Provenienzrecherche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut im Bestand der Bibliothek des Botanischen Garten und Botanischen Museums Berlin (BGBM), Freie Universität Berlin

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Bibliothek am Botanischen Garten und Botanischen Museum der Freien Universität Berlin
Bundesland:
Berlin
Ansprechpartner:
Lisa Trzaska

E-MailLisa.trzaska@fu-berlin.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Bibliothek des Botanischen Garten und Botanischen Museums Berlin (BGBM) wurde bereits 1819 gegründeten und ist heute eine der Fachbibliotheken der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Sie sammelt die Literatur zu Algen, Pilzen und Pflanzen weltweit und in allen Sprachen mit Schwerpunkten auf allgemeiner und systematischer Botanik, Pflanzengeographie und Vegetationskunde sowie auf angewandter Botanik, Arten- und Naturschutz. Als öffentlich zugängliche Spezialbibliothek für Botanik ist die Bibliothek des BGBM im deutschsprachigen Bereich führend und zählt in Europa zu den bedeutendsten ihrer Art.

Nach einem Bombentreffer auf das Museumsgebäude des Botanischen Garten in Berlin-Dahlem im März 1943 brannte die Bibliothek des BGBM aus. Der allergrößte Teil der Bestände wurde vernichtet. Für den Wiederaufbau der Bibliothek räumten „Reichstauschstelle und Beschaffungsamt der Deutschen Bibliotheken" einen Verfügungsrahmen von 1 Million Reichsmark ein, um größere Ankäufe auf dem antiquarischen Markt zu ermöglichen. Die damaligen Verantwortlichen begannen unverzüglich damit, den Wiederaufbau der Bibliothek zu organisieren. Sie bedienten sich dabei aller im nationalsozialistischen System möglichen Wege der Buchbeschaffung. Bücher, Zeitschriften und Sonderdrucke gelangten so über die Erwerbung von Nachlässen, über antiquarische Ankäufe sowohl im Inland als auch im besetzten Ausland, über die Nutzung von Einrichtungen wie „Reichstauschstelle und Beschaffungsamt der Deutschen Bibliotheken, „Reichsstelle für Naturschutz, „Dolmetscher-Lehrabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht sowie über in den besetzten Gebieten stationierte Botaniker an die Bibliothek des BGBM. Diese während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren inventarisierten Bestände stehen in erhöhtem Verdacht, NS-Raub- und Beutegut zu enthalten. Einige durch ungelöschte Bibliotheksstempel eindeutig als Beutegut ausgemachte Bestände wurden bereits aussortiert und restituiert. Doch ein Erstcheck „Provenienzforschung in universitären Sammlungen ermittelte 2018/19 einen Korpus von knapp 12.000 zwischen 1943 und 1945 beschafften Bänden und Separaten, unter denen sich mit erhöhter bis sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut befindet. In enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Provenienzforschung der Freien Universität Berlin werden im aktuellen Projekt die betroffenen Bestände systematisch auf Provenienzhinweise untersucht und Funde in der Datenbank Looted Cultural Assets dokumentiert. Durch weitere Recherche zu zweifelhaften Provenienzen soll NS-Raubgut identifiziert und gegebenenfalls an die rechtmäßigen Eigentümer und Erben restituiert werden.

(c) Bibliothek am Botanischen Garten und Botanischen Museums Berlin, Universitätsbibliothek, Freie Universität Berlin