NS-Raubkunst in den Beständen der Görlitzer Sammlungen

Das Kulturhistorische Museum Görlitz ist als Teil der Görlitzer Sammlungen eine museale Einrichtung in kommunaler Trägerschaft der Stadt Görlitz. Sein Ursprung liegt im 1873 gegründeten „Städtischen Museum für Kunst und Alterthum“, das 1903 in „Kaiser-Fried-rich-Museum“ und 1936 in „Städtische Kunstsammlungen“ umbenannt wurde (seit 1998 „Kulturhistorisches Museum Görlitz“). Während der Zeit des Nationalsozialismus stand dem Museum der Kunsthistoriker Dr. Sigfried Asche als Direktor vor. Er war an der Beschlagnahmung jüdischer Privatsammlungen und ihrer Aufteilung auf Museen in Schlesien aktiv beteiligt.

Eigentumsansprüche von Nachfahren jüdischer Privatsammler, die in den späten 1990er Jahren an das Kulturhistorische Museum herangetragen wurden und zu ersten Restitu-tionen führten, schärften innerhalb der Institution das Bewusstsein, dass die Sammlungs-bestände in der Zeit des Nationalsozialismus auch durch NS-verfolgungsbedingt ent-zogene Objekte erweitert worden waren. Für tiefergehende Recherchen fehlten jedoch über Jahre hinweg die notwendigen personellen und zeitlichen Kapazitäten. Daher war es das Ziel des Forschungsvorhabens, anhand der vollständig überlieferten historischen Inventarunterlagen und weitergehender Archivrecherchen die Provenienzen aller Neuzu-gänge der Erwerbsjahre 1933 bis 1945 zu ermitteln und dadurch zu klären, ob sich weitere Objekte im Bestand befinden, die zweifelsfrei NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kunst- und Kulturgut bzw. begründete Verdachtsfälle sind. Bereits bei Projektbeginn war klar, dass dabei auch die umfangreichen Kriegsverluste des Museums, die aus der besonderen historischen Situation der Teilung der Stadt Görlitz 1945 resultieren, zu berücksichtigen sein werden.

(c) Görlitzer Sammlungen