NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Bundesland:
Niedersachsen
Ansprechpartner:
Dr. Johannes Mangei

E-Mailmangei@hab.de

Christine Rüth

E-Mailrueth@hab.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Herzog August Bibliothek ist eine außeruniversitäre Forschungs- und Studienstätte zur Erforschung der europäischen Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Sie besitzt bedeutende Sammlungen an Handschriften und alten Drucken sowie einen umfassenden Bestand moderner Forschungsliteratur. In zahlreichen Digitalisierungs-, Erschließungs- und Forschungsprojekten werden die Bestände zugänglich gemacht und wissenschaftlich genutzt.

Im Bestand der Herzog August Bibliothek wurden in den zurückliegenden Jahren immer wieder punktuell Fälle von NS-Raubgut ermittelt. Mit den antiquarischen Erwerbungen seit 1969 wird im vorliegenden Projekt demgegenüber ein Aspekt strukturiert ins Auge gefasst, der bislang oftmals ein Forschungs- und Erschließungsdesiderat darstellte. Zwei große Signaturengruppen des antiquarischen Zugangs sollen dahingehend untersucht werden, wie in einem solchen Bestandssegment, das zum weit überwiegenden Teil aus dem Antiquariats- und Auktionshandel erworben wurde ‒ oftmals in Jahrzehnten, in denen der Frage nach sog. sekundärem Raubgut national und international noch wenig Bedeutung beigemessen wurde ‒ der Anteil an NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu veranschlagen ist und auf welchen Wegen dieses in die Herzog August Bibliothek gelangt sein könnte.

Konkret sollen ca. 30.000 Bände systematisch erfasst und hinsichtlich ihrer Provenienzen überprüft werden, die seit 1969 in Form antiquarischer Einzelerwerbungen und geschlossen übernommener Sammlungen älterer Literatur in den Bestand der Bibliothek gekommen sind. Bedeutsam ist in diesem Kontext die Rolle der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke, in deren Rahmen die Herzog August Bibliothek seit 1990 die Erwerbung von Druckwerken des 17. Jahrhunderts verantwortet. Erste Stichproben aus dem Bestandssegment lassen eine geringe Zahl an eindeutigen Verdachtsfällen auf NS-Raubgut vermuten, deren Ermittlung aufgrund der sammlungsmäßigen Vereinzelung der Bestände sowie des zeitlichen Umfangs der zu rekonstruierenden Besitzverhältnisse gleichwohl besonderen Aufwand erfordert, um die in Frage stehenden Objekte zeitnah gerechten und fairen (Restitutions-)Lösungen zuführen zu können.

(c) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel