Die Sammlung des jüdischen Briefmarkenhändlers Julius Goldner – Provenienzforschung im Museum für Kommunikation Berlin und im Archiv für Philatelie in Bonn

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museum für Kommunikation Berlin
Bundesland:
Berlin
Ansprechpartner:
Dr. Veit Didczuneit

PositionAbteilungsleiter Sammlungen

Tel.+49 (0)30 71302 710

E-Mailv.didczuneit@mspt.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Von Dezember 2014 bis März 2015 fand in der Sammlung des Museums für Kommunikation in Berlin und im Archiv für Philatelie in Bonn eine Provenienzrecherche statt. Ziel des Projektes war es, die Helgoland-Druckstöcke, -platten und -Marken der jüdischen Briefmarkenhändler Familie Goldner aus Hamburg in den Sammlungen in Berlin und Bonn zu identifizieren und neu zu deklarieren.

Zu Beginn des Jahres 1939 kam es zur Enteignung und Auflösung der Briefmarkenhandlung „Julius Goldner in Hamburg. Im Zuge des Ausverkaufs der Firma erreichte am 17. August 1939 eine Lieferung das Reichspostmuseum in Berlin, bestehend aus den bei Goldner zuvor von der Staatspolizei Hamburg beschlagnahmten Helgoland- und Romagna-Druckplatten, 160 Stempeln und 8 Säcken mit Falschmarken. Der Vorgang konnte durch eine Lieferliste aus dem Jahr 1939 eindeutig belegt werden. Anhand dieser Quellengrundlage fand an den in der Sammlung in Berlin vorhandenen 340 Helgoland- sowie 84 Romagna-Druckstöcken eine Provenienzrecherche statt. Im Ergebnis konnten sowohl alle Romagna-Druckstöcke als auch 223 der Helgoland-Druckstöcke als eindeutig Goldner gehörend identifiziert werden. Bei weiteren 40 Objekten der Sammlung gab es dringende Verdachtsmomente, die weiter erforscht werden könnten. Allerdings wäre der Forschungsaufwand hierfür sehr immens. Hingegen stellten sich 77 Druckstöcke der Helgoland-Sammlung einwandfrei als Eigentum des Reichspostmuseums heraus.

In der Sammlung des Archivs für Philatelie in Bonn ließ sich kein Eigentum der Familie Goldner feststellen. Zwar kann es als gesichert gelten, dass enteignete Marken in der Sammlung des damaligen Reichspostmuseums aufgingen, um welche Marken es sich aber genau handelte, blieb ungewiss. Zum einen wurde ein Großteil der Helgoland-Markenbestände der Firma Goldner noch im Jahr 1939 auf einer Auktion veräußert. Damit ist es aus heutiger Sicht nur noch schwer nachvollziehbar, was 1939 in 8 Säcken als Falschmarken deklariert nach Berlin geliefert wurde. Zum anderen konnten darüber hinaus keine Quellen für eine verifizierbare Identifikation gefunden werden.

Bei der Recherche nach erbberechtigten Nachkommen stellte sich heraus, dass die Familie Goldner noch im Jahr der Enteignung nach Mexiko auswanderte. Dies wurde aus einer Reihe von Wiedergutmachungsklagen ersichtlich, welche die Familie Goldner von 1949 bis 1980 anstrengte. In wie fern die Helgoland-Druckstöcke und -platten von den bereits geleisteten Zahlungen betroffen sind, muss in der Folge noch juristisch geprüft werden.

Insgesamt kann die Provenienzrecherche in der Sammlung des Museums für Kommunikation in Berlin und im Archiv für Philatelie in Bonn als erfolgreich angesehen werden. Der Weg der Druckstöcke und -platten ließ sich von deren Verkauf durch das englische Gouvernement auf Helgoland im Jahre 1879 an Goldner über die Enteignung 1939 und Lieferung ins Reichspostmuseum sehr gut nachvollziehen.

(c) Museum für Kommunikation Berlin