Erwerbungen des DLM Offenbach in den Jahren 1933-1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Deutsches Ledermuseum Offenbach
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Dr. Inez Florschütz

PositionMuseumsdirektorin

Tel. +49 (0) 69 829 798 11/0

E-Mailflorschuetz@ledermuseum.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Deutsche Ledermuseum (DLM) wurde 1917 vom langjährigen ehrenamtlichen Leiter Hugo Eberhardt (1874-1959) gegründet. Im Vorfeld angelegt als Lehrmittelsammlung der Technischen Lehranstalten (heute: Hochschule für Gestaltung) in Offenbach am Main gelang dem Architekten mithilfe von ~vielfach jüdischer ~Mäzene der Aufbau des Museums. Die Gründung unterstützten sowohl das Land Hessen und die Stadt Offenbach als auch die ansässige Lederindustrie. Ziel war es eine ständige Sammlung anzulegen, die „die Ledergewinnung und Lederverarbeitung aller Zeiten und aller Völker veranschaulicht und in einer Dauerausstellung zugänglich ist. In der NS-Zeit zog das Mehrspartenhaus ins klassizistische Alte Lagerhaus, das noch heute Sitz des Museums ist. Die Finanzierung eines Erweiterungsumbaus erfolgte über Spenden ~die (lederne) Urkunde zur Eröffnungsfeier 1938 nennt neben dem Reichsstatthalter in Hessen und Gauleiter Jakob Sprenger gleichfalls den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler als wichtigen Gönner.

Allein 518 Verkäufer und Stifter wies das Inventarbuch während der NS-Zeit auf: Hinter jedem Namen konnte sich ein belasteter Ankauf bei einer Privatperson wie aus dem Kunsthandel oder eine belastete Schenkung verbergen. Die freihändig erworbenen oder ersteigerten Objekte kamen aus der Region und aus dem überregional renommierten Kunsthandel. Insgesamt betrug die Anzahl der Objekte bis 1933 knapp 4500 und hatte sich bis 1945 mehr als verdoppelt. Damit bildeten 4447 Neuzugänge (1) den Ausgangspunkt für die Provenienzforschung am DLM. Die bisherige Zwischenbilanz lautet: Von 2102 abgeklärten Objekten können 2093 als unbedenklich eingestuft werden, wohingegen Neun als belastet gelten müssen. Weitere 1666 Zugänge stammen aus dem Kunsthandel und stehen deshalb unter Generalverdacht; auch die Herkunft der restlichen 679 Objekte konnte nicht lückenlos geklärt werden. Ohne Objektdatenbank lassen sich Inventarnummern und (Verkäufer-)Namen nicht auf einen PC-Knopfdruck verzahnen. Für die Provenienzrecherche bedeutet dies den permanenten Rückgriff sowohl auf die Inventarbücher als auch auf das (erfreulicherweise vorhandene) Archiv des DLM mit der Korrespondenz seit Gründung 1917 bis 1945.

Ein Zunftpokal von 1793, ersteigert 1941 beim Kunsthaus Hahn in Frankfurt, ist das bisher einzige als belastet einzuschätzende Objekt und wurde nun in der Dauerausstellung entsprechend gekennzeichnet. Dieses Recherchebeispiel ist nachzulesen auf der Website des DLM und Bestandteil der Museumsführung Detektivarbeit mit ernstem Hintergrund, die Besucherinnen und Besucher für die Provenienzforschung sensibilisiert. Zur weiteren Transparenz trägt die kontinuierliche Pressearbeit bei, während für die Fachwelt bisher ein Vortrag die Provenienzrecherche am Deutschen Ledermuseum vorstellt.

(1) Konkret gab es 5009 inventarisierte Objekte in der NS-Zeit, jedoch sind 562 nicht mehr im DLM aufgrund von Restitution, Kriegsverlust, Tausch und Verkauf sowie Streichung.

(c) DLM Deutsches Ledermuseum Offenbach