Provenienzforschung im Jüdischen Museum Westfalen

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Jüdisches Museum Westfalen
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Thomas Ridder

Tel.02362 45279

E-Mailridder@jmw-dorsten.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Chanukka-Leuchter, Thoratextilien oder kostbare Gebetbücher Objekte erzählen Geschichte(n) und sind im Jüdischen Museum Westfalen in der Dauerausstellung und regelmäßigen Wechselausstellungen zentrale Anknüpfungspunkte, um Besucher:innen jüdische Geschichte, Kultur und Religion zu vermitteln. Das Fundament dieser Arbeit bildet die umfangreiche Judaica-Sammlung des Hauses sowie ein antiquarischer Buchbestand.

Die Anfänge der Sammlung des Jüdischen Museums Westfalen liegen in den Jahren zwischen 1987 und 1991: Engagierte Bürger:innen konnten damals mit Förderung durch die „Nordrhein-Westfalen Stiftung und private Sponsoren signifikante jüdische Zeremonialobjekte und Bücher über den Auktionsmarkt und Antiquitätenhandel erwerben und damit das Fundament des Museums legen.

Zur Erforschung dieses Bestandes startete das Jüdische Museum Westfalen im Juni 2020 ein durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste zunächst für ein Jahr gefördertes Provenienzforschungsprojekt, das im Juni 2021 noch einmal um ein halbes Jahr verlängert werden konnte.

Seit Projektbeginn führten die Recherchen zu erfolgreichen Resultaten und stellen weitere Erkenntnisse in Aussicht. So erhärtete sich bei einigen Gegenständen aus der Sammlung der Verdacht, dass es sich um Objekte handelt, die ihren jüdischen Eigentümer:innen zwischen 1933 und 1945 geraubt wurden, unter Leidensdruck zwangsveräußert oder bei Deportation zurückgelassen werden mussten.

Im Rahmen des Forschungsprojektes konnte festgestellt werden, dass dabei unterschiedliche Entzugsvarianten vorliegen: So lässt sich bisher der Bücherraub aus jüdischen Gemeindebibliotheken nachweisen oder ein Fall der Beschlagnahmung von Synagogeninventar. Dabei handelt es sich um eine einzigartige Thorabedeckung, die der jüdischen Gemeinde Leipzig im Jahre 1925 von einer jüdischen Leipzigerin gestiftet wurde. Auch Gegenstände aus jüdischem Hausrat sowie Fälle von zurückgelassenen und verwaisten Objekten infolge von Flucht und Deportation förderten die Recherchen zu Tage. In dieser Hinsicht konnten durch die bisherige Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte auch erste Restitutionen erfolgen, beispielsweise im Falle eines jüdischen Gebetbuches aus dem Jahre 1851.

Die bisherigen Ergebnisse präsentiert das Museum aktuell in öffentlichkeitswirksamer Form in der hauseigenen Sonderausstellung „Auf der Suche nach der verschollenen Identität (27. Juni 31. August 2021).

Das Jüdische Museum Westfalen freut sich über die Möglichkeit, die bisherigen Forschungen fortführen zu können, den eigenen Auftrag als Museum weiter zu reflektieren und anstehende Restitutionen realisieren zu können.

(c) Jüdisches Museum Westfalen.

Ausstellungen:
Auf der Suche nach der verschollenen Identität