NS-Raubgut an der zentralen Universitätsbibliothek Rostock – systematische Recherche im Bestandszugang 1933 bis 1959

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Universitätsbibliothek Rostock
Bundesland:
Mecklenburg-Vorpommern
Ansprechpartner:
Karin Schmidt

PositionLeiterin

Tel.+49 (0) 381 49 88 703

E-Mailkarin.schmidt@uni-rostock.de

Dr. Antje Strahl

Tel.+49 (0) 381 49 88 623

E-Mailantje.strahl@uni-rostock.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Ziel des dritten Projektjahres war:

- die möglichst vollständige Ermittlung von NS-Raubgut in Beständen der UB Rostock anhand der abschließenden Durchsicht der Geschenk- und Tauschbücher der zentralen Universitätsbibliothek der Jahre 1933-1959 [1] sowie die Ermittlung von NS-Raubgut in den Beständen der ehemaligen Instituts- bzw. Fachbibliotheken.

- die Dokumentation der Ergebnisse der Nachforschungen für Forschung und Wissenschaft und die Verzeichnung der ermittelten Provenienzhinweise gemäß der etablierten Standards [2] im Onlinekatalog der Universitätsbibliothek Rostock,

- die Recherche von Erben oder Rechtsnachfolgern und Restitution der ermittelten Werke,

- die Präsentation der Resultate der geleisteten Arbeit durch die Veröffentlichung einer Ergebnisbroschüre.

Im dritten und letzten Projektjahr wurde vor allem die Kontrolle der Bestände der ehemaligen Institutsbibliotheken auf NS-Raubgutverdachtsfälle weiter vorangetrieben. Es ist gelungen, alle relevanten Bestände der ehemaligen geisteswissenschaftlichen Institutsbibliotheken (ca. 23.000 Bände) nach Provenienzmerkmalen zu untersuchen. Weiterhin wurde aufgrund der Vielzahl ermittelter Verdachtsfälle insbesondere die Erbenrecherche verstärkt fortgeführt. Es konnten weitere Restitutionen durchgeführt und vorangetrieben werde.

Im Rahmen des Projektes wurden bisher die Geschenk- und Tauschbücher der zentralen Universitätsbibliothek auf mögliche Raubgutverdachtsfälle (auffällige Titel, auffällige Lieferanten) untersucht. Die Geschenk- und Tauschbücher umfassen ca. 49.000 Einträge. Von rund 49.000 Einträgen wurden 5187 aufgrund eines beispielsweise auffälligen Lieferanten als verdächtig eingestuft. Diese wurden in einer eigens konstruierten Arbeitsdatenbank erfasst und schrittweise in den Onlinekatalog der UB Rostock (OPAC) übertragen und sind somit für die Öffentlichkeit sichtbar. Weiterhin wurde die Kontrolle der Bestände der ehemaligen geisteswissenschaftlichen Institutsbibliotheken durchgeführt. Da für die Fachbibliotheken keine verwertbaren Erwerbungsunterlagen vorhanden sind, musste die Kontrolle am Regal erfolgen. Von 22252 kontrollierten Titeln enthielten 2837 Bücher Provenienzmerkmale und wurden direkt im Onlinekatalog verzeichnet. Derzeit befinden sich also insgesamt 8024 NS-Raubgut Titel und mögliche NS-Raubgut-Titel (Ergebnisse der Kontrolle der Geschenk- und Tauschbücher und der Kontrolle der Bestände der ehemaligen Institutsbibliotheken) im Onlinekatalog der Universitätsbibliothek. Im Laufe des Projektes erhärtete sich der Verdacht bei einigen Titeln auf NS-Raubgut, andere Titel konnten nach umfassender Recherche ausgeschlossen werden. Gemäß dem Leitfaden [3] erhielt jedes verdächtige Buch, das im OPAC sichtbar ist, eine Kennung. Die Kennung drückt den Grad des Raubgutverdachtes aus und ist ebenfalls im OPAC abgebildet. Unsere Recherchen erbrachten für die im OPAC abgebildeten Bücher folgende Ergebnisse:

Kennung: kein NS-Raubgut 267 Bücher

Kennung: wahrscheinlich kein NS-Raubgut 29 Bücher

Kennung: unspezifisch 4428 Bücher

Kennung: verdächtig 3081 Bücher

Kennung: wahrscheinlich NS-Raubgut 103 Bücher

Kennung: NS-Raubgut 116 Bücher

Alle restituierten Bücher wurden digitalisiert und sind auf dem Rostocker Dokumentenserver verzeichnet. Einige Provenienzen der Restitutionsbücher sowie die Kurzbiografien der dazugehörigen Personen sind zusätzlich im Provenienzwiki des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) [4] zu finden. Die abschließende Verzeichnung aller Raubgutprovenienzen samt zugehöriger Biografien im Provenienzwiki wird auch nach Abschluss des Projektes weitergeführt. Alle Titel mit den Kennungen „NS-Raubgut und „wahrscheinlich NS-Raubgut wurden an die Lost-Art-Datenbank gemeldet.

[1] Das Jahr 1959 wurde deshalb gewählt, weil auch nach Ende des 2. Weltkrieges Raubgut an die UB-Rostock gelangt sein kann und formal der erste Alphabetische Zettelkatalog 1959 endet.

[2] Empfehlungen zur Provenienzverzeichnung der Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke (AAD) beim GBV, http://aad.gbv.de/empfehlung/aad_provenienz.pdf .

[3] Albrink, Veronika; Babendreier, Jürgen und Bernd Reifenberg (Bearb.): Leitfaden für die Ermittlung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in Bibliotheken, Stand: März 2005, http://www.ub.uni-marburg.de/allg/aktiv/Leitfaden.pdf . Zitiertitel: LEITFADEN.

[4] http://provenienz.gbv.de/index.php?title=Spezial%3ASuche&search=rostock&go=Seite

(c) Universitätsbibliothek Rostock