Übergabe eines Barockgemäldes
Kriegsverluste

Wiedervereinigung zweier Barockgemälde

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erhalten ein als Kriegsverlust gemeldetes Gemälde aus den USA zurück.

Nach über 70 Jahren kehrt die „Landschaft italienischen Charakters“ des österreichischen Malers Johann Franz Nepomuk Lauterer (1700 – 1733, Inv. Nr. 5258) aus den USA in die Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zurück. Dort wird das Gemälde, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverlust gemeldet und seit 2012 in der Datenbank Lost Art des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste eingetragen ist, mit seinem Pendant (BStGS, Inv. Nr. 5259) wiedervereint.

Die beiden sich motivisch ergänzenden Landschaftsbilder stammen ursprünglich aus Kloster Neustift bei Freising, waren seit dem 19. Jahrhundert an Außenstellen, im frühen 20. Jahrhundert im Schaezlerpalais Augsburg und ab 1924 in der Gemäldegalerie in Schloss Bayreuth ausgestellt.

Ab Kriegsbeginn 1939 wurden die Museen und Filialgalerien der Staatsgemäldesammlungen geschlossen und sämtliche Gemälde zum Schutz vor Bombardierungen in verschiedene Bergungsorte, zum Teil historische Gebäude wie Schloss Neuschwanstein oder Herrenchiemsee,  ausgelagert. Die Verlagerungen erfolgten nach Prioritätslisten und die neuen Standorte wurden restauratorisch wie auch sicherheitstechnisch betreut, um die Kunstwerke zu bewahren. Gleiches gilt für die Dokumentation der neuen Aufbewahrungsorte, die sich in Form zahlreicher akribisch erstellter Listen erhalten hat. Dennoch ist für das vermisste Gemälde kein Nachweis für eine Auslagerung aus Bayreuth überliefert und sein Verbleib seit Kriegsbeginn unbekannt. Möglicherweise fiel es einer Plünderung zum Opfer.

Erste Suchmeldungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erfolgten in publizierten Verzeichnissen von 1965 und 1973, ohne jedoch Hinweise zum Verbleib zu generieren. 2011 tauchte das bis dahin spurlos verschollene Gemälde erstmals im US-amerikanischen Kunsthandel auf. Damals wurde es den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zum Ankauf angeboten. Die Verhandlungen mit den Nachfahren eines US-amerikanischen Besatzungssoldaten scheiterten allerdings, und die Spur des Gemäldes verlor sich erneut. Seit 2012 war das Gemälde zusammen mit fast 700 weiteren Suchmeldungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Lost Art-Datenbank  auffindbar.

2022 tauchte das vermisste Gemälde abermals in den USA auf. Von Christopher A. Marinello, Gründer des Art Recovery International, New York, wurde es in Zusammenarbeit mit  den deutschen Rechtsanwälten Mara Wantuch-Thole und Ewald Volhard  als die verschollene Landschaft von Lauterer identifiziert.

Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Generalkonsulats in Chicago wurde die Rückführung des Gemäldes organisiert. Es gelangte Ende Oktober 2023 zurück zu seinem Pendant im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München.


Zum Maler und Werk
Johann Franz Nepomuk Adam Lauterer (1700 – 1733) war zwischen ca. 1715 und 1733 in seiner Heimatstadt Wien tätig, wo er bei dem Landschaftsmaler Josef Orient (1677 – 1747) ausgebildet worden war. Lauterers italianisierende Landschaften sind von denen des überwiegend in Haarlem und Amsterdam tätigen holländischen Malers Nicolaes Berchem (1621/22 – 1683) inspiriert. Bei der „Landschaft italienischen Charakters“ handelt es sich um ein Gegenstück zu einer gleichgroßen Holztafel (17,8 x 25,9 cm) mit einer das Bild motivisch ergänzenden Landschaft mit Reisenden und Hirten an einer Furt im Fluss (BStGS, Inv. Nr. 5258). Beide Gemälde zusammen fügen sich zu einer breiten Panoramalandschaft. Neben den beiden genannten Werken besitzen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen vier weitere Leinwandgemälde des Künstlers, die 1799 aus der Galerie in Zweibrücken nach München kamen.

1 von 3
Untersuchung des Barockgemäldes „Landschaft italienischen Charakters“ von Johann Franz Nepomuk Lauterer (1700 – 1733, Inv. Nr. 5258)