Ermittlung der Provenienz von 28 Handzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts unter Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug in der Lippischen Landesbibliothek

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Lippische Landesbibliothek / Theologische Bibliothek und Mediothek
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Alte Handzeichnungen, wohl von Tintoretto, Correggio und anderen Berühmtheiten, Herkunft unbekannt: So fanden Mitarbeiterinnen der Lippischen Landesbibliothek / Theologischen Bibliothek und Mediothek die rätselhafte Mappe mit 28 Blättern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert vor, als sie die Graphische Sammlung einer Revision unterzogen. Klar wurde schnell: zum Sammlungsprofil des Hauses passen die Stücke nicht.

Eine kursorische Recherche im Bibliotheksarchiv brachte erste Erkenntnisse: Die Blätter sind während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Amtszeit Eduard Wiegands, Bibliotheksleiter von 1933-1945 und überzeugter Nationalsozialist, ins Haus gelangt. Sie gehören der Bibliothek nicht und wurden der britischen Militärregierung 1945 gemeldet. Diese entschied seinerzeit, dass sie in der Landesbibliothek am besten aufgehoben sind, bis die rechtmäßigen Eigentümer:innen sich gemeldet haben oder ermittelt worden sind. Alfred Bergmann, kommissarischer Bibliotheksleiter nach der Entfernung Wiegands aus dem Amt, bemühte sich schon kurz nach dem Krieg, etwas über die Herkunft der Bilder in Erfahrung zu bringen; dies gelang ihm jedoch nicht. Er spekulierte über die „dubiose Herkunft der Bilder und vermutete nach Gesprächen mit lokalen „Experten, dass die Zeichnungen aus französischen Wohnungen, einem Museum oder einer Privatsammlung gestohlen worden sein könnten. Auch die Niederlande nennt er als möglichen Herkunftsort. Weiter reicht das Wissen um die Herkunft der Bilder bisher nicht.

Die Lippische Landesbibliothek geht diesen Zusammenhängen ab Juli 2023 im Forschungsprojekt „Ermittlung der Provenienz von 28 Handzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts unter Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug in der Lippischen Landesbibliothek nach. Es wird gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und von der Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW) begleitet. Ziel der Arbeit in den nächsten sechs Monaten ist, die Wege zu beleuchten, wie die Stücke in die Bibliothek kamen, die Provenienz zu klären sowie mögliche Eigentümer:innen zu ermitteln. Sollte sich der Verdacht nach einem NS-verfolgungsbedingten Bezug bestätigen, werden Maßnahmen zum Finden einer gerechten und fairen Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien ergriffen.

(c) Lippische Landesbibliothek