Erforschung der Provenienzen der nach 1945 erworbenen Bestände der Kunstsammlung

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH
Bundesland:
Baden-Württemberg
Ansprechpartner:
Sabine Mücke

PositionAusstellungskoordination/Registrar

Tel.+49 (0) 07541 3801 29

E-Mailmuecke@zeppelin-museum.de

Fanny Stoye

E-Mailstoye@zeppelin-museum.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Neben der Sammlung zur Geschichte der Luftschifffahrt verfügt das Zeppelin Museum in Friedrichshafen als Zweispartenhaus für Technik und Kunst auch über die städtische Kunstsammlung, die bislang in einer ständigen sowie in thematisch wechselnden Ausstellungen präsentiert worden ist. Die Sammlung umfasst Werke vom Mittelalter über den Barock bis zur Gegenwart, sowie hochkarätige Werke aus der Klassischen Moderne.

Nach einem totalen Kriegsverlust der Sammlung des ehemaligen Städtischen Bodensee-Museums der Vorgängerinstitution des heutigen Zeppelin Museums erfolgte der Sammlungsaufbau überwiegend über den Kunsthandel und Auktionen. Darunter befanden sich unter anderem Adressen wie das Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller in München, dem spätestens seit Vorliegen der Studie von Dr. Meike Hopp eine kritische Aufmerksamkeit in der gesamten Museumslandschaft und so auch in kleineren Häusern wie dem Zeppelin Museum entgegengebracht wird. Doch auch für andere, für die Sammlung des Zeppelin Museums zentrale Namen wie Dr. Benno Griebert in Meersburg / Konstanz / München / Rom, Roman Norbert Ketterer in Stuttgart oder Wolfgang Gurlitt in München hatte die Forschung schon länger und in neuerer Zeit wiederholt auf Verflechtungen mit dem NS-Kunsthandel und die mögliche Kontinuität dieser Netzwerke verwiesen. Die allein an diese Namen gebundene potentielle Möglichkeit von Erwerbungen aus einem ursprünglich verfolgungsbedingten Entzug begründete schließlich den Projektantrag beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg

Projektziel war zunächst die systematische Prüfung der Vorprovenienzen von knapp 100 Objekten und soweit als möglich der Ausschluss eines verfolgungsbedingten Entzuges bzw. Rückgabebemühungen im anderen Fall. Aus der genannten Antragsmotivation heraus hatten die Gemälde, Skulpturen und Grafiken Priorität, die über das Auktionshaus Weinmüller, die Kunsthandlung Benno Griebert und das Stuttgarter Kunstkabinett Ketterer ins Haus kamen.

Im zweiten Projektjahr folgte dann die systematische Überprüfung eines weiteren ausgewählten Bestands von Gemälden und Grafiken sowie einiger Skulpturen und zwar abseits der bis dahin Priorität besehenen Ankäufe von den Händlern Ketterer, Weinmüller und Griebert.

Nach dem anfänglichen Fokus auf gotische und barocke Skulptur und Malerei verschob sich das Sammlungsspektrum des Bodenseemuseums spätestens in den 1980er Jahren hin zu Vertretern der klassischen Moderne wie Otto Dix, Max Ackermann oder Hans Purrmann. Das Problem der zeitlichen Verschleppung problematischer bzw. konkret verdächtiger Erwerbungen bis in die Gegenwart führte dazu, die Prüfung dieser Provenienzen nicht als nachrangig zu betrachten und den Untersuchungszeitraum bis ins Jahr 2000 auszudehnen. Insgesamt wurden weitere 195 Objekte untersucht, die Gesamtzahl über beide Projektjahre beläuft sich 297 untersuchte Objekte.

Daneben bildete die erstmalige Aufarbeitung der Sammlungs- und Institutionengeschichte des Hauses ein zentrales Anliegen, die als ein exemplarisches Beispiel zur Re-Organisation der Museumslandschaft als auch des Kunsthandels nach 1945 und seiner personellen Strukturen gelten darf.

Die Ergebnisse des zweijährigen Projekts wurden in der Ausstellung „Eigentum verpflichtet. Eine Kunstsammlung auf dem Prüfstand einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstellung wurde am 3.Mai 2018 eröffnet und wird bis Anfang 2020 im Zeppelin Museum zu sehen sein. Die Ausstellung wurde so konzipiert, dass neben den Ergebnissen der Forschung geklärte und weiterhin offene Provenienzfragen auch die oft detektivische Arbeit der Forschenden sichtbar gemacht wird. Ein Ziel der Ausstellung ist es, den jeweiligen historischen Kontext und die Netzwerke der am Aufbau der Friedrichshafener Sammlung beteiligten Kunsthändler und Museumsverantwortlichen zu vermitteln. Die Präsentation der Werke erfolgt konsequent zweiseitig: durch die Hängung auf Stellwänden mit Bildausschnitt können eine Vielzahl von Werken von ihrer Vorder- und Rückseite betrachtet werden, die übrigen Werken werden durch eine Reproduktion der Bildrückseite ergänzt.

Ein wissenschaftlicher Katalog ist in Vorbereitung und erscheint voraussichtlich Ende 2019.

(c) Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH