Provenienzforschung zu ausgewählten Beständen des Kunstmuseum Marburg

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Susanne Ehlers M. A.

PositionProvenienzforschung

Tel.06421 28-22633

E-Mailsusanne.ehlers@uni-marburg.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte wurde 1927 gegründet. Mit den ersten Schenkungen zur Gründung des Hauses von namenhaften Künstlern, wie Alexander Kanoldt, Käthe Kollwitz und Oskar Moll, hält sich der Schwerpunkt der Sammlung auf moderne und zeitgenössische Kunst bis heute.

Von dem Bestand der 1.356 Gemälde wurden 294 im Zeitraum zwischen 1933 und 1945 erworben. Zwei Gemälde, die 1936 angekauft wurden, stammen direkt aus einer jüdischen Familie. Bei der ersten Sichtung konnte ein weiteres, 1986 angekauftes Gemälde diesem Kontext zugeordnet werden.

Zudem ist bei anderen größeren Sammlungskonvoluten der Verdacht auf NS-verfolgungsbeding entzogenem Kulturgut zu überprüfen. Im Fokus steht unter anderem die Sammlung von Prof. Dr. Richard Hamann, die im Rahmen der Ausstellung "Wege zur Moderne Richard Hamann als Sammler" erstmals auch im Hinblick auf die Provenienz der Objekte betrachtet wurde. Im Zuge des Sammelns neuer fotografischer Aufnahmen für das von ihm gegründete Bildarchiv Foto Marburg, Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte, führte sein Weg als Mitarbeiter im Kunstschutz in das besetzte Belgien und Frankreich. Es ist daher möglich, dass er dort für seine private Sammlung Objekte erwarb, die später Universitätsbesitz wurden. In der Sammlung von Richard Hamann befinden sich unter anderem Werke von Charles Braque, Gustav Courbet und Christian Rohlfs.

Im Rahmen des zweijährigen Projektes sollen um die 150 Gemälde bearbeitet werden. Einen weiteren Schwerpunkt der Forschung bildet die Rekonstruktion der Erwerbungsgeschichte zwischen 1933 und 1945 in den historischen Kontext. Die handelnden Akteure, die mit dem Universitätsmuseum direkt oder indirekt in Verbindung standen, werden näher beleuchtet. Zu nennen sind vor allem Ernst von Hülsen, Kurator der Universität; Albrecht Kippenberger, Direktor des Museums; und Hans Krawielitzki, Landrat des Kreises Marburg sowie Kreisleiter der NSDAP.

Erste Ergebnisse, Zusammenhänge und Reflektionen werden am Tag der Provenienzforschung im Rahmen einer "Kunstpause" und im Herbst in einem "Bilder-Dialog" der Öffentlichkeit präsentiert.

© Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg