Provenienzforschung zu Sammlungsobjekten aus dem Königreich Benin

Förderbereich:
Koloniale Kontexte
Zuwendungs­empfänger:
Museum der Weltkulturen
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Julia Friedel

Tel.+49 69 212 31313

E-Mailjulia.friedel@stadt-frankfurt.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Im Fokus des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsvorhabens standen 57 Objekte aus dem Königreich Benin (Nigeria), die sich in der Sammlung des Weltkulturen Museums in Frankfurt befinden. Das 6-monatige Projekt zielte darauf ab, die Provenienz dieser Objekte genauer zu untersuchen und die unterschiedlichen Erwerbsumstände zu rekonstruieren. Insbesondere wurde versucht zu klären, ob und welche Objekte im Kontext der sogenannten britischen „Strafexpedition 1897 nach Europa und schließlich in das damalige Völkermuseum gelangten.

Von ca. 14.000 Objekten aus Afrika wurden im Frankfurter Museum 57 mit dem geographischen Bezug „Königtum Benin, Nigeria inventarisiert. Zwar wurden Teile dieses Konvoluts von Benin-Objekten in verschiedenen Ausstellungen und Publikationen präsentiert, doch wurden ihre Erwerbskontexte bislang kaum thematisiert. Die Erforschung der Objektbiografien wurde durch die Geschichte des Museums erschwert: Zum einen gehen die Sammlungen des Weltkulturen Museum zurück auf Bestände anderer Institutionen in Frankfurt. Zum anderen ist die Quellenlage zu den Objekten durch den großen Verlust des hauseigenen Dokumentenarchivs während der Bombardierung Frankfurts im Zweiten Weltkrieg sehr eingeschränkt. Die noch vorhandenen Archivunterlagen des Museums enthalten darüber hinaus nur wenige Details, wie die Benin-Objekte in die Sammlung gelangten.

Um möglichst umfassende Ergebnisse zu erzielen, war es nötig, auch Dokumente weiterer Museen und Archive u. a. in Berlin, Hamburg oder London zu recherchieren und die Sammlungsobjekte des Weltkulturen Museums mit Objekten anderer Institutionen zu vergleichen. Dadurch war es möglich, zu den meisten Vorbesitzer*innen Biografien zu erstellen. Im Detail zu rekonstruieren, unter welchen Umständen die Objekte erworben wurden und durch welche Hände sie gingen, blieb jedoch schwierig. Zwei Objekte, die durch den Händler W. O. Oldman in die Sammlung kamen, konnten eindeutig als Teil der Beute von 1897 identifiziert werden. Dieser Kontext kann für weitere Objekte der Sammlung nicht ausgeschlossen werden. Um die Beziehungen zwischen Akteuren, die mit geplünderten Objekten handelten, zu verdeutlichen, wurden daher zusätzlich die Händlernetzwerke in London und an der Küste Nigerias ab 1897 dargestellt.

Die Forschung wurde von der Kulturwissenschaftlerin Audrey Peraldi im Auftrag des Weltkulturen Museums durchgeführt. In der Ausstellung „Benin. Retrospektive/Perspektiven wurden die Ergebnisse und bleibenden Fragen präsentiert und sollen als Ausgangspunkt für den vertiefenden Austausch mit nigerianischen Partner*innen dienen.

(c) Museum der Weltkulturen