Provenienzforschung städtischer Kunstbesitz

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Städtische Galerie Karlsruhe
Bundesland:
Baden-Württemberg
Ansprechpartner:
Dr. Claudia Pohl

Tel.+49 (0) 721 133 442 3

E-MailProvenienzforschung@kultur.karlsruhe.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Im Fokus des am 1. Juni 2016 begonnenen Projektes standen Erwerbungen der Stadt Karlsruhe, die im belasteten Kunsthandel in der Zeit des Nationalsozialismus getätigt wurden und sich im Inventar der Städtischen Galerie nachweisen lassen. Allein knapp die Hälfte aller 42 Werke stammt aus Versteigerungen im Kunsthaus Wilhelm Ettle in Frankfurt am Main, womit die Frage nach dessen Beziehung zu Karlsruhe virulent wurde. Hinzu kamen Erwerbungen der Stadt in Leipzig bei Carl Gustav Boerner und bei Dr. Ernst Hauswedell in Hamburg sowie - nach dem Zweiten Weltkrieg - bei Mathias Lempertz in Köln und in Stuttgart bei der Galerie Fritz C. Valentien. Neben der Frage nach den Kriterien einer städtischen Kunstpolitik während der NS-Zeit stand zugleich die Suche nach den handelnden Personen im Raum.

Die getätigten Erwerbungen galten vorwiegend Künstlern, deren Biografien mit der Stadt Karlsruhe in Verbindung zu bringen waren. Neben Ludwig Dill (1848-1940) von Ettle und Carl Friedrich Lessing (1808-1880) von Boerner wurden auch Werke von Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863) gekauft, von letzterem Blätter sowohl bei Ettle wie Boerner und noch 1954 mehrere Ölskizzen im Kunsthaus Lempertz, Köln.

Diese Feststellung warf zudem die Frage nach Allianzen in der Stadt auf, existierten doch bereits seit dem 19. Jahrhundert vor Ort zwei Institutionen - die Badische Kunsthalle und die Großherzogliche Akademie der Bildenden Künste - die sich in Hinblick auf ihre Gründungsgeschichte für die jüngere Vergangenheit zuständig sehen konnten, zumal die Stadt über kein eigenes Ausstellungshaus verfügte. Erwerbungen von Franz Reder-Broili, Nicolas Gilles und Christian Sell, die nicht ins Schema einer möglichen Sammlungskonzeption mit Regionalbezug passten, kamen hinzu.

Projekt in Zahlen

Die insgesamt 42 untersuchten Werke (Gemälde und Zeichnungen) verteilen sich auf 20 Künstler.

Am Beginn des Projektes wurden alle 42 Erwerbungen der Stadt im belasteten Kunsthandel zwischen 1938 und 1945 nach der vom Deutschen Zentrum Kulturverluste vorgegebenen Farbskala in die Rubrik orange aufgenommen. Von 6 Werken, die als Verluste bzw. Abgänge eingestuft werden mussten, konnten 3 Werke nicht bearbeitet werden, die anderen 3 ließen sich durch Recherchen in die Kategorien grün (1) und in die Kategorie gelb (2) einordnen. So verbleiben nach der Klärung von insgesamt 24 Werken 15 Werke, die nunmehr in die Rubrik gelb überführt wurden; s. Werkliste und Farbskala.

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NSverfolgungsbedingten Hintergrund aus, eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig: 24

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt, es bestehen Provenienzlücken oder ist nicht zweifelsfrei unbedenklich. Die Herkunft muss weiter erforscht werden: 15

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 bedenklich, da Hinweise auf einen Zusammenhang auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug vorliegen. Die Herkunft muss dringend weiter erforscht werden: 0

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig belastet. Neben der Suche nach heutigen Erbanspruchsberechtigten ist eine Meldung in die Lost Art-Datenbank einzustellen: 0

Transparenz

In Absprache mit der Leitung der Städtischen Galerie Karlsruhe fand am 21. März 2018 ein öffentlicher Vortrag zur Sammlungsgeschichte und dem Stand der Provenienzforschung am Hause statt; s. Anlage 01 / Vortrag.

Nach Abgabe des Abschlussberichtes soll die Datenbank (Access) und Website der Städtischen Galerie aktualisiert werden. Da sich die Mehrzahl der untersuchten Werke im Depot befindet, sind Einzelpräsentationen im Sammlungsbereich geplant, die jeweils im Monatsprogramm der Städtischen Galerie als Sonderveranstaltung angekündigt werden können.

(c) Städtische Galerie Karlsruhe