„Wichtiges Instrument zum Umgang mit Folgen der Nazi-Verbrechen“

Deutsches Zentrum Kulturgutverluste würdigt 25 Jahre „Washingtoner Prinzipien“.

+++++ACHTUNG SPERRFRIST: DONNERSTAG, 7.12, 18.45 UHR+++++

MAGDEBURG, 07. DEZEMBER 2023

Vor 25 Jahren wurden die „Washingtoner Prinzipien“ zum Umgang mit NS-Raubkunst verabschiedet. Mehr als 40 Staaten und 13 nichtstaatliche Organisationen verpflichteten sich damit, von den Nationalsozialisten geraubte Kunstwerke zu identifizieren und gerechte und faire Lösungen mit den rechtmäßigen Eigentümer:innen oder ihren Nachfahr:innen zu finden.

Gilbert Lupfer, Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, hat die „Washingtoner Prinzipien“ anlässlich einer Festveranstaltung in Berlin am Donnerstag (7.12.2023) als epochales Dokument gewürdigt: „Die ,Washingtoner Prinzipien‘ waren und sind ein wichtiges Instrument zum Umgang mit Folgen der Nazi-Verbrechen“, so Lupfer laut Redemanuskript. Denn im Unterschied zu vielen anderen Verbrechen, die an jüdischen Menschen verübt wurden, könne man den materiellen Verlust von Kunstwerken immerhin ausgleichen.

Eine der wichtigsten Konsequenzen aus der Selbstverpflichtung von 1998 sei die finanzielle Förderung der Provenienzforschung, die seit 2015 maßgeblich vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste unterstützt wird. Sie spielt nach Einschätzung von Gilbert Lupfer auch bei der Herbeiführung gerechter und fairer Lösungen die tragende Rolle. Die Zahl der Restitutionen sei um ein Vielfaches höher als die in der Tat sehr niedrige Anzahl der von der Beratenden Kommission NS Raubgut behandelten Fälle. In öffentlichen Museen, Bibliotheken und Archiven werde seit einigen Jahren intensiv geforscht. Dennoch gebe es noch genug zu tun: „Von einem Schlussstrich, wie er irritierenderweise bisweilen gefordert wird, kann und darf noch keine Rede sein!“

So gelten die „Washingtoner Prinzipien“ nicht für Privatleute: „Noch gar nicht zufrieden sein können wir mit dem Status in privaten Sammlungen. Hier tut sich immer noch recht wenig und es fehlt bis jetzt auch an überzeugenden Ideen, die über moralische Appelle hinausgehen“, resümierte Lupfer. Auch die aktuelle Haushaltskrise könnte Auswirkungen auf die finanzielle Förderung der Provenienzforschung haben, befürchtet er.

Das von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum 01.01.2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Das Zentrum wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort auch die Mittel für seine Projektförderung. Bund und Länder haben seit 2008 die Provenienzforschung im Bereich NS-Raubgut mit insgesamt rund 50.8 Millionen Euro gefördert.

Hinweis:
Die Veranstaltung beginnt heute, 7. Dezember, um 18 Uhr. Sie wird aufgezeichnet und nachträglich auf dem YouTube-Kanal des Zentrums und seiner Website www.kulturgutverluste.de als Video veröffentlicht.

Das vollständige Programm des Abends finden Sie unter https://kulturgutverluste.de/meldungen/gerecht-fair-aktuell.

 

1 von 9
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien