Provenienzrecherche/-forschung Kunstsammlung Jena

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Kunstsammlung Jena
Bundesland:
Thüringen
Ansprechpartner:
Erik Stephan

Tel. 49 (0) 3641 498 266

E-Mailerik.stephan@jena.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
Beschreibung:

Die Kunstsammlung Jena hat erstmals im Jahr 2014 die Möglichkeit genutzt, die eigenen Bestände systematisch auf ihre Provenienz zu untersuchen. Aufbauend auf die Sammlung des Jenaer Kunstvereins, die dieser in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zusammentragen konnte und die später in den Besitz des Stadtmuseums überging, befinden sich heute Werke unterschiedlichster Herkunft im Besitz der Kunstsammlung.

Die Provenienzrecherche soll nicht nur Gewissheit darüber verschaffen, ob sich Werke aus NS-Raubgut unter den Sammlungsgegenständen befinden. Vielmehr soll auch der Kenntnisstand über die eigene Sammlung erweitert und bestehende Wissenslücken hinsichtlich der Umstände und des Zeitpunktes der einzelnen Zugänge geschlossen werden.

Projekt in Zahlen

Von den zu Beginn der Recherchen im Bestand der Sammlung befindlichen 4000 Werken konnten bereits zu Beginn ca. 2900 Arbeiten ausgeschlossen werden, da sie entweder nach 1945 angefertigt wurden oder vor 1933 in die Sammlung gelangten. Alle anderen Werke, deren Provenienz dieses Merkmal nicht aufweisen, bildeten das Konvolut der „verdächtigen Werke, deren Provenienz überprüft werden musste. Dazu gehörten: Werke aus privater Herkunft durch Schenkung, Nachlass oder Ankauf, Werke aus dem Bestand des ehemaligen Kunstvereins, aus staatlichem Eigentum (Bodenreform, DDR/SBZ), aus der Sammlung des ZIMET, aus unbekannter Herkunft, Tausch von Museen, Schenkung von der Volkshochschule Jena oder des Stadtarchivs Jena. Die Aufklärung der Provenienzen dieser Werke war Aufgabe der Provenienzrecherche in der Kunstsammlung Jena.

Auflistung relevanter historischer Personen und Institutionen

Neben den überwiegend privaten Personen aus Jena und dem näheren Umfeld steht vor allem Werner Meinhof, der Geschäftsführer des Kunstvereins von 1936 bis 1940, im Zentrum der Recherchen. Dieser war nicht nur NSDAP-Mitglied, sondern auch verantwortlich für eine fragwürdige Ankaufs- und Anschaffungspolitik. Zu seinen Geschäften zählen Ankäufe bei Kunsthandlungen wie Ackermann und Sauerwein und überdies eine umfangreiche Tauschaktion mit der Galerie Nierendorf. Im Folgenden werden Personen und Institutionen aufgelistet, die eine herausgestellte Bedeutung für die Provenienzrecherche dargestellt haben:

PERSONEN:

Dr. Fritz Böckel

Eugen Buchthal

Holde Bischoff / Renate Riemeck

Max Friedland

Erich Glas (Ari Glass)

Herbert Koch

Herta Langer

Werner Lenke

Werner Meinhof

Hanns H. Stinnes

Johanna Hofmann-Stirnemann

Curt Valentin

Wienke Zitzlaff

INSTITUTIONEN:

Kunstantiquariat Ackermann & Sauerwein

Kunstantiquariat Hollstein und Puppel bzw. Reinhold Puppel, Berlin

Kunstausstellung Kühl, Dresden

Galerie Nierendorf, Berlin

Galerie am Sachsenplatz, Leipzig

Moderne Kunst, Berlin

Galerie im Stadthaus, Jena

Kunsthandlung Eckardt, Jena

Kunsthandel Schmidt, Jena

Kunstantiquariat Franz Meyer, Dresden

Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach (Schweiz)

Kunsthandel & Antiquariat Franz Peter Ruß, Bruckberg

Ladengalerie, Berlin

Kunsthandel Fichter, Frankfurt

Auktionshaus Wendl, Rudolstadt

VEB Antikhandel Gera/Weimar

Galerie Rolf Ohse, Bremen

Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf

Galerie Brumme, Mainz

Dr. Habeck Kunsthandel GmbH, Aukrug

Transparenz

Auf dem Halbjahrestreffen des Arbeitskreises für Provenienzforschung e.V., das im April 2015 in Weimar abgehalten wurde, konnte das Projekt zum ersten Mal umfänglich der Öffentlichkeit in einem Vortrag vorgestellt werden. Ein schriftlicher Beitrag dazu erschien im Thüringer Museumsheft, Nr. 1/2015 mit dem Titel „Vermerk ‚Herkunft unbekannt. Provenienzrecherche in der Kunstsammlung Jena.

Ein weiterer Vortrag zur Provenienzrecherche in der Kunstsammlung fand am 18.11.2015 im Rahmen des Themenabends Walter Dexel in der Rathausdiele in Jena statt. Überdies berichteten diverse lokale Medien über die Provenienzrecherche in Jena, so unter anderem die Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 21.03.2014 in dem Artikel „Kaum NS-Raubkunst zu erwarten.

Auf der Homepage der Städtischen Museen Jena ist die Provenienzforschung in einem eigenen Punkt aufgenommen. Eine ausführlichere Darstellung mit Fallbeispielen, Links zur Lost Art-Datenbank und dem DZK sind in Planung.

(c) Kunstsammlung Jena