Die Erwerbungen der Graphischen Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums zwischen 1933 und 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Dr. Britta Olényi von Husen

PositionStadt Köln, Dezernat für Kunst und Kultur/Referat für Museumsangelegenheiten, Provenienzforschung

Tel.+49 (0) 221 221 225 20

E-Mailbritta.olenyivonhusen@stadt-koeln.de

Dr. Marcus Leifeld

PositionStadt Köln, Dezernat für Kunst und Kultur/Referat für Museumsangelegenheiten, Provenienzforschung

Tel.+49 (0) 221 221 225 20

E-Mailmarcus.leifeld@stadt-koeln.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Von September 2013 bis Dezember 2017 förderte die Arbeitsstelle für Provenienzforschung die systematische Erschließung des Graphischen Bestands im Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud. Unter dem Direktorat von Prof. Dr. Otto Helmut Förster (18941975) sowie der graphischen Leitung von Dr. Helmut May (19061993) erwarb das Wallraf-Richartz-Museum (WRM) durch Ankäufe, Tauschgeschäfte und Schenkungen zwischen 1933 und 1945 annähernd 2.500 europäische Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken des 15. bis 20. Jahrhunderts. Es fanden sich darunter 332 Zeichnungen und Aquarelle sowie insgesamt 2056 druckgraphische Werke. Ziel des Forschungsprojektes war die möglichst lückenlose Aufklärung der Herkunft dieser im benannten Zeitraum erworbenen Zeichnungen und Druckgraphiken. Mit Prüfung der Bestände auf NS-Raubgut wurde im Bereich der Graphik Neuland betreten, wurden doch innerhalb des Gros der bisherigen, von der Arbeitsstelle geförderten Projekte hauptsächlich Gemälde untersucht. Grund für das Desiderat sind die der Gattung Graphik immanenten Eigenschaften, ihre Genese in der Kunst als lange Zeit nicht eigenständig betrachtetes Kunstwerk sowie die niedrige Bepreisung der Graphik auf dem Kunstmarkt. Ersteres wirkt sich insbesondere auf die eindeutige Identifizierung des Objekts aus, die als die Grundlage für die Aufklärung der Herkunft von Kulturgütern im Allgemeinen bezeichnet werden muss. Qua Technik kann überhaupt nur der Zeichnung bzw. dem Aquarell, im Gegensatz zur Druckgraphik oftmals in einer hohen Auflage produziert die Eigenschaft der Originalität zugesprochen und damit eine eindeutige Identifizierung möglich gemacht werden. Erst durch ihren Gebrauch im Kunstsystem (Künstler, Händler, Sammler) und dessen Spuren, die in Form von Beschriftungen, Stempeln, Marken etc. auf dem Objekt hinterlassen werden, können der Gattung Druckgraphik einmalige Eigenschaften zugesprochen werden, die sie qua Technik nicht besitzt. Neben der Autopsie der Werke wurden weitere, das Objekt eindeutig identifizierbare Informationsquellen hinzugezogen. Die Dokumentation und daraus resultierend die Quellenlage ist jedoch auf dem Gebiet der Graphik im Kunstsystem (Kunsthandel, Museen etc.) insgesamt rudimentär. Umso glücklicher ist der Umstand, dass sich im WRM chronologisch und nahezu vollständig geführte, zum Teil mit Abbildungen versehene Inventarbücher erhalten haben, auf deren Grundlage die Herkunftsrecherchen der graphischen Erwerbungen zwischen 1933 und 1945 erfolgten. Die analoge und digitale Dokumentation der Objekte konnte im Projektzeitraum aufgebaut, der Untersuchungsgegenstand spezifiziert sowie erste Provenienzen geklärt werden. Zum einen ließ sich u.a. der Umfang des zu untersuchenden Bestands um rund 250 Objekte vermindern, indem man Bestandsgruppen und Objekte ausmachte, die einen Verdacht auf NS-Raubgut ausschließen. Andere Objekte befinden sich nicht mehr im Hause: dazu gehören Objekte aus der Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst, Verkäufe und Verluste. Zum anderen wurden die mit der Herkunft der Objekte in Zusammenhang stehenden Personen und Institutionen erfasst und eingehender erforscht. Hinsichtlich der Vorbesitzer wurden etwa 100 Privatpersonen, Künstler, Kunsthandlungen und Auktionshäuser gelistet. So sind u.a. zu nennen: die Kunsthandlung Abels (Köln), C. G .Boerner (Leipzig/Düsseldorf), Ackermann und Sauerwein (München/Frankfurt a.M.), Gerstenberger (Chemnitz), Bammann (Düsseldorf) und auch die Kunsthandlung von Hildebrand Gurlitt (Hamburg). Da nach bisherigem Forschungsstand für nur etwa zwei Drittel der zu untersuchenden Werke Provenienzhinweise gefunden werden konnten, kam der Kontextforschung sowie der Erforschung der Sammlungs- und Institutionsgeschichte des Hauses während der Zeit des Nationalsozialismus besondere Bedeutung zu.

Insgesamt war es angesichts der Dimension dieser sogenannten „Large Scale Collection notwendig, Priorisierungen sowie Bündelungen in den Untersuchungsabläufen vorzunehmen. Schwerpunkte lagen insbesondere auf der Erforschung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts, des französischen Kunstmarktes und der Kunsthandlung Boerner, über die 87 Werke ins WRM gelangten.

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden bzw. werden noch nach Ablauf des Projektzeitraums nach und nach vollständig auf www.kulturelles-erbe-koeln.de eingearbeitet und dort einsehbar sein. Teilergebnisse wurden bereits im Rahmen der Ausstellung „Provenienz Macht Geschichte (06.11.2015 bis 31.01.2016) veröffentlicht.

(c) Wallraf-Richartz-Museum

Ausstellungen:
Unsere Werte? Provenienzforschung im Dialog. Leopold-Hoesch-Museum und Wallraf-Richartz-Museum.