Erforschung der Provenienzen des Bestandes Skulptur und Plastik der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Institut Mathildenhöhe Darmstadt
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Shammua Maria Mohr

Tel.+49 (0) 6151 13 33 46

E-Mailshammua-maria.mohr@darmstadt.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das 1976 gegründete Institut Mathildenhöhe Darmstadt bewahrt, verwaltet und erweitert fortwährend die Städtische Kunstsammlung Darmstadt. Aktuell umfasst die Sammlung etwa 20.000 Werke verschiedener Gattungen aus der Zeit der Romantik bis zur zeitgenössischen Kunst. Die Provenienzen der Werke sind nur in wenigen Einzelfällen erforscht.

Das Ziel des Forschungsprojektes ist die Überprüfung von 126 Objekten aus dem Bestand Plastik/Skulptur auf mögliche NS-verfolgungsbedingte Erwerbungskontexte. Dabei handelt es sich um Objekte, die vor 1945 entstanden sind, nach 1933 in die Städtische Kunstsammlung Darmstadt gekommen sind und deren Provenienzen lückenhaft oder völlig unbekannt sind. Die zu prüfenden Objekte wurden größtenteils aus Privatbesitz und aus dem Kunsthandel im Zeitraum 1980 bis 1996 erworben. Der Bestand umfasst Bronzen, Gips- und Terrakottaplastiken, Marmorskulpturen, Holz- und Steinskulpturen, Majolika sowie Porzellan. Größere Objektgruppen stammen von Mitgliedern der Künstlerkolonie Darmstadt, wie Bernhard Hoetger (1874-1949), Ludwig Habich (1872-1949), Daniel Greiner (1872-1943) und Heinrich Jobst (1874-1943). Viele weitere Künstler wie z. B. Adam Antes (1891-1984) haben ebenfalls einen starken Bezug zu Darmstadt. Unter den zu prüfenden Objekten sind neun Majoliken von Bernhard Hoetger aus der Serie „Licht- und Schattenseiten, welche zu ihrer Entstehungszeit in verschiedenen Ausführungen über die Dresdner Galerie Arnold vertrieben wurden. Der Bestand Plastik/Skulptur wird im Rahmen des Projektes erstmals systematisch auf mögliche NS-verfolgungsbedingt entzogene Werke untersucht.

Darüber hinaus sollen die Institutionengeschichte sowie der Bestand der Darmstädter Galerie des 19. Jahrhunderts erforscht werden, welche von 1992 bis 1996 existierte. Während des Erstprojektes zum Gemäldebestand der Städtischen Kunstsammlung stellte sich die Galeriegründung als eigene, zu Beginn nicht bekannte, Forschungsfrage heraus. Hintergrund der neu geschaffenen Institution war der Kauf und die originalgetreue Wiederherstellung des 1901 von Joseph Maria Olbrich (1867-1908) entworfenen Haus Deiters durch die Stadt Darmstadt im Jahr 1988. Geschaffen wurde ein Museum Darmstädter Kunst, in dem dauerhaft Werke der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt präsentiert werden sollten. Tatsächlich bestand die Institution jedoch nur bis 1996 und wurde dann geschlossen. Um eine qualitativ erstranginge Kollektion in der Galerie des 19. Jahrhunderts präsentieren zu können, betrieb die Stadt Darmstadt ab Mitte der 1980er Jahre eine engagierte Ankaufspolitik und tätigte bis Anfang der 1990er Jahre zahlreiche Neuerwerbungen im Bereich Malerei und Graphik. Der dazugehörige Katalog verzeichnet 129 Gemälde, die den Darmstädter Beitrag zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts illustrieren. Offenbar wurden mindestens 40 Gemälde zur Ausstattung der Galerie neu erworben. Mehrheitlich stammen sie aus Privatbesitz sowie aus dem regionalen, überregionalen und internationalen Kunsthandel. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Erstprojekt lassen vermuten, dass sich Verdachtsfälle in dieser Bestandsgruppe finden können.

Die Ergebnisse des Projektes werden auf der Website des Institut Mathildenhöhe Darmstadt präsentiert. Zudem ist eine wissenschaftliche Tagung geplant, in der u. a. Ergebnisse der Forschungsarbeiten miteinfließen werden. Weiter ist beabsichtigt, die Resultate der Provenienzforschung in neue Ausstellungen zu integrieren.

(c) Institut Mathildenhöhe Darmstadt