Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt rund 2 Millionen Euro für 20 Projekte der Provenienzforschung
In der ersten Antragsrunde 2019 (Antragsfrist: 1. Januar) hat der Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste 20 Anträgen von Museen, wissenschaftlichen Institutionen, Archiven und einer Privatperson zugestimmt. Er ist damit entsprechenden Empfehlungen des Förderbeirats „NS-Raubgut“ des Zentrums gefolgt und setzt so für die dezentrale Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut 2019 bislang Fördermittel in Höhe von rund 2 Millionen Euro ein.
Erstmalig widmet sich mit der Stiftung Deutsches Optisches Museum Jena ein wissenschaftlich-technisches Museum in privatrechtlicher Trägerschaft der Erforschung seines Sammlungsbestandes auf NS-Raubgut.
Archive des Kunsthandels sind für die Provenienzforschung von großem Interesse, aber oftmals nicht zugänglich. Mit der Erschließung des Firmenarchivs Hauswedell & Nolte werden nun jedoch Transaktionsdaten eines hoch bedeutenden Buch-, Autographen- und Kunst-Auktionshauses durch das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (ZADIK e. V.) zukünftig für die Recherche zur Verfügung stehen.
Im Rahmen der Projekte des Kunsthistorischen Instituts der Freien Universität Berlin (FU Berlin) und der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) arbeiten erneut – wie bereits zuvor beim „Mosse“-Projekt – öffentliche Einrichtungen mit Nachfahren der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in gemeinsam geplanten Projekten zusammen, um die Sammlungen zweier bedeutender jüdischer Unternehmer und Kunstsammler (Abraham Adelsberger und Gustav von Klemperer) zu rekonstruieren.
„All die genannten Projekte haben Leuchtturmcharakter und sind von ungemeiner Bedeutung für die Provenienzforschung. Ich freue mich zudem über die anhaltend hohe Zahl der Anträge, die deutlich macht, dass das Interesse an der Erkundung der Herkunft von Kulturgütern ungebrochen ist“, sagt Gilbert Lupfer, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.
Eine Übersicht aller in dieser Antragsrunde bewilligten Projekte befindet sich im Anhang.
Seit Beginn der von Bund und Ländern ermöglichten Förderung von Projekten zur Provenienzforschung im Jahr 2008 haben die bis jetzt geförderten Einrichtungen rund 29,81 Millionen Euro erhalten. In diesen Institutionen konnten damit bis heute insgesamt 312 Projekte (davon 218 langfristige und 94 kurzfristige) realisiert werden.
Seit Januar bietet das Zentrum auch eine Förderung von Projekten zur Erbenermittlung an. Der neue Fördergegenstand zielt darauf ab, Erben zu Objekten aus Sammlungen, zu denen bereits Provenienzforschung stattgefunden hat, zu ermitteln und so zu einer gerechten und fairen Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien von 1998 und der Gemeinsamen Erklärung von 1999 beizutragen.