auk­ti­on im Auk­ti­ons­haus Max Perl ge­zwun­gen.

Die Ge­mäl­de "Dop­pel­bild­nis (Rab­bi S. und Toch­ter)" von Car­lo Men­se, "Die Ru­hen­de" von Max Pech­stein und "Selbst­bild­nis" von Wil­helm Schmid wur­den - ein­ge­lie­fert von der Dresd­ner Bank - eben­falls in die­ser Auk­ti­on an­ge­bo­ten, blie­ben aber un­ver­kauft. Sie wur­den erst im Au­gust 1935 als Teil ei­nes en bloc Ver­kaufs von Kunst durch die Dresd­ner Bank an den Preu­ßi­schen Staat ver­äu­ßert. Spä­tes­tens ab 1930 hat­ten die­se drei Wer­ke nach­weis­lich zur Samm­lung Litt­mann ge­hört. Trotz mehr­jäh­ri­ger um­fang­rei­cher For­schung lie­ßen sich al­ler­dings bis­lang kei­ne Do­ku­men­te auf­fin­den, die die Ein­zel­hei­ten ei­ner mög­li­chen Si­che­rungs­über­eig­nung an die Dresd­ner Bank dar­stel­len. Es lässt sich da­her nicht ein­deu­tig re­kon­stru­ie­ren, in wel­cher Form die drei ge­nann­ten Ge­mäl­de zum Zeit­punkt des Ver­kaufs im Au­gust 1935 noch Teil des Ver­mö­gens der Fa­mi­lie Litt­mann wa­ren. Die Ge­sam­tum­stän­de le­gen aber na­he, dass der Ver­kauf durch die Dresd­ner Bank zu ei­nem ver­fol­gungs­be­ding­ten Ver­mö­gens­ver­lust der Fa­mi­lie ge­führt hat.

Mit den Er­ben nach Is­mar und Kä­the Litt­mann konn­te ei­ne fai­re und ge­rech­te Lö­sung ge­mäß der Wa­shing­to­ner Prin­zi­pi­en ge­fun­den wer­den: Die SPK re­sti­tu­ier­te "Dop­pel­bild­nis (Rab­bi S. und Toch­ter)", "Die Ru­hen­de" und "Selbst­bild­nis" an die Er­ben, die wie­der­um der SPK das Ge­mäl­de "Dop­pel­bild­nis (Rab­bi S. und Toch­ter)" schenk­ten.