Das Schicksal Jüdischer Kunstsammler und Händler in München 1938-1945. Zum Verbleib der Kunstwerke

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Bundesland:
Bayern
Ansprechpartner:
Dr. Andrea Christine Bambi

PositionLeitung Provenienzforschung

E-Mailprovenienz@pinakothek.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Ein Kooperationsprojekt der staatlichen und städtischen Museen Münchens

Im Jahr 2007 wurde bei Umbaumaßnahmen im Münchner Stadtmuseum eine Akte mit dem Titel „Ehemaliger Judenbesitz Wiedergutmachungsakt aufgefunden. In ihr aufbewahrt fanden sich die Protokolle der im Winter 1938/39 von der Geheimen Staatspolizei München durchgeführte Beschlagnahmungsaktion jüdischer Kunstsammlungen in München und im Münchner Umland.

Im Herbst 2008 stellten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen einen Förderantrag bei der damals neu gegründeten Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und Auswertung dieses Aktenkonvolutes. Daran beteiligten sich neben den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, dem Jüdischen Museum München und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus als Initiatoren des Projekts auch das Münchner Stadtmuseum, das Museum Villa Stuck, das Bayerische Nationalmuseum und die Staatliche Graphische Sammlung München. Im Sommer 2009 konnte mit Förderung durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin das Projekt unter dem Arbeitstitel »Das Schicksal jüdischer Kunstsammler und Händler in München 19331945« mit den Projektbearbeitern Vanessa-Maria Voigt und Horst Keßler beginnen, die sich eine Vollzeitstelle teilten.

Die dem Projekt maßgeblich zugrunde liegende Akte mit dem historischen Titel „Judenbesitz wurde an das Münchner Stadtarchiv übergeben und ist dort mit der Signatur Stadtmuseum Nr. 104 verzeichnet. Ziel des Forschungsprojekts waren Kurzbiographien der jeweiligen jüdischen Sammler bzw. Kunsthändler, Erfassung ihres Kunstbesitzes und Beschreibungen der Kunsthandlungen sowie eine möglichst vollständige Aufklärung des Verbleibs der beschlagnahmten Kunst- und Kulturgegenstände. Die beteiligten Münchner Museen wollten mittels dieser Fragestellung ihre eigene Sammlungsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus erhellen und bislang ungeklärte Besitzstände aufklären. Dies ist entsprechend geschehen und führte bereits zur Einleitung von Restitutionsverhandlungen des Münchner Stadtmuseums und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus wie auch der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, des Bayerischen Nationalmuseums und der Staatlichen Graphischen Sammlung. Die beauftragten Provenienzforscher haben bis zum 31.05.2012 die notwendigen Recherchearbeiten abgeschlossen, Dossiers zu den betroffenen Kunstsammlern und Listen zu den insgesamt rund 2.500 Kunstwerken erstellt. Ein detaillierter Abschlussbericht der Projektleitung wurde im Januar 2013 an die Arbeitsstelle für Provenienzforschung übergeben. Die Materialsammlung zu den Opfern der Beschlagnahmung befindet sich bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, wo sie von Dritten eingesehen werden kann.

Diesem Forschungsauftrag folgte im Januar 2015 die Vereinbarung für ein weiteres, von der Landeshauptstadt München finanziertes Kooperationsprojekt der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, des Jüdischen Museums und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Neuere und Zeitgeschichte an der Universität Erfurt, Prof. Dr. Christiane Kuller. Hierfür erforschte der Zeithistoriker Jan Schleusener die Münchner Beschlagnahme und deren Nachgeschichte, die eine der größten staatlichen Kunstraubaktionen im „Altreichsgebiet einleitete und von der Geheimen Staatspolizei durchgeführt wurde. Die von der Landesstelle der nichtstaatlichen Museen in Bayern herausgegebene Publikation mit dem Titel „Raub von Kulturgut. Der Zugriff des NS-Staats auf jüdischen Kunstbesitz in München und seine Nachgeschichte erscheint im November 2016 im deutschen Kunstverlag.

(c) Bayerische Staatsgemäldesammlungen