Provenienzüberprüfung der Bestände der Stadt Emden und der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer im Ostfriesischen Landesmuseum Emden

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Bundesland:
Niedersachsen
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Träger des Ostfriesischen Landesmuseums sind sowohl die Stadt Emden, als auch die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer seit 1820" (nachfolgend „1820 Die Kunst), der viertälteste Kunst- und Kulturverein Deutschlands. Nahezu 75 Prozent des Objektbestandes im Landesmuseum ist Eigentum von „1820 Die Kunst. Die über den Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig geretteten Sammlungen beider Träger bilden mithin gemeinsam die älteste Museumssammlung in Ostfriesland. Seit 2005 werden die Bestände in einer neuen Dauerausstellung präsentiert. 2007 wurde das Museum auf der Grundlage der Richtlinien des Museumsverbandes Niedersachen-Bremen zertifiziert und ihm 2015 das Museumsgütesiegel verliehen.

In Emden gab es bis 1942/43 eine jüdische Gemeinde, deren Geschichte durch die Max-Windmüller Gesellschaft aufgearbeitet wird. Diese Gesellschaft ist eng mit dem Ostfriesischen Landesmuseum verbunden und bietet auch fachwissenschaftlichen Hintergrund und Kooperationsmöglichkeiten.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden aus Emden zahlreiche Kunstgegenstände, darunter auch die Sammlungen der Museumsträger, in so genanntes „sicheres Hinterland ausgelagert, von denen nach Kriegsende ein Großteil nach Emden zurück verbracht wurde. Im Zuge der Neugestaltung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden wurden hierzu 2006/07 Recherchen durchgeführt.

Im Verlauf dieser Recherchen ergaben sich zugleich erste Hinweise auf „NS-Raubkunst bzw. auf sog. „Hollandmöbel, denen jedoch aufgrund personeller Engpässe nicht weiter nachgegangen werden konnte.

Von den ca. 50.000 Stücken der erfassten gemeinsamen Sammlung sind seit 1998 etwa 90% in einer Datenbank grundlegend erfasst und 75% umfassend inventarisiert worden. Bis 1997 wurden jedoch keine Eingangsbücher geführt, weshalb die Provenienz der Objekte über folgende Quellen erschlossen werden muss:

- Objekte von „1820 Die Kunst: Protokollbücher der Vorstandssitzungen

- Objekte der Stadt: Quellen des Emder Stadtarchivs, hier insbesondere „Kulturamt" sowie „Kämmerei"

Dieser Datenbestand erlaubt zunächst nur die Erfassung der Zugangsdaten bzw. die Aufschlüsselung struktureller Gegebenheiten der lokalen Verfolgungs- und Beraubungspolitik des nationalsozialistischen Terror-Systems. Darüber hinaus werden in den überlieferten Akten spezifische Vorgänge beschrieben sowie Namen und Gegebenheiten genannt, die unzweifelhaft auf konkrete Fälle von verfolgungsbedingtem Entzug verweisen. Zentraler Gegenstand des Projektes ist also sowohl die Aufarbeitung der Provenienzen von Objekten aus verfolgungsbedingtem Entzug in Emden selbst, als auch der vor allem in den Niederlanden entzogenen und in Emden zur Auktion gelangten oder anderweitig verbrachten Mobilien.

(c) Ostfriesisches Landesmuseum Emden

Ausstellungen:
Komplizenschaft. Die Sammeltätigkeit von „Kunst“ und Stadt Emden während der NS-Zeit im Fokus der Provenienzforschung