Koloniale Kontexte

Übersee-Museum untersucht die Provenienzen von 18 Benin-Bronzen

Das Übersee-Museum in Bremen hat im November mit der Erforschung von 18 Objekten aus seinem Bestand begonnen, die aus dem ehemaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria stammen. Das durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste geförderte und auf sechs Monate angelegte Projekt „Recherche zur Provenienz von 18 Objekten aus Benin“ hat zum Ziel, Provenienzketten zu dokumentieren, mögliche Unrechtskontexte offenzulegen und so den Weg für potenzielle Rückgaben nach Nigeria zu ebnen.

Denn: „Es gibt kla­re Ver­dachts­mo­men­te, dass es sich bei ei­ni­gen Ob­jek­ten um Raub­gut aus der bri­ti­schen Straf­ex­pe­di­ti­on von 1897 han­delt“, sagt Pro­jekt­ko­or­di­na­tor Dr. Jan Chri­stoph Greim. Die Pro­jek­t­er­geb­nis­se wer­den in der zen­tra­len Da­ten­bank der In­itia­ti­ve „Di­gi­tal Be­nin“ öf­fent­lich zu­gäng­lich ge­macht.

In der Samm­lung des Über­see-Mu­se­um Bre­men be­fin­den sich 18 Ob­jek­te, die Be­nin zu­zu­schrei­ben sind. Drei Ge­denk­köp­fe sind in der Afri­ka-Aus­stel­lung, ein Ze­re­mo­ni­al­stab ist in der Aus­stel­lung „Spu­ren­su­che – Ge­schich­te ei­nes Mu­se­ums“ aus­ge­stellt. Wei­te­re sie­ben Frag­men­te sind im Schau­ma­ga­zin „Über­ma­xx“ des Hau­ses zu se­hen. Die Pro­ve­ni­enz­for­sche­rin Bet­ti­na von Bri­s­korn be­trieb be­reits in den 1990er Jah­ren Vor­re­cher­chen zu den Ob­jek­ten und fasst zu­sam­men: „Die Pro­ven­ienz­re­cher­che ist kom­ple­xer, als es auf den ers­ten Blick schei­nen mag, da die Quel­len­la­ge schwie­rig ist. Nicht al­le Be­nin-Ob­jek­te, die heu­te in eu­ro­päi­schen Mu­se­ums­samm­lun­gen ver­tre­ten sind, müs­sen aus der bri­ti­schen Straf­ex­pe­di­ti­on von 1897 stam­men. Ver­ein­zelt ge­lang­ten mög­li­cher­wei­se be­reits vor­her Stücke au­ßer Lan­des und nach dem Wie­der­auf­le­ben der Kunst des Bron­ze­gus­ses in Be­nin imi­tier­te man auch his­to­ri­sche Vor­bil­der.“

Am 13. Ok­to­ber 2021 wur­de zwi­schen Ni­ge­ria und Deutsch­land ei­ne Mu­se­ums­ko­ope­ra­ti­on un­ter­zeich­net. Die­se bein­hal­tet die Rück­ga­be von Be­nin-Bron­zen aus deut­schen Mu­se­en ab 2022. Die de­tail­lier­ten Rah­men­ver­ein­ba­run­gen für Rück­ga­ben sol­len im De­zem­ber 2021 ge­mein­sam aus­ge­ar­bei­tet wer­den. Zu­dem möch­ten bei­de Staa­ten ge­mein­sam breit an­ge­leg­te Ko­ope­ra­tio­nen im Be­reich Mu­se­ums­aus­tausch, Mu­se­ums­neu­bau und Ar­chäo­lo­gie auf­bau­en. Fer­ner wur­de ver­ein­bart, Be­nin-Bron­zen wei­ter­hin in deut­schen Mu­se­en aus­zu­stel­len und ge­mein­sam an Aus­stel­lungs­pro­jek­ten zu ar­bei­ten.