Provenienzforschung an ausgewählten Silber- & Textil-Judaica des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
Bundesland:
Bayern
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben (JMAS) wurde 1985 von Julius Spokojny, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg (IKG) und Vorsitzender der dazu eingerichteten Stiftung, gegründet. Damit sollte, so der Gründungsgedanke, ein Ort der Begegnung geschaffen werden, der Besucher:innen mit jüdischer Tradition und Religion vertraut macht und den interreligiösen Dialog fördert. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Museum zu einer kulturhistorischen Institution, die in einer Dauerausstellung neben den Grundlagen jüdischer Tradition die historische Entwicklung jüdischen Lebens in Augsburg und Bayerisch-Schwaben darstellt.

Sammlungsschwerpunkte des JMAS sind daher sowohl Alltagsgegenstände, die die soziokulturelle Entwicklung der jüdischen Bevölkerung erzählen, als auch Zeremonialgegenstände aus Silber und Textil, wie etwa Tora-Schmuck und Tora-Vorhänge sowie Objekte für den häuslichen Ritus.

Den Grundstock der Ritualgegenstände in der Sammlung des JMAS bilden Objekte aus der Region Bayerisch-Schwaben, die in den 1980er Jahren als Übergabe der IKG Schwaben-Augsburg an das JMAS gekommen sein sollen. Ihre Herkunft ist wahrscheinlich sehr unterschiedlich: Ein Teil dürfte im Zuge der Auflösung kleinerer jüdischer Landgemeinden noch vor 1933 in den Besitz der Augsburger Kultusgemeinde gelangt sein, andere sollen ihr nach 1945 als Rechtsnachfolgerin der zerstörten Gemeinden in der Region übereignet worden sein. Tatsächlich ist die Provenienz jedoch bei vielen Objekten nicht geklärt. So fehlen bei einem Großteil des Bestands genaue Kenntnisse über die Besitzverhältnisse sowohl in der unmittelbaren Vorkriegszeit als auch während des Nationalsozialismus. Ursachen dafür sind die fast vollständige Zerstörung des Gemeindearchivs der IKG durch die Gestapo sowie die Vernichtung oder das Verschwinden der Gemeindearchive der meisten jüdischen Landgemeinden in der NS-Zeit.

Nach einer ersten Bestandsaufnahme konnten 160 Objekte aus dem Bereich der Silber- und Textil-Judaica ausgemacht werden, deren Provenienz erhebliche Lücken aufweist. Daher gilt es die Herkunft des ausgewählten Bestandes systematisch zu prüfen, die Geschichte und Eigentumsverhältnisse insbesondere in der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu recherchieren und möglichst lückenlos zu dokumentieren.

Ein aktueller Stand zum Thema Provenienzforschung soll sich daher schon während des Projektes auf der Website des Museums befinden, über laufende Ergebnisse wird zudem im Museumsblog berichtet, bzw. an die Medien kommuniziert werden. Neben dem Einfließen der Erkenntnisse, in die in den nächsten Jahren neu zu konzipierende Dauerausstellung soll nach Abschluss des Projektes zur Provenienzforschung zunächst eine Online- Ausstellung die Erkenntnisse des Projektes einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Zudem ist nach Beendigung der Renovierungsarbeiten eine Sonderausstellung geplant, die die Erkenntnisse der Provenienzforschung anschaulich darstellt.

(c) Jüdische Museum Augsburg Schwaben