Raub- und Beutegut-Recherche in der Bibliothek des Seminars für Deutsche Philologie / Bestände aus verfolgungsbedingten Zwangsverkäufen in den Bibliotheken des Seminars für Deutsche Philologie, des Skandinavistischen Seminars, der Sprachwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte der Universität

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Universität Göttingen - Seminar für Deutsche Philologie
Bundesland:
Niedersachsen
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
bis
Beschreibung:

Als Raub- und Beuteliteratur sind Bücher anzusehen, die im Zuge von Beschlagnahmungen bei verbotenen und aufgelösten Organisationen sowie bei der Enteignung von Emigranten und deportierten jüdischen Mitbürgern durch Organe der NSDAP sowie des Staates geraubt bzw. in den während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten erbeutet wurden. Große Teile dieser Buchbestände wurden vernichtet, andere finden sich aber heute noch in wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Ermittlung und Restitution dieser Bestände ist als wichtiges Forschungsthema erkannt, dem sich das Projekt widmet.

Einen Ausgangspunkt der Forschungsinitiative bildeten Hinweise auf nationalsozialistisches Raub- und Beutegut aus den Jahren 1933 bis 1945, die sich während der Vorbereitungen der Ausstellung ... und euch zum Trotz, die im Mai 2008 im Alten Rathaus gezeigt worden ist, ergaben. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek hat daraufhin ein umfassendes Forschungsprojekt zur Ermittlung und Restitution von in der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig erworbener Literatur begonnen.

In enger Kooperation damit verfolgt das Projekt am SDP die Fragestellung, inwiefern sich auch in den Bibliotheken des Seminars für Deutsche Philologie und des Skandinavischen Seminars unrechtmäßig erworbene Raub- und Beuteliteratur ermitteln lässt.

Das Forschungsprojekt nahm nach einjährigen Recherchen seine Arbeit am 15. Juni 2009 unter der Leitung von apl. Prof. Frank Möbus auf. Eines seiner Ziele ist es, die Ergebnisse der Provenienzrecherchen in den Online-Katalogen der Bibliotheken und der internationalen Lost Art-Datenbank zu dokumentieren, damit schließlich auch eine Restitution geraubter oder erbeuteter Bücher möglich werden kann. Außerdem sind flankierende Publikationen, Lehrveranstaltungen und ein Symposion geplant.

Das Projekt wurde in den Jahren 2009/10 von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers für den Zeitraum von einem Jahr mit rund 67.000 € gefördert. Die Stiftung Niedersachsen unterstützte das Projekt mit einem Betrag von 10.000 €; die Philosophische Fakultät stellte großzügige Mittel zur Beschäftigung studentischer Hilfskräfte bereit.

Im Sommer 2010 wurde das Projekt wiederum durch eine umfangreiche Fördermaßnahme der Arbeitsstelle für Provenienzforschung zunächst bis Mitte 2011 verlängert, auch deshalb, weil sich aus den Ergebnissen des ersten Forschungsjahres zum Teil weit reichende Konsequenzen auch für andere Institutsbibliotheken nicht nur in Göttingen ergeben haben.

(c) Universität Göttingen - Seminar für Deutsche Philologie